Eluveitie begeistern die Amis
Text: DasSchaf
Bilder:
adrenaline-pictures.ch Dies sei vorweg gesagt: Eluveitie spricht man etwa „el-veiti“ – damit alle Unklarheiten mit der Aussprache des Bandnamens bereits am Anfang vom Tisch sind. Eluveitie hat aber nicht nur einen speziell poetischen Namen, sie machen auch speziell auffällige Musik. „Du nimmst guten alten, schwedischen Melodic Death Metal, mischst gute alte, keltische Volksmusik hinzu – das ist unsere Band“, summiert Sänger Chrigel. Als Eluveitie am Rocksoundfestival Huttwil die 2nd Stage im Aussenbereich betraten, hatten sich vor der Bühne schon etliche Fans versammelt; man trotzte dem garstigen Wetter, denn Petrus meinte es nicht gerade gut und liess den Himmel weinen.
Dem Regen zum Trotz legten Eluveitie los, und die acht Musiker weckten mit ihrem fulminanten Tempo auch die letzten Lebensgeister der Masse vor der Bühne. Rasant und druckvoll präsentierte die Band ihre Musik, die sich im Bereich Pagan Metal/Folk Metal bewegt; „New Wave of Folk Metal“ liest man hierzu auf der Homepage von Eluveitie, und Chrigel erklär: „Es gibt tausend Bezeichnungen für die Stilrichtung unserer Musik, von Pagan Metal über Folk Metal und wie sie alle heissen. Wir als Band legen hierbei sehr viel Wert auf die traditionellen, akustischen Folklore-Instrumente, was ja nicht zu überhören ist. Generell ist es so, dass gerade Pagan Metal oder Folk Metal als sehr rohe Musik daherkommt, stark vom alten Black Metal beeinflusst, und meist musikalisch auf nicht sehr hohem Niveau – böse gesagt. Das ist bei uns anders. Nimmt man bei Eluveities Sound die folkloristischen Elemente weg, bleibt sehr moderner Melodic Death Metal mit Metalcore-Einflüssen übrig – und das gabs bis anhin noch nicht in dieser Form, und es gibt auch in der Szene kaum eine vergleichbare Band, die solche Musik macht. So haben wir anfänglich nur um in der Szene ein wenig Aufmerksamkeit zu erhaschen spasseshalber den Begriff „New Wave of Folk Metal“ als Bezeichnung unseres Sound eingeführt. Daraus wurde aber schnell ernst und der Begriff hat sich etabliert.“
Nicht nur der Begriff, auch die Musik von Eluveitie fand international grosse Beachtung. Gerade eben kam die Band von einer zweimonatigen Amerika-Tour zurück. Auf die Frage, wies war, rollt Chrigel erst mal die Augen: „Sehr amerikanisch! Unerträglich amerikanisch!“ Bitte? „Nur eine kleine Anekdote: unsere Drehleierspielerin trinkt sehr gerne und sehr viel Alkohol – dummerweise ist sie noch keine 21 Jahre alt, und das ist in den USA ein grosses Problem. Da gabs einen Gig, wo sie sich nur im Backstagebereich und auf der Bühne aufhalten und sonst den Club nicht betreten durfte, weil das unter 21-jährigen strengstens untersagt war, eben des Alkohol wegen.“ Natürlich hat die Band die erfolgreiche Tour aber in vollen Zügen genossen, man hat Erfahrungen gesammelt, viele Gigs gespielt, und die Musik der Schweizer Metalband kam gut an. Chrigel: „Die Amerikaner sind sehr begeistert von unserer Art von Musik, vor allem von den folkloristischen Elementen. Man kennt diese Folklore in Amerika einfach nicht, man hat keine derartige alte Kultur, auf die man zurückgreifen könnte, und wenn du den Leuten dann von Kelten oder Wikingern erzählst, dann finden die das total faszinierend; man kennt das dort einfach nicht.“
Alte Kultur spielt in der Musik von Eluveitie sowieso eine grosse Rolle. Chrigel erzählt in seinen Texten von den Kelten, von ihrer Kultur und ihrem Leben, eine moderne Art der Geschichtserzählung. Das Bedarf einiges an Recherche über diese vergangenen Zeiten, welche der Mastermind von Eluveitie mit grossem Interesse und fundiert betreibt. „Ich lese viel Literatur von den Kelten, Dinge, die vor 2000 Jahren irgendwo aufgeschrieben wurden und auch Studien, die heute über diese Kultur verfasst werden.“, so Chrigel. Daher kommt auch der poetische Name „Eluveitie“: der gallische Satz „Eluveitie“ wurde bei Ausgrabungen in eine Tonschale eingeritzt gefunden. Die gallische Sprache war die im keltischen Raum gesprochene Sprache, das Frühkeltisch, und „Eluveitie“ heisst schlicht und ergreifend: „Ich, der Helvetier.“ Helvetier sind sie, die Jungs und Mädels von Eluveitie, erobern möchten sie aber noch weit mehr als „nur“ die Schweiz. Die Kritiken für ihre Alben „Vên“ (2004), „Spirit“ (2006) und die aktuelle Scheibe „Slania“ ernteten überall überschlagend positive Kritiken.
Und obwohl Chrigel mit dem Gig am Rocksoundfestival nicht hundert Prozent zufrieden war, so waren es die Fans („Das war verdammt geil!“) und so überzeugte Eluveitie auch mich live. Mit acht Musikern auf der Bühne klingt die Band als grosse Einheit, wirkt dynamisch und bringt ihren Sound druckvoll von der Bühne. Sie hat eine ganz spezielle Ausstrahlung : wild, ungezwungen und… ja, irgendwie keltisch! Der Mix aus Metal und Folklore gelingt jedenfalls meisterhaft – und ich als Violonistin bin so oder so begeistert, auf der Bühne ein derartiges Violin-Feuerwerk zu sehen und zu hören. Eluveitie sind ein Versprechen für die Zukunft – Geschichtsunterricht kann definitiv auch Spass machen…