Favez - En Garde! (Two Gentlemen/Irascible)

7.2.2011/Text: Ko:L, Bild: Cover

“Warum sind Favez in der Schweiz nicht grösser?“, fragte mich neulich ein begnadeter Musik-Kenner. „Chris Wicky ist einfach ein Wahnsinns-Songwriter!“ Gute Frage, korrekte Feststellung, alter Zwiespalt. Aber möglicherweise neue Gleichgültigkeit – und damit Lösung des Rätsels? Vielleicht liegt es eben daran, dass Favez seit jeher nichts geben auf „gross“ und „bekannt“ und „anerkannt“. Die Lausanner gehen ihren Weg im Sturm der digitalen Musik-Revolution unbeirrbar vorwärts, ohne auch nur ein Jota davon abzuweichen. Das hat nichts mit Arroganz oder Sturheit zu tun, sondern mit Leidenschaft und Freude. Schon nur die Geschichte, wie es zu „En Garde“ kam, ist sinnbildlich: Produzent Andrew Scheps sagt über Favez: „Ich liebe diese Jungs seit ihrem Album ‚From Lausanne, Switzerland’“. So fragte der Mann, der schon mit den Red Hot Chili Peppers, Johnny Cash oder U2 gearbeitet hat, Favez an, ob er mit ihnen ein Album machen könne. „Man muss nur die Musik lieben und die Bands dazu bringen, sich die Seele aus dem Leib zu spielen“, sagt Scheps. Ob die Band Favez oder U2 heisst, ist egal. 12 Songs haben die Lausanner in 12 Tagen aufgenommen. 12 Mal haben sie die Essenz von Favez in einen Track gepackt. Und so steht „En Garde“, das mittlerweile siebte Studioalbum der Lausanner Band, für 12 Mal Favez pur. Eine unbändige Energie zieht sich vom ersten bis zum letzten Ton. Egal, obs „The Kids“ ist, das schier durch die Decke gehen will, sperriges wie „The Heart of a Cynic“ oder das zerbrechliche „End of the Show“. Es sind Melodien, wie sie weitum ihresgleichen suchen, eine unglaubliche Gabe, den passenden Ton für das jeweilige Gefühl zu finden. Und es ist diese einmalige Reinheit, die Ehrlichkeit und die Direktheit, die Favez schon seit Anbeginn zelebrieren, die auf „En Garde“ auf einen neuen Höhepunkt geführt wird. Das Album steht am 11. Februar in den Läden. Für Sammler oder Neueinsteiger gibt’s eine limitierte Box mit dem neuen Album, einer CD „Best of Favez 97 – 07“ sowie „B-Sides & Rarities“.