Fratelli B lassen es krachen

20.4.2011/Text: Ko:L, Bilder: Promo
Was heute „Ich & min Brüder” heisst und nach viell Minne klingt, war nicht immer so – naturgemäss, wohlgemerkt. „Als ich anfing zu rappen, war ich 16. Mein kleiner Bruder wollte immer mitkommen – und war zu allem Elend noch besser als ich“, erinnert sich Chandro, der ältere der Fratelli B. „Das war anfangs echt peinlich und hat mich massiv genervt.“ Später dann – als auch Flap dem Schulbuben-Dasein entwachsen war und zu einem „echten“ Rapper geworden war, fanden sich die beiden menschlich und musikalisch mehr und mehr. „Wir musizierten zwar anfangs noch in verschiedenen Formationen“, sagt Chandro. „Aber es zeichnete sich bald ab, dass wir zusammenspannen würden.“ Was die Natur zusammengefügt hat, soll man bekanntlich nicht trennen. „Irgendwie war es logisch, dass wir beide zusammen Musik machen würden.“
Fratelli B
Das ist auch heute – eine EP, ein Mixtape und drei Alben später – noch so. „Ich & min Brüeder“ heisst das dritte Album der Zuger Rapper. Es ist die logische Weiterentwicklung zweier junger Männer, die langsam auf dem Weg sind, erwachsen zu werden. Die Sounds bewegen sich weg von reinem Bouncen; plötzlich ist da auch Raum für feine Grooves („Danke“) oder eingängige Melodien – und sogar Augenzwinkern („Oh Mami“). „Wir haben uns nie zu ernst genommen“, ist Chandro überzeugt. Representing gehöre halt zum Rap, wie Stromgitarren zum Rock. „Aber gerade auf dem neuen Album orientieren wir uns inhaltlich mehr an Themen, die uns im Alltag begegnen und beschäftigen, denn am Posen.“ Eben: Man wird älter – und plötzlich beginnen sich Prioritäten zu verschieben. „Uns ist beiden sonnenklar, dass mit dem grossen Durchbruch und dem Job an den Nagel hängen und nur noch Musik machen in den meisten Fällen eine Illusion ist. Aber: Solange der Spass da ist, drücken wir aufs Gas!“
CD-Cover: Fratelli-B - Ich & Min Brüeder
„Ich stelle mir die Frage nicht, wie lange wir unser Ding noch machen“, sagt Chandro. „Ich weiss, eines Tages kann es sein, dass ich sage: ‚Mein Sohn gibt mir das, was ich früher in der Musik erfahren habe.’ Aber heute kann ich mir nicht vorstellen, je einmal mit der Musik aufzuhören.“ Zu gross ist die Leidenschaft, mit der Acts wie I-Am oder Wu Tang Clan, aber auch Gleis2, Spooman oder Wurzel 5 den Zuger Mitte der 90er-Jahre angesteckt haben. Und diese Leidenschaft ist es, die die beiden Brüder dorthin gebracht hat, wo sie heute stehen: Zu einem Album, auf dem Promoe von der Looptroop zu Gast ist, aber auch das Dynamic Duo oder Van Golden, auf dem aber auch Beats der Beatgees pumpen, eine Crew, die auch schon für Culcha Candela oder Sido produziert hat. „Klar, wir gehen heute anders ans Musik machen, als früher“, sagt Chandro. „Wenn wir in den Bandraum gehen, gehen wir dahin zum arbeiten, und nicht wie früher manchmal, um uns zu zu schmieren.“
Fratelli-B
Schliesslich will man sich heute nicht ganz ausschliesslich selber unterhalten. Wohl sagt Chandro: „Wenn wir ein geiles Digipack mit zwei Booklets und Gold-Druck machen, dann machen wir das für uns – und auch unser Sound muss zuerst mal uns gefallen.“ Aber man denkt auch ans Publikum. „Wir können nicht immer und immer wieder das selbe bringen“, ist zwar eine Binsenwahrheit, die Chandro zum Besten gibt – und trotzdem gibt es sie an allen Ecken und Enden: Die Acts, welche diese Aussage nicht machen mögen. Bei Fratelli B hat das nicht nur Auswirkungen auf das Album, sondern vor allem auch live: „Wir wollen den Leuten eine richtig fette Show bieten“, sagt Chandro – und in den Mundwinkeln zuckt ein leichtes Grinsen. Von Pyros und Konfetti-Kanonen ist die Rede, von Kostüm-Wechseln und einer „grossartigen Show.“ – „Schliesslich geht es um Unterhaltung“, erklärt der Rapper. Dass dazu neben einem DJ erstmals auch ein Live-Drummer mit den Fratelli auf Tour ist, gerät da fast in den Hintergrund. Und damit auch möglichst viele Leute was von der feissen Show mitkriegen, wollen die Brüder heuer „mindestens 20 bis 25 Shows“ spielen.
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