Drüklang – Z’fridä (Nation Music)

Text: Bäumli
Bild: Cover
Es wimmelt von Bitches und Pimps, die bösem Blick und Blunt im Mundwinkel die Umgebung mustern. Mit Pitbull an der Leine und New Era Cap auf dem Kopf ziehen sie durch ihre Hood, dealen Wheed und Koks und dissen jede und jeden der es wagt, ihren Dunstkreis zu nur schon zu streifen. Gangsterrapper, deren Songtexte von schlechten Lebensumständen und Gewalt handeln, schiessen wie Pilze aus dem Boden. Die Schweiz wird zum Ghetto erklärt. Es scheint, als verliere ein Grossteil der Jugend mehr und mehr den Bezug zur Realität. An dieser Stelle tritt nun Drüklang auf den Plan: „Mir händ kei Luscht eus vo all dem negativä Scheiss abäziäh z’lah, eus schtändig z’beklagä und z’jammärä, will eigentlich git’s so viel positivs im Läbä wo mä sich chan dra hebä, s’törff au mol gseit wärdä wenn’s eim guät goht, oder?! Mir sind z’fridä!“. Und so haben die vier Jungs dieses Release dann auch schlicht und einfach mit dem positiven Attribut „Z’fridä“ betitelt.
CD-Cover: Drüklang - Z'fridä
Los geht’s mit dem Titelstück, das von einem funky-ass Gitarren-Loop und den lockeren Flows der beiden Protagonisten am Mic – Merlo und Trickster – vorangetrieben wird: „Mir sind verwöhnt i dä Schwiiz händ eus gwöhnt a das Läbä, seisch ‚Live’s a bitch’, denn aber di schönscht woni kännä!“. Veredelt wird dieser Track von passenden Vocal-Cuts vom Crew-DJ Juras. Einzig die Bassline bereitet mir ein wenig Kopfzerbrechen. So frag ich mich ob ich vom letzten Schaumbad, das ich genossen habe, noch die einte oder andere Seifenblase im Mittelohr hängen habe, da ich mit den Harmonien des Basslaufs so meine liebe Mühe habe. Aber sei’s drum, schlecht ist der Track deswegen sicher nicht. Weiter geht’s dann mit der wunderschön souligen Nummer „Acht bis foif“, wo Merlo und Trickster ihre opportunen Ansichten zum Thema ‚Arbeitswelt’ kund tun: „(Merlo) Ehrlich ich han kei Bock meh uf acht-bis-foif, verdiänä zwar nüm so viel aber äs macht mär Freud, jedä Song jedäs Konzärt jedi Nacht mit eu, wott niä müässä dankä a verpassti Träum. / (Trickster) Hey mir egal vo mir us acht-bis-foif, Hauptsach gnuäg Lohn und äs macht mär Freud, näbädbii no Konzärt di ganzi Nacht mit eu, han niä was bereut will ich pack diä Träum.“ Mit sehr viel Soul und Herzblut geht’s auf „Ein Teil vo mir“ weiter. Nicht mitnicken zu diesem Beat ist schlicht und einfach unmöglich. Dieses Drumset, diese Bassline, die Keys und die Cuts und diese Raps – eine Ode an wirklich gute Freunde – sind wirklich was vom besten, was ich bis anhin aus der Ecke ‚Schweizer Rap’ gehört habe. Und auf ein Highlight folgt dann gleich das nächste. Im Song „Freiheit“ werden zum ersten Mal melancholischere Töne angeschlagen: „Will eigentlich händ mir’s jo guät i dem Land, Meinigsfreiheit und so das muäsch goh suächä verdammt […] chasch din Job wächslä dä Gott wächslä jedä Mittag uswählä was wottsch ässä, all dä Pessimischtä söttsch mol dä Chopf wäschä“. Zeilen wie diese werden vom Drüklang-Beatschmied Flint mittels Akustikgitarre, Pianobreak und Perkussion perfekt vertont. Und dann wird wieder gebounct was das Zeug hält. Der Track „Live“ soll dem Zuhörer das Gefühl eines Auftritts vermittelt, was definitiv gelingt: „Wenn mir sägäd ‚Drü!’ denn sägäd ihr ‚Klang!’“ Drüklang! „Halb voll“ heisst der nächste Titel auf „Z’fridä“. Dieser Song schlägt wieder ruhigere Töne an und fährt die ersten Features auf. So veredeln Supastition und Eternia zusammen mit Merlo und Trickster mit ihren Gründen, weshalb ihr Glas eben nicht halb leer, sondern eben halb voll ist, Flint’s Piano-Loop. Der letzte reguläre Track vor dem „Usklang“ ist dann ein Remix von „Gueti Ziit“, einem Song, der in der Originalfassung auf Merlo’s Solodebut „Ziitlos“ zu finden ist und mit Hilfe von Dodo noch eine paar Reagge-Vibes in die guten Schweizer Stuben bringt. Ja – Merlo, Trickster, DJ Juras und Flint ist es zweifelsohne gelungen, eine gute halbe Stunde pures Hörvergnügen auf einen Silberling zu brennen und so positive Energien in die Herzen der Zuhörer zu beamen. Und wer Drüklang noch nie live on stage erlebt hat, dem sei gesagt: Du hast was verpasst… weil die Jungs rocken!
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