In Nostalgie Schwelgen mit Famara
10.07.2012; Text: Nico, Bilder: Famara
Famara ist mir seit seinem zweiten Album "Sunlife" ein Begriff. Dass es eine Weile zurückliegt, als ich den Silberling bei einem Radiowettbewerb gewann, war mir klar, doch dass es sich bei der Weile um 11 Jahre handelt, hat mich dann doch erstaunt. Plötzlich fällt einem auf, dass die Oberstufenzeit – als die Haare noch zu Dreadlocks gefilzt waren, man sich zum Kiffen hinter dem Schulhaus versteckte und von früh bis spät Reggae hörte – länger her sind, als es sich anfühlt. Auch wenn man sich verändert hat, Famara war stets da. All die Jahre über hat mich seine Musik begleitet. Doch auch er hat sich musikalisch, wie auch optisch in dieser Zeit verändert.
Zu Anfang seiner Karriere war der Basler unscheinbarer und sah mit seinem kurzen Haar auch nicht wirklich aus, wie ein typischer Rastafari. Basler ist er selbstverständlich auch heute noch, doch hört man es ihm während den Konzerten nicht an. Mit dem Publikum wird selbst am Openair Frauenfeld englisch gesprochen und die Songs sind alle eher im afrikanischen Reggae angesiedelt. Auch die Mundarttitel werden auf der neuen Platte vergebens gesucht. Famara selbst erklärt die Veränderung so: „Ich musste feststellen, dass Mundart für ein ganzes Repertoire einfach nicht 'verhebt' und, dass ich mich mit internationaler Sprache wohler fühle. Heutzutage, wo ein Phenomden da ist, ist das sowieso nicht mehr nötig. Da ziehe ich die Leute mit meinem typischen Mondialstyle an…- denke ich jedenfalls.“
Eines hat sich über die ganzen Jahre hinweg nicht geändert. Famara tritt auf die Bühne und überträgt seine gute Laune und die Lebensfreude aufs Publikum. Von der ersten Sekunde an bringt er das ganze Reggae-Zelt zum Tanzen. Das hätte Famara im Vorfeld des Openair Frauenfeld wahrscheinlich auch nicht gedacht: „Am Anfang hatte ich schon meine Bedenken, weil es sich um ein Hiphop-Openair handelt. Aber als ich mitbekommen habe, dass es ein Reggae-Zelt gibt, hatte ich keine Angst mehr. Da wusste ich genau, die Leute, die Reggae hören wollen, die kommen unabhängig vom Hiphop dahin. Und so war es dann auch“, grinst mich der Basler an. Und das kann ich nur bestätigen - selbst Baggy-Jeans und Baseballcaps wippen mit, was das Zeug hält. Und das will doch etwas heissen.
Die Lebensfreude, die mit Reggae verrmittelt werden kann, ist ein Grund von vielen, weshalb sich Famara in diesem Genre so wohl fühlt. Es ist einfach Musik für Jedermann und Jedefrau. „Es ist eine Musik für schwarze, weisse, gelbe und braune Menschen. Es sollte einfach keine Diskriminierung dahinter sein.“, dies die Worte von einem der ersten Reggae-Musiker unseres Landes. Er musste lernen, mit Vorurteilen ihm oder seiner Musik gegenüber umzugehen und heute kann er gut damit leben, solange es nicht zu nah an ihn heran kommt. Erstaunlicherweise wurde er wegen seiner schwarzen, halblangen Dreadlocks noch nie vorverurteilt. „Da habe ich jetzt lustigerweise noch nie etwas gehört. Vielleicht kaufen es mir die Leute halt einfach ab, weil sie wissen, dieser Typ ist jetzt schon über Jahrzehnte Reggae-Sänger, da stimmt es. Vielleicht ist das mein Vorteil, weil ich bin ja nicht einer, der einfach so husch husch kommt. Wie gesagt, ich bin schon seeehr lang dabei“, erklärt sich Famara.
Ja, es sind wirklich schon einige Jahre Musikgeschichte, die der Basler auf dem Buckel – oder in diesem Fall eher auf dem Kopf – trägt. Da ist die Frage, ob es ihm denn noch nie verleidet sei, durchaus legitim. „Hast du den Eindruck gehabt gerade eben?“, folgt seine Gegenfrage. Ich verneine und er fährt fort: „ …wobei ich merke es natürlich schon. Also ich möchte in nächster Zeit schon einmal ein bisschen kürzer treten. Einfach zwei, drei wichtige Konzerte geben und sonst nichts. Ich glaube auch, dann kann man wieder zurück kommen und dann ist es wieder interessant. Seit Sunlife (2001) habe ich nie mehr aufgehört. Seit Ewigkeiten eigentlich...“ Doch gelohnt hat sich dieser Stress allemal. Denn auch sein neues Album „The Cosmopolitan“ ist sehr erfolgreich. „Mondomix ist die bestgespielte Radiosingle, von allen Platten, die ich je gemacht habe!“, erzählt der leidenschaftliche Bongospieler stolz. Da es für Famara jetzt dann erst einmal eine Pause gibt und wir uns – wie er selbst sagt – bis zum nächsten Album sicher 3 Jahre gedulden müssen, wünschen wir ihm gute Erholung und auf Wiederhören.