DgSH – Der Sofa Report, Teil 5
Text: Ko:L
Bild: SF/Daniel Ammann
Es war Emil Steinberger, der den Auftakt zur vorletzten Sendung Die grössten Schweizer Hits (DgSH) machte – als exklusives TV-Comeback. Schweizer Urgestein, Riesen Hit – aber auch er: Leider nicht viel neues. Aber keine Angst – ich will hier nicht lebende Legenden in Frage stellen. „Stadt & Land“ lautete das Motto der letzten Sendung vor dem grossen Finale vom 30. November. Unter den Nominierten fanden sich dieses Mal so illustre Titel wie „Dr Gämsjäger“, „Bloss e chliini Stadt“, „Louenesee“, „Dr Daneli“ oder „d'W-Nuss vo Bümpliz“, „d'Stadt“ oder Bligg mit der Streichmusik Alder mit „Volksmusig“. Nach der Pflege der gutfreundschaftlichen Beziehung zwischen den Medienhäusern SF und Ringier mit einem flotten Werbespot für den Erhalt von Radio Energy gabs zum ersten Mal grosses Musik-Kino: Stefanie Heinzmann präsentierte unplugged und – man staune! - live ein Medley ihrer grössten Songs. Nein, sie ist definitiv nicht umsonst eine der angesagtesten Musikerinnen der jüngsten Schweizer-Generation.
Zum Glück waren noch ein paar Freunde mit dabei, beim DgSH schauen; so hatte ich die Möglichkeit, den alten schwarz-weiss Einspielern mit gepflegter Konversation auszuweichen. Trotzdem: Bei Heidi wurden sogar wir nostalgisch... Die erste Musikerrunde überhörten wir, primär aus alterstechnischen Gründen, geflissentlich und auch der „Showblock“ über unsere lieben Politiker bestärkte mich in der Frage, ob wir bei einer allfälligen Neuauflage von DgSH wirklich wieder dabei sein werden. Denn: Nach gut dreiviertel Stunden Sendung hatten wir wohl noch keine zehn Minuten Musik gehabt...
Die Hujässler, Christine Lauterburg & Aërope und Max Lässer und das Überlandorchester luden mit einem Medley zu einer volksmusikalischen Welt- und Zeitreise gespickt mit allerlei grossen Hits. Avantgardistisch wars, und definitiv nicht mehrheitsfähig – aber zweifellos anspruchsvoll und in gewisser Weise ein künstlerisches Highlight der Sendung. Ganz im Gegensatz zum nächsten Rückblick auf Sendungen, dieses Mal mit wahnsinnig tollem Material aus Karussell oder Heidi Abels Tiervermittlung. So kam es, dass selbst mit dem zweiten Musikblock nach einer Stunde noch nicht ein Viertel der gesamten Sendezeit der Musik gewidmet worden war.
„'Louenesee' erwischte uns auf dem linken Fuss“, gestand Spans Schöre Müller derweil im Smalltalk mit Moderator Epiney, „wir hätten nie damit gerechnet, dass es einmal so ein grosser Song wird.“ Besonders bemerkenswert dabei, dass die Nummer selber nie in den Charts auftauchte. Noch bemerkenswerter war am letzten Sonntag allerdings, dass das Basler „Martinsglöggli“ überhaupt den Sprung unter die Nominierten schaffte. Es sei an dieser Stelle gerne noch einmal geschrieben: „Ewigi Liäbi“, letztes Jahr im Finale noch nie Nummer 2, tauchte heuer DgSH nicht mehr auf. Aber: Nein, niemand hat gesagt, die „Fachjury“ bestehe mehrheitlich aus Baslern.
Lockstoff forderten im Newcomer-Medley „Immer schnäller, höcher, witter“ und Gustav bestärkte sie, „Ton Chemin“ zu gehen; während Phenomden sie Ruhe behielt und bekannt ga: „I stah da“. Wenigstens stimmt der Blick in die musikalische Zukunft rosig... Dann war Zigi-Pause angesagt. Für Stadt und Land war mir irgendwie zuwenig na... Als Kachelmann erklärte: „Come down from the mountains or you will be dead by saturday morning.“ Ich verkneife es mir jetzt sehr bewusst, einen Zusammenhang zwischen diesem Zitat und DgSH zu suchen. Denn Yves Larock rückte mit seinem Floorfiller „Rise up“ den Fokus wenigstens wieder auf das musikalische Schaffen der Schweiz. Und Göläs „Stadt“ oder Bligg mit den Alders – beides Nummern, die noch kein Jahr alt sind, bewiesen, dass man eben allen Unkenrufen zum Trotz auch mit wirklich neuen Songs weit kommen kann bei DgSH und damit auch in der Gunst des Schweizer Publikums.
Und weil zu jeder Sendung ein schöner Rahmen gehört, kam gegen Ende der Sendung noch einmal Emil Steinberger zu Ehren. In Sachen Musik wurde am Sonntag Abend nach dem Auftritt von Bligg mit Tamara Roos und Hackbrettspieler Nicolas Senn schliesslich Ruedi Walter mit „Dr Heiri het es Chalb verchouft“ als Gewinner des Tages bekannt gegeben. Er holte im Voting vor Patent Ochsner mit der „W.Nuss vo Bümpliz“ und Gölä mit „D Stadt“ quasi mit einem Zufallsmehr die meisten Stimmen. Damit tritt Ruedi Walters Songs am 30. November Oesch's die Dritten, Baschi, Peter Reber, Gotthard gegeneinander um den Einzug in die von SF und der DgSH-Redaktion aus der Taufe gehobene Hall of Fame an.