Verkauft Fox seine Seele für den Nummer-1-Hit?
30.08.2013; Text: Monthy, Bilder: Promo
Das neue Fox-Album "Lucifer" hat sich schon seit einiger Zeit angekündigt. Wer auf Facebook mit dem ehemaligen Shakra-Sänger, der seit der Trennung von der Band auf eigenen Füssen steht, befreundet ist oder seine Seite geliked hat, wurde mittels Countdown informiert und aktiviert. Als ich Mark Fox im Interview erst mal darauf anspreche, meint er lapidar: "Dabei fängt die Promo jetzt erst an..." Der exklusive Pre-Listening-Deal mit dem Volksinformierer Nummer 1, dem Blick, die Trailer und Posts sollten vor allem eins: Neugierig machen. Objekt und Träger dieser Kampagne ist niemand geringerer als der Teufel selbst - "Lucifer" heisst denn auch das Album, das trotzdem gute Chancen hat, den Chart-Thron zu besteigen. Und nicht etwa, weil Fox einen Deal mit ihm gemacht hätte. Obwohl das Thema "Seele verkaufen" durchaus eines von "Lucifer" ist. Fox: "Die Aufmachung ist schon auch mit Augenzwinkern und ich habe mich bemüht, es nicht so zu machen, wie man es in den Achtzigern gemacht hätte. Also mit Monstern und Totenschädeln usw. Bei mir ist es erstens keine religiöse Aussage - auch nicht beim Song 'Lucifer'. Ich sehe den Teufel eher als Verführer, der sich eine Seele holt, die keinen materiellen Wert hat, aber eben doch sehr viel wert ist. Das spiegelt für mich auch unsere heutige Gesellschaft - Ego-zentriert und auf Konsum ausgerichtet - ganz gut. Dies versuche ich miteinander in Verbindung zu bringen. Das belanglose Kaufen ohne, dass wri etwas wirklich brauchen. Ich nehme es eher von dieser Seite."
Erinnert mich an den Stephen King Film "In einer kleinen Stadt", in der der Teufel die Gestalt eines eleganten Trödelladenbesitzers hatte, der dir das gibt, was du dir am meisten ersehnst, dafür aber einen Gefallen einfordert. - Und mit diesen Gefallen im Laufe des Films eine kleine Hölle lostritt. Fox sieht das offenbar ganz ähnlich: "Für mich ist der Teufel kein Monster, sondern jemand, der eher geschniegelt daher kommt." ...und mit leiser, aber eindringlicher Stimme spricht. Dies tut Fox nicht. Seine Musik erklärt er als Hardrock: "Ich war nie so der Heavy Metal Freund. Auch bei Shakra zog es nach meinem Empfinden immer ein bisschen in diese Richtung. Und nicht in den Rock'n'Roll, den ich jetzt eben einbringen kann. Ein rotziges Element, das ab und zu auch sein muss. Es darf schon teilweise recht hart sein, aber nicht durchs Band. Es muss bei mir immer ein bisschen alles drin haben." Ich spreche Fox auf Him an, wohl mehr weil ich in der Erscheinung Fox' schon immer ein bisschen Ville Valo gesehen habe. "Schwarze Haare hat noch schnell mal einer...", wehrt er zuerst ab, gibt dann aber schon zu, dass er visuell von diesem Stil beeindruckt ist, "Auch Johnny Depp, wie er sich so präsentiert, trifft genau den Stil, der mir sehr zusagt. Musikalisch denke ich, habe ich eher wenig Einflüsse von Him. Es geht ja dann schon sehr in Richtung Gothic..." - Fox selbst führt als Untersparte da lieber "Roots" auf und meine eingeschobene Frage - "Punk?" - lässt er auch gelten. Wobei wir da vielleicht auch wieder mehr von der Art reden als von der Musik selbst.
Das gewählte Thema wird Fox nun natürlich auch auf der Bühne umsetzen. Wenn es sich anbiete, mache er das gerne, schmuntzelt Mark Fox und wir sind uns einig, dass dies bei "Lucifer" der Fall ist. Beziehungsweise sein wird. Ab Samstag, den 31.8., genauer. "Ich habe meine Pläne hinsichtlich Konzert, aber wie ich es genau mache, weiss ich noch nicht", verrät er mir. Kostüm und so habe er natürlich, lässt aber ansonsten dem Ganzen seinen Lauf. "Die grossen Bühnenbauten und Pyros würde ich gerne machen - aber kann mir sie einfach nicht leisten", erklärt er seine Gelassenheit. "Wenn, dann müssten wir das richtig machen", ist er sich im Klaren und das würde auch bedeuten, dass sein Tross um einige Personen grösser würde. Insgesamt sind Foxes mittlerweile zu zehnt, Tendenz steigend. Mark: "Du merkst halt irgendwann mal, dass hier noch einer fehlt oder dort jemand hilfreich wäre. Und schon ist wieder einer mehr dabei. Wichtig ist halt dass Leute wie ein Mischer oder ein Lichttechniker nicht immer wieder ausgewechselt werden. Sondern das ganze mitleben. Dann bringen sie auch automatisch ihre eigenen Ideen ein. Wenn du auf der Bühne stehst, kriegst du vieles nicht mit."
Genauso interessant wie den aktuellen Aufhänger finde ich die jüngere Vergangenheit seit dem Ausstieg bei Shakra. Obwohl Fox schon vor einem Jahr eine erste CD unter eigenem Namen produziert hatte, schaut er für mich nochmal zurück: "Ich nahm mir da schon bewutsst ein bisschen Zeit, weil ich einfach alles neu aufbauen musste. Band und Proberaum mussten gefunden werden, zudem war ich noch mit dem Aufbau des Studios beschäftigt. Und da wollte ich dann nicht auch noch gleich neue Songs schreiben. Das wäre zuviel aufs Mal gewesen. Du brauchst auch eine funktionierende Infrastruktur dafür - die neuen Songs bringen ja sonst nicht viel." Also liess sich Fox 3 Jahre Zeit bis zu seinem ersten Release im letzten Jahr. Und nun, da er sich eingerichtet hat, geht alles wieder ein bisschen schneller. Mir fällt dabei einfach auf, wie schnell doch die Zeit vergeht. "Mit Platz 2 in der Hitparade ist das erste Album ja auch ganz gut angekommen", bemerkt Fox noch und ich meine lapidar, er hätte dort angeknüpft, wo er bei Shakra aufgehört hatte.
Die Charts verbinden die beiden Bands - Fox und Shakra - irgendwie tatsächlich noch heute: "Das letzte Shakra-Album mit mir schaffte es auf vier. Ein Jahr vor mir haben sie mit ihrer neuen Scheibe Rang 2 vorgelegt, was ich dann letztes Jahr bestätigt habe. Dann haben sie die Nummer eins geknackt..." Und weil nun wieder ein Fox-Werk am Start steht, ist eigentlich schon klar, wo es hingeht... Erstaunlich ist diese Parallele allemal. Sie sagt auch aus, dass bei Shakra sehr kontinuerlich gearbeitet wurde. Die beiden Bands sind ein tolles Beispiel dafür, dass man sich Erfolg auch erarbeiten kann, gerade in einem Sektor, der nicht sowieso Chartstürmer produziert. Fox sieht diese schwelende Rivalität als Spass: "Es ist ja kein Konkurrenzkampf zwischen uns. Die 1 zu knacken wäre vor allem eine persönliche Genugtuung für mich - es mal geschafft zu haben. Besser als sie zu sein ist kein Ziel für mich..." Gerade hinsichtlich Presse ist die Situation denn auch etwas entspannter, wenn beide ehemaligen Weggefährten Erfolg haben: "Dann können sie nicht schreiben: Er schafft es nicht ohne sie oder umgekehrt", schätzt Fox das ganze als Win-Win-Situation ein. Einen Pakt mit dem Teufel müsste er also eigentlich gar nicht eingehen...