Wie Wasser, so klar: Eliane
18.5.2012/Text: Ko:L, Bilder: Promo
Sie kann unbeschwerten Pop (“Tik Tok”) ebenso wunderbar präsentieren wie grosse und ergreifende Melodien (“Blackbird”). Eliane Müller – oder kurz Eliane – hat mit “Das grösste Schweizer Talent” (DGST) zwar eine Castingshow gewonnen, hebt sich aber mit ihrem Debut “Like the water” angenehm von der obligaten Stangenware, die derartige Genres hervorbringen, ab. Denn genauso vielschichtig, vielseitig und vielfältig wie das Wasser ist, genauso präsentiert sich Eliane auf “Like the water”. - “Ich muss beim 'Blackbird' jedesmal gegen das Augenwasser kämpfen”, sagt Eliane scheinbar beiläufig. Ein Satz, mit dem sie womöglich haargenau definiert, warum sie sich nicht wie unzählige anderer Retorten-Acts in die handelsüblich fade 08/15-Suppe schmeissen lässt. Denn: Bei Eliane stecken Emotionen mit drin, viele eigene Emotionen. “Ich glaube, es macht einen Unterschied, ob man über Wochen und Monate an einem Album schreibt, arbeitet, feilt und tüftelt oder ob man einfach vorgefertigte Songs einsingt”, sagt die sympathische Luzernerin.
Doch sie will diese Aussage nicht als Seitenhieb an ihren Mitbewerber und Sieger bei “Deutschland sucht den Superstar”, Luca Hänni, verstanden haben. Im Gegenteil: Auch wenn sie sich für den gut Schweizerischen Weg mit Ausbildung neben Musik entschieden hat und nicht wie Hänni alles zu Gunsten der Karriere aufgegeben hat, zollt sie ihm Respekt: “Ich verstehe gut, dass er alles auf eine Karte setzt – auch ich wünsche mir gerade in diesen Tagen manchmal, dass ich mehr Zeit für die Musik hätte.” Gemeint sind diese Tage, in denen sie im Vorprogramm von DJ Bobo durch die grössten Hallen der Schweiz tourt, von Interviewtermin zu Interviewtermin eilt und gleichzeitig noch die Semesterprüfungen, die vor der Türe stehen, vorbereiten sollte. “Ganz ehrlich: Ich bringe das alles nur unter einen Hut, weil ein Ende der Mehrfachbelastung absehbar ist”, gesteht sie um wenig später mit strahlenden Augen davon zu erzählen, wie unbeschreiblich das Gefühl sei, in Arenen wie der Bodenseearena in Kreuzlingen vor mehreren 1000 Leuten die eigenen Songs perfomen zu können.
Neben ihren erfolgreichen Interpretationen von „Run“ (Leona Lewis“), „Nothing Else Matters“ (Metallica) und „What you're made of“ (Lucie Silvas) sind auf “Like the Water” acht Songs zu finden, die Eliane zusammen mit Georg Schlunegger geschrieben und eingespielt hat, stehen wohl im Zeichen ihrer ganz grossen Leidenschaft für ganz grosse Balladen (“Like the water”, “A te”), lassen aber auch Raum für sommerlich leichten Pop-Appeal (“Beautiful Day”). So drängt sich die Frage auf, wo die erfolgreiche klassische Konzertpianistin sich denn in Zukunft eher sieht – im Orchester oder auf Pop-Bühnen? “Ich glaube kaum, dass mich mein Weg wieder zurück in die Klassik führen wird”, sagt Eliane. Sie hat Pop-Luft geschnuppert und will nun mehr davon. “Wir sind daran, für Herbst eine Club-Tour zusammenzustellen und es wäre schön, wenn ich in einem Jahr in allen Teilen der Schweiz ein paar Auftritte gespielt haben könnte.” So ganz will sie aber dem klassischen Pianospiel dennoch nicht abschwören. “Natürlich werde ich vor allem zu üben weiter klassische Stücke spielen – um das technische Level zu halten oder gar noch zu verbessern.”
Denn: Als Supertalent in dem Sinne, dass ihr die Fähigkeit zum Pianospiel einfach in die Wiege gelegt wurde, sieht sich Eliane nicht. “Ich habe viele Jahre hart gearbeitet an meinem Pianospiel”, berichtet sie, “und täglich zwei, drei Stunden geübt – oder fünf, wenn wieder einmal ein Wettbewerb vor der Türe stand.” So sieht sie den Sieg bei DGST auch ein Stück weit als Lohn für geleistete Arbeit und erlittene Entbehrungen – und freut sich darauf, jetzt endlich ihre eigenen Lieder unter die Leute bringen zu können. Angst, dass sie neben dem Hype um Luca Hänni, der am selben Tag wie sie sein Album herausbringt, untergehen könnte, hat sie dabei nicht. “Ich hoffe, dass ich die Leute mit meiner Musik begeistern kann und wäre happy, wenn ich viele CDs verkaufen könnte.” Viele positive Rückmeldungen habe sie schon erhalten und die Zuschriften ihrer Fans – von Kindern im Vorschulalter bis hin zu Senioren – zeigen, dass sie bereits heute auf eine breite Fanbasis zählen kann. Mit “Like the water” dürfte sie diese spielend vergrössern.