Freda reist mit ihren eigenen Perlen
31.01.2011/Text: Sandy, Bilder:
ckphoto.ch Freda Goodlett: bekannt als Frontfrau von Funky Brotherhood, als soulige Duet-Sängerin von Marc Sway. Zusammen mit dem Swiss Jazz Orchestra lässt sie auch mal Jazz-Rythmen in ihre Musik einfliessen. Es gäbe noch viel mehr aufzuzählen: den Gospelchor, der ihre Kindheit in South Carolina prägte, oder ihre Funktion als Vocalcoach bei Musicstar. Die wunderbare, schwarze Soul-Stimme begegnet uns immer wieder und geht jedes Mal neu unter die Haut. Nahezu fünfzig Jahre Musik prägen das Leben der Frau, die via Deutschland in die Schweiz gefunden hat. Endlich hat sie ihr erstes Solo-Album aufgenommen, um sich selber und uns das längst verdiente Zeichen zu setzen. Es ist ihre Musik, ihre Band, ihr eigenes Herz und Können, dass sie auf „Return of the Black Pearl“ präsentiert. Überraschenderweise findet man auf ihrem Erstling sehr viel Rock. Ihre musikalische Leidenschaft lebt sie sowohl auf der CD, wie auf der Bühne aus. Begleitet vom verzehrten und überaus berührenden Gitarrensound, den Peter Finc aus seiner akustischen Gitarre zupft. Aber auch die andern Musiker auf der Bühne sind Könner in ihrem Fach und packen mit an. Sie wirken so beflügelt, dass es Keyboarder Marcel Waldburger zwischendurch richtiggehend vom Hocker reisst und er stehend sein Tastenspiel weiterlebt. Freda und ihre Boys bringen süffigen Soul-Rock mit Tiefgang und jeder einzelne Song wurmt sich ganz schön in das Ohr ein.
„Wenn ich Lieder schreibe, nehme ich die Gitarre hervor. Daraus entsteht rockige Singer-/Songwriter-Musik“, sagt Freda nach ihrer überaus erfolgreichen CD-Taufe in der Mühle Hunziken in Rubigen. Ein Event, der übrigens ohne grosses Traritrara über die Bühne ging auch das passt zu dieser Künstlerin. Goodlett‘s Musik ist pure Leidenschaft und genau das macht ihre Auftritte allein schon zu einer einzigartigen Show. „Rock hat mir immer gefallen“, verrät die Sängerin, die trotzdem würdevoll nicht in Jeans auftritt, sondern passend mit einem glanzvollen Oberteil, schwarzen Hosen und ihrem schon fast legendären Stirnband. Wieso erst jetzt ihre persönliche CD erscheint, weiss sie nicht so genau. Einige Songs habe sie schon vor langer Zeit geschrieben. „River“, die Single, die bald über die Äther läuft, ist schon zwanzigjährig. Eher zufälligerweise habe sie immer mit anderen Künstlern zusammen musiziert. Nicht etwa, weil sie sich verstecken wollte, nein, ganz einfach, weil sie es liebt, wenn es auf der Bühne lebendig zu und her geht. „Und das tut es, wenn zahlreiche, vielseitige Menschen zusammen werkeln.“ Jetzt hat sie aber ihr eigenes persönliches Schaffen preisgegeben - und es kommt an. Sie fühle sich einfach nur noch super. Es gibt aber für Freda jetzt kein Zurücklehnen im gemütlichsten Sessel zu Hause, sondern sie will ihre Musik live performen. Einige auserlesene Festivals seien diesen Sommer geplant, sogar zusammen mit der bekannten Rockstimme eines Gastmusikers. Verraten will sie den Namen noch nicht. Aber ihr Glanz in den Augen lässt auf etwas Einmaliges schliessen, wer auf Facebook aktiv ist, könnte den Namen des Frontmannes einer legendären Schweizer Hardrockband erahnen. Im Herbst gehe dann die eigentliche Tour los. Freda’s Ziel ist zudem, das Ausland anzupeilen. Schliesslich hat sie zwanzig Jahre in Deutschland gelebt. „Ich würde gerne mit meiner Musik reisen“, gibt sie zu und ihre dunklen Augen strahlen noch intensiver.
In Deutschland hat Freda in Studios gearbeitet, Chorgesänge arrangiert. Dabei habe sie auch miterlebt, wie die grossen Plattenfirmen ihre Künstler pushen. Auch sie hätte einen lukrativen Vertrag unterschreiben können. Da wurde dann zum Beispiel verhandelt, ob sie in einem Minirock und mit einer Perücke auf der Bühne stehe werde. Ihre Gegenfragen seien gewesen: „Und wo bleibe ich da? Muss ich mich wirklich verstellen, damit ihr mich verkaufen könnt?“ Die Antwort hat sie sich selber gegeben: „Nein, deswegen mache ich nicht Musik!“ Sie habe nichts dagegen, wenn sie damit Geld verdienen könne, aber viel wichtiger sei es, dass sie ihren Weg gefunden habe, auf dem sie sich nun ausdrücken könne. „Und zwar echt.“So sei die Freda, sagt sie, „von Herzen, eben nicht oberflächlich.“ Sie wolle weiterhin auch ihre anderen Projekte weiterziehen und sich selber nicht in einer einzigen Schublade klassieren. „Ich will das machen, was mir Spass macht. Und das ist eben auch Rock“, sagt sie und lacht dabei schelmisch. „Ich will nicht müssen, sondern ich bin frei. Frei, meine Musik auszuleben.“
Wo Freda’s heimatliche Wurzeln stecken, weiss sie eigentlich nicht. Schon als Kind habe sie im Fernseher die grosse weite Welt gesehen, damit geliebäugelt, einfach nur raus aus den Vereinigten Staaten, um etwas anders zu sehen. Dank der Armee ist sie dann nach Deutschland gekommen. Nur, um die Welt kennen zu lernen, sei die dort beigetreten. Nicht das Musikmachen war der Grund ihres Wunsches, fort zu kommen gewesen, sondern das Ausleben ihres Reisefiebers. Damals wollte Freda Goodlett sowieso lieber Fotografin werden. Das sei bis jetzt jedoch ein Wunsch geblieben. Freda verrät aber mit einem Augenzwinkern: „Heuer werde ich 50 Jahre alt, das ist doch ein Grund, endlich anzufangen mit meinen Bildern.“
Musik gehört zum Leben von Freda. „Alle in der Familie machen Musik, aber nur meine Mutter ist damit auch herum gereist“, sagt die Wahlschweizerin. Ihre Mutter ist mit dreissig Jahren gestorben. Freda war damals erst sechsjährig. Jahre später spürte sie ein unglaublich schönes Erlebnis und fand eine ganz intensive Verbindung zu ihr. Sie sei damals schon in Deutschland bei der Armee gewesen. Bei einem nächtlichen Bewachungseinsatz habe sie Gitarre gespielt, gesungen und an ihre Mutter gedacht. Plötzlich habe sie geweint und gespürt, dass jetzt sie, als Tochter, ihre Ziele weiterverfolgen müsse. „Es ist wie eine Fortsetzung von dem, was meine Mutter gemacht hat. Genau dort, wo sie aufgehört hat, fahre ich jetzt weiter“, beschreibt Freda die Erkenntnis aus diesem tiefgehenden Erlebnis. Das gebe ihr jetzt immer noch Kraft, und sie fühle eine unbeschreibliche Verbundenheit zur Mutter.
Ihre Texte berühren. Im ergreifenden Song „Reason“ fragt sie eher verzweifelt: „Are you looking for a reason, for livin?“ Sie habe sich schon als Kind immer gefragt: „Wer sind wir? Was wollen wir? Wohin gehen wir?“ Zuerst war es der Pastor in der Kirche, der ihr Antworten gegeben hat. Auf einmal wurden diese für Freda widersprüchlich und hatten keinen Sinn mehr. Sie wollte es dann selber herausfinden. Die fragende Frau ist rausgegangen und hat für sich wichtige Informationen gesucht. „Zu dem, was ich jetzt singe, brauche ich eine persönliche Identifikation“, sagt Goodlett. Früher waren es eher ruhige, traurige Songs. Vielleicht, weil irgendwo eine Trauer in ihrem Leben steckte. „Meine Lieder wiederspiegeln mein Leben“, gesteht die Musikerin. Den Sinn darin sucht Freda jetzt nicht mehr – auf jeden Fall nicht grübelnd. Sie habe so viel rausgefunden, jetzt wolle sie nur noch leben. Auch wolle sie ihre innersten Erkenntnisse nicht mehr weitererzählen und dabei erwarten, diese Gefühle mit ihren Mitmenschen teilen zu können. Sie weiss jetzt: „Wenn andere nicht auf der Suche sind, verstehen sie es nicht.“ Freda lebt es nun für sich selber aus, und erfährt: „Wenn jemand den gleichen Sinn spürt wie ich, spürt er ihn auch in meiner Musik und in meinem Wesen.“ Das ist der persönliche Gott in ihr und ihre Antwort zum wunderschönen Song „God in you“.