Eldorado FM – Luke mir si di Vater

08.03.2015; Text: Nico, Bilder: Promo / Interview-Foto: Monthy

„Ich hatte ehrlich gesagt etwas Respekt vor diesem Aufeinandertreffen“, mit dieser Aussage entwaffnete ich mich zu Beginn des Interviews mit der Hip Hop Combo Eldorado FM. Eine unbegreifliche Aussage für Dezmond Dez, welcher mir sofort entgegnet, dass unser letztes Interview doch äusserst angenehm verlaufen sei. Dies trifft bei ihm, wie auch beim Interview mit Manillio bei dessen Soloscheibe durchaus zu. DOCH Männer sind ja bekanntlich anders, wenn man sie in einer Gruppe antrifft. Ob dies auch auf die Jungs von Eldorado FM zutrifft, gilt es jetzt herauszufinden. CBN erklärt ganz trocken: „Bei uns steigert sich die Intellektualität mit jedem Mitglied“, was die anderen drei lachend verneinen. Aber wird diese tiefgründige Seite, – wie wir sie von den Soloscheiben und von Glanton Gang her kennen – denn als Gruppe einfach komplett ausgeblendet? Tommy Vercetti erklärt, dass dies früher noch eher so war, dass aber ab dem 4., 5. Mixtape immer mehr auch ernsteres thematisiert und vertont wird. Was als sogenanntes „Ghüderprojekt“ (Tommy Vercettis Worte) anfing und, wo alles landete was als „zu blöd“ abgestempelt wurde, ist mit der Zeit gewachsen. Es ist lange nicht mehr nur es „umeblödele“, wurden immer wie inhaltlastiger.„Luke mir si di Vater“ beinhaltet nebst tiefgründigeren Songs auch viel Spass und der darf bei den vier Rappern auf keinen Fall fehlen, denn dieser gehört einerseits bereits zur Mixtape-Tradition und ist – für jeden der das Vierergespann schon einmal erlebt hat – sowieso nicht wegzudenken.

„Im Vergleich zu meinem Soloprojekt ist es hier im Gruppenumfeld für mich einfacher, da ich mich um weniger Dinge kümmern muss und somit die Verantwortung durch vier geteilt wird. So habe ich mehr Zeit für Spass.“ und Manillo fügt lachend hinzu, dass er – wenn etwas schief läuft – die Schuld immer an CBN abschieben kann. Es ist definitiv einfacher, wenn nicht eine Person alleine die ganze Verantwortung auf den Schultern tragen muss und wichtige Entscheidungen zusammen getroffen werden. Trotzdem übernimmt doch in jeder Gruppe jemand die Leaderfunktion oder?! Nope, nicht so bei den vier Starwars Fanatikern, wie mir Dezmond Dez erklärt: „Nein, ich würde nicht sagen, dass wir per se einen Leader haben...“ „...was zum Teil auch ein Problem ist, es wäre sicherlich oft einfacher, wenn jemand das Sagen hätte“, wirft Manillo wie aus der Pistole geschossen ein. CBN gesteht, dass Effizienz definitiv keine ihrer Stärken sei, was alle mit grölenden Lachern unterschreiben. Beim zweiten Nachfragen wird mir aber verraten, dass sich bei der Arbeit des am Freitag erschienenen Albums doch der eine oder andere Songzuständige herauskristallisierte. „...im Sinn von jemand hat eine Idee gebracht...wenn diese Idee von den anderen wohlwollend aufgenommen worden ist, hat man sich in 90% der Fälle danach gerichtet und hat zusammen auf das herangearbeitet., erklärt CBN. Und, obwohl man sich in der Gruppe durchaus auch einmal zurück nehmen muss und sich dem Entscheid der Mehrheit anpassen muss, möchten die Rapper den Gruppenflow auf keinen Fall missen.

Natürlich gibt es auch beim Alleingang Vorteile, bei denen sich alle einig sind: Du bist dein eigener Chef und kannst deine Vorstellungen umsetzen ohne Kompromisse eingehen zu müssen. CBN, der vierte im Bunde ist soeben mit der Aufnahme seines Soloalbums beschäftigt. „Die Studioarbeit zu meinem Soloprojekt und den Arbeitsprozess nur mit mir selbst geniesse ich extrem. Wenn ich mir aber vorstelle, dass ich danach alleine durch die Schweiz touren muss, um mein Schaffen den Fans zu präsentieren, dann ist dies ehrlich gesagt nicht so ein grosses Glücksgefühl für mich.“ und der Ostschweizer gesteht weiter, dass die Konzerte zu viert für ihn fast der Hauptgrund seien, weshalb er eben doch nicht nur alleine vor sich hinrappt. So entgeht seinen Lippen auch noch eine Liebeserklärung an seine Jungs: „Ich rappe richtig gerne, aber wenn ich mit anderen Leuten rappen müsste, würde ich wahrscheinlich damit aufhören!“ Es ist doch, wie in jeder guten Beziehung. Man freut sich, wenn man am Abend nach Hause kommt und da schon jemand auf einen wartet, mit dem man kocht, isst und den Abend geniesst. Aber mal ehrlich, wer freut sich nicht auch einmal über einen Partnerlosen-Abend?! Du kannst kochen, wonach DU Lust hast und dazu die Musik hören, die DU magst…. Es hat eben beides sein Gutes.

„Wenn das hier meine Solo-Tournee wäre, würde ich richtig nervös sein und hoffen, dass die Konzerte gut besucht werden. Jetzt bei der Eldorado Album Tournee ist mir das alles relativ egal.“, so Manillo, welcher sich natürlich sehr darüber freut, wenn die Konzerte ausverkauft sind und alles gut läuft. Aber seine Freude zählt in erster Linie dem Spass, den sie zusammen auf und neben der Bühne haben. Seine drei Freunde stimmen dem einstimmig zu. Das sich die Angst vor zu wenig Besucher in Grenzen hält, könnte aber auch daran liegen, dass jeder der vier seine Fans mitbringt. Was die Gruppe jedoch so nicht ganz unterschreibt. „Ich glaube es ist ein Argument, dass man eher eine Show mit vier Charakteren auf der Bühne besucht, aber ich würde nicht unbedingt behaupten, dass Fans des Solokünstlers auch automatisch ein Eldorado FM Konzert besuchen.“, so CBN. Natürlich sind da auch die Anhänger, die nur für Eldorado FM fanen, Tommy Vercetti spricht hierbei aber auch den Einfluss der Mix-Tapes an, welche bis jetzt kostenlos gedownloadet werden konnten: „Ob jetzt 10'000 Leute unsere Musik kostenlos hören könne oder nur die 2'000, die es gekauft haben, ist ein extremer Unterschied.“ Bei „Luke mir si di Vater“ handelt es sich um das erste Album der vier, welches kostenpflichtig erworben werden muss. Manillo erklärt wie es dazu kam: „Ich habe gefunden, ich würde meine Zeit lieber in Rap investieren, der von eigenen Beats getragen wird und nicht mehr von geklauten Beats untermalt werden muss.“ Getragen von den Vorreitern Lo & Leduc konnte Manillo die Jungs von seinem Vorschlag überzeugen. Eigene Beats sind jedoch mit mehr Kosten verbunden, sodass sich die Crew dazu entschieden hat, dem Album die Wertschätzung zu gebühren, die es als solches auch verdient.

Der Solothurner musste anhand seines Alleingangs „Irgendwo“ feststellen, dass ein Album nicht gleichzeitig mehr Anerkennung bedeutet: „Wir haben Mix-Tapes gemacht, an denen wir beispielsweise 2 Monate gearbeitet haben, und dann kommen Leute auf dich zu, die dir sagen, sie fänden deine Soloscheibe, an der ich zwei Jahre geackert habe, nicht so toll, sie fänden Eldorado einfach besser.“ Auch, wenn die Arbeit an „Luke mir si di Vater“ schwer ins Laufen kam, da einfach jeder von ihnen noch mit Studium oder anderen Projekten beschäftigt ist, – wie Dezmond Dez verrät – möchten sie sich, jetzt nach getaner Arbeit, doch einfach gerne am Radio hören. Wie wir wissen ist das nicht ganz einfach und fürs Genere Hip Hop erst recht nicht. „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir versucht eine Radiosingle zu machen und zwar eine eiskalte Radiosingle.“ Ich persönlich hätte mich höchstwahrscheinlich für „Zrugg im Quartier“ entschieden, was die Gruppe auch schon von anderen gehört hat. „Eine Radiosingle hat auch immer einen sprachlichen Aspekt, nicht nur einen musikalischen“, so Tommy Vercetti. Wikipedia würde dies so erklären: Die Songtexte von Eldorado FM beinhalten einfach zu viele Fluchwörter. Das kannst du am Radio nicht spielen. Radio SRF 3 konnte aber glücklicherweise doch nicht auf die vier verzichten und so ist seit letzter Woche „Erst Zug“ auf ihrer Playliste zu finden. Leider ist der Song etwas lang, sodass das Radio kurzerhand Tommys Part herausgeschnitten hat – ganz zum Leid des Rappers. Manillio hingegen fragt sich nun, ob Tommy für den Song nun überhaupt Suisa-Geld berechtigt ist.