Es Dach überem Chopf (Faze Recordings/Muve)
Text: Monthy
Bilder: Booklet/Internet (Plakate DVD-Shop)
Ein Sampler der etwas anderen Art präsentieren die Kino-Kombo, Faze Recordings und der Musikvertrieb. Das illustre Stelldichein Schweizer PopmusikerInnen ist an sich noch nichts spezielles. Den Machern von Es Dach überem Chopf ist es aber gelungen, diese ganz speziell in Szene zu setzen. Mit spürbarer Liebe zum alten Schweizer Film ist der Sampler gemacht und doch ein Dokument zeitgenössischer Musik geworden. Dies verdankt das Projekt einerseits der Band um Oli Hartung, Hendrix Akle, Andi Hug und Jüre Schmidhauser alias der Kino-Kombo, die den Soundtrack zu den Kino-Klassikern zwar aufpeppt, aber dennoch den gewissen Varieté-Charakter erhält. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber bei näherem hinhören äusserst witzig, weil pointiert dargebracht, oder lässt einen in schwarz-weissen Erinnerungen schwelgen, die man nicht einmal wirklich hat. Jedenfalls in meinem Alter. Einige Erinnerungsfetzen an Gilberte de Courgenay habe ich noch und bin ansonsten erfreut, dass Ueli der Knecht oder der Pächter nicht interpretiert werden und damit zurück zu Es Dach überem Chopf.
Grossen Wert legten die Macher anscheinend auf die Zuteilung der Stücke und der Künstler. Und das ist gelungen, teils fast zu gut. Intro und Outro werden von niemand geringerem als Dieter Meier gelesen. Dann motzen Michi von der Heide und das ehemalige BabyJail-Schandmaul Bice Aeberli "S isch e Schand". Big Zis fühlt sich mit Teddy Freddy pudelwohl und holt viel aus einem kleinen Reim heraus, bevor erneut Michi von der Heide im "Topsy-Lied" aus dem Dällebach Kari seine kesse Seite zeigt. Die Paraderolle für von der Heide ist allerdings ganz klar "Gilberte de Courgenay". Gegensatz zur perfekten Besetzung bildet aber vorerst Polo Hofer, dessen "Ballade vom Dällebach Kari" fast zu gut passt und wie ein ironischer Abgesang auf seine eigene Karriere klingt. Den gibt es aber noch nicht, bastelt doch Polo gerade an einem neuen Album.
Resli Burri nimmt im Song "Ich mag nicht Rosenkohl" den Mund reichlich voll mit einem herrlichen Trinklied. Endo Anaconda hat genau so gut lachen wie der Teufel, was er natürlich auch gleich beweisen muss. Und Hösli liest aus den Leichenreden wiederum des Dällebach Karis. Heimlich, still und leise winden sich die Songs durch die Gehörgänge, lösen hie und da das Gefühl eines Déja-Vus oder gar handfeste Bilder und Erinnerungen aus. Die Musik ist feinfühlig, manchmal traurig, dann wieder lustig. Sämi Schneider singt "Hinter den sieben Gleisen", Büne Huber den "Holunderwein" aus dem "42. Himmel", Schmidi Schmidhauser vom "Gespensterhaus" und Claudia Bettinaglio den "Herr Lehmann" aus "Bäckerei Zürrer". Die stilvolle Umsetzung der Film-Klassiker auf CD wird zudem von musikalischen Gästen wie Hank Shizzoe, Simon Ho oder Tom Etter weiter verfeinert und ist nicht nur Nostalgikern und Kino-Freaks zu empfehlen.