Gee-K - "Chilifunk" auf CD zum Abschluss einer Ära

5.3.2012; Text: Monthy, Bilder: Gee-K/Kugl
Etwas Vorbildung schadet im Fall von Gee-K nicht - Wer nämlich sein Ende Woche erscheinendes drittes Album "3rd and Last" nicht nur geniessen, sondern auch noch verstehen will, der sollte zumindest wissen, dass es das Resultat von fünf Jahren ist, während denen Gee-K jeden zweiten Sonntag als Zeremonienmeister der Reihe "Chilifunk" im St. Galler Kugl amtete. Im Interview erklärt er mir einleitend die etwas spezielle Location: "Ursprünglich war das Kugl als reiner Live-Club gedacht. Es hat eine Bühne und einen anständigen Backstage-Bereich. Aus kommerziellen Gründen wurde es dann mehr und mehr auch zum DJ-Club in den Bereichen Hiphop und Elektro. Live-Acts wurden immer seltener, was wohl auch dem grösseren Aufwand geschuldet ist. Für uns war die Location ideal, wenn auch für so einen Sonntags-Jam eher etwas gross. Aber auch wenn wir mal weniger Leute hatten, hat das der Stimmung eigentlich keinen Abbruch getan..." Nun mag dieses Resident-Prinzip für Bands in den Staaten gang und gäbe sein. Dort werden Acts von grossen Hotels ja auch für ganze Saisons gebucht. Hierzulande ist es hingegen ziemlich selten. Und da ich mich ja nun mit dem Spezialisten hingesetzt habe, stosse ich ihn etwas in diese Richtung. "Das Konzept war auch ein bisschen als Plattform für die Szene gedacht", gibt mir Gee-K Einblick in die Chilifunk-Prinzipien, "Angefangen hatte ich es mit meiner Besetzung vom 'Secondo'-Album. Drummer Massimo Bonano ging dann nach Boston, um zu studieren, der Keyboarder, der in Basel wohnte, fing in Freiburg ein Studium an. So blieben ich und der Bassist. Und wir hatten schon vorher immer mal Solisten und Sänger/innen eingeladen. Das bauten wir dann aus. Für die Leute ist es zwar normalerweise schwer zu glauben, aber wir haben eigentlich immer alles direkt on stage gemacht. Vielleicht hatte man die eine oder andere Idee schon im Soundcheck und manchmal hat man etwas Bekanntes aufgegriffen. Aber die Interpretationen waren immer spontan und nicht abgesprochen."
Aller guten Dinge...
Nun sind Jam Sessions mit einer - sagen wir mal - halboffenen Bühne ja keine neue Erfindung. Und mancher mag sogleich ein wenig die Nase rümpfen, weil man an jazziges Gedudl mit überschaubarem Niveau denkt. Im Kugl stand deshalb immer im Zentrum, "dass der Song die Energie als Gesamtes transportiert und nicht einzelne Soli im Mittelpunkt stehen", wie Gee-K heraus streicht. - Ich will das Thema Kugl langsam abschliessen und frage den Zeremonienmeister, dessen Reihe in Zukunft zwar noch existiert, aber nicht mehr so häufig und regelmässig stattfinden wird, ob die Schweiz ganz einfach zu klein sei, damit so ein Club mit solchen Konzepten auf Dauer funktionieren könne. Gee-K sieht sich gezwungen, nochmals etwas auszuholen: "Das fehlende Publikum war einer der Gründe. Konkurrenz auf dem Platz ein anderer. Das Kugl ist nicht so gelegen, dass es viel Laufkundschaft abkriegen würde. Es liegt am alten Güterbahnhof und man läuft schon explizit fürs Kugl dort raus. Das ist für viele Leute schon zu viel - und ich versteh's ja auch... Man trifft sich und trinkt mal irgendwo etwas, und entscheidet erstmal irgendwo hin zu gehen. Unterwegs trifft man andere Leute, die wissen, dass hier oder da noch was anderes läuft. Dann ist vieles spontan und passiert eben nicht beim Kugl... Wir hatten schon auch Stammpublikum - die Leute haben sich zum Teil richtig auf den Sonntag gefreut. Und ich habe es ja am Sonntag gemacht, weil dann sonst nichts läuft. Funk eignet sich dafür auch ganz besonders. Obwohl es sich immer noch zum Tanzen eignet, hatten wir auch Sofas im Club und es gab durchaus auch chillige Momente. Es gab auch zu Essen - also Chili auch in dem Sinn..." Bei der ganzen Aufzählung scheint mir schon etwas Wehmut mitzuschwingen und spätestens bei den kulinarischen Chilis nehme ich mir fest vor, so einen "Chilifunk" zu besuchen, solange es ihn noch gibt.
Gee-K im Einsatz auf der Bühne
Der Funk begleitet Gee-K seit seiner Jugendzeit. Und wer Funk sagt, sagt auch 80er Jahre. Das kommt zwar so nicht ganz hin, aber vor allem weil Gee-K's Weg andernorts anfing. - "In der frühen Pubertät bin ich auf die Neue Deutsche Welle abgefahren", schmunzelt er, "Falco, Nena, auch Trio - all diese Bands halt. Dann war Bob Marley gross angesagt und danach hat es mich in den Rock verschlagen." In den Funk führten ihn schliesslich der King of Pop und Prince. "Michael Jackson drückte sogar in meiner Hardrockphase noch durch. Prince auch... Später sind diese Einflüsse dann stärker geworden." Was ihn nun genau am Funk fasziniere, frage ich, und schränke ihn auf drei Dinge ein. - "Ein fetter Beat und eine funky Baseline, eine funky Gitarre, die treibt... Mit der Stimme -musst du gar nicht so viel machen dazu. Natürlich - je besser eine Stimme ist, desto mehr kann man daraus noch machen." Jam Sessions sind wie angetönt eigentlich eher aus dem Jazz bekannt. Funk eignet sich dafür aber fast genauso gut - weil er einen Groove unterlegt, oder? Gee-K: "Im Vergleich zum Jazz spielt man beim Funk eine Kadenz und ein A- unb B-Thema. Es gibt Standards, die alle gelernt haben, mit denen man spielen kann. Dann tauscht man sich schnell aus und beim zweiten Durchspielen eines Akkord ist man drin. Beim Funk kann die Baseline schon mal bleiben und die Variation ist eher spärlicher als beim Jazz." Ich stelle mir das praktisch vor und werfe ein, dann spiele also auch mal jemand die Commodores an. Gee-K pflichtet mir bei, hat diese Parts aber fürs Album ausgeklammert. "Da habe ich mich wirklich auf unsere Sachen beschränkt... Aber in diesen Jams ist das natürlich oft vorgekommen, dass man mit Zitaten zu spielen begonnen hat. Manchmal ist man dann auf ganz andere Sachen umgeschwenkt. Manchmal ist man auch von ganz unerwarteter Seite erst drauf gekommen." Diese Momente verführten auch auf der Bühne durchaus zum Schmunzeln - Gee-K: "Es ist eines der schönsten Gefühle, im Moment zu kreieren. Minimum ein Drittel der Songs auf dem Album ist direkt auf der Bühne entstanden."
Chilifunk-Location Kugl
Und ein zweites Drittel kurz vorher, werfe ich ein, da ich auf dem Factsheet gelesen hatte, dass Gee-K & Ze Bond sich keinen extra Übungsraum leisteten. "Wir haben uns ja soweiso jeweils vorher getroffen und aufgebaut, Soundcheck gemacht usw. Als wir das Album dann konkretisierten, haben wir angefangen, in dieser Zeit Songs aufzunehmen. Die machen jetzt ebenfalls etwa ein Drittel des Albums aus. Deshalb gibt es ja auch eine A- und eine B-Seite. Die einen wurden ohne, die anderen mit Publikum aufgenommen." Wo nun normalerweise das Songwriting den grössten Teil der Zeit rauben würde, nehme ich in diesem Fall an, brauchte das Sortieren des ganzen Materials am meisten Zeit. Gee-K stimmt bei den Live-Aufnahmen zu, relativiert aber was die A-Seite angeht: "Bei den Aufnahmen ohne Publikum, wählten wir zunächst einfach ein Thema und spielten damit herum. Ich wurde zum richtigen kleinen James Brown und wir experimentierten, bis das Feeling stimmte." Schon beim Erzählen drückt dabei der Produzent ein bisschen durch. Und den will Gee-K in Zukunft vermehrt geben. Deshalb auch der Albumname "3rd and Last". Im Fact-Sheet steht zwar "wahrscheinlich" - wenn man es aber aufs Cover druckt, muss man sich schon ziemlich sicher sein, oder? - Gee-K lacht: "Grundsäztlich ist es definitiv. Drei Alben waren immer der Plan. So habe ich es angefangen und so ziehe ich es jetzt auch durch. Allerdings kann ich die Zukunft nicht voraus sagen..." Die "Chilifunks" sollen wie gesagt sporadisch weiter gehen. Und auch mit Band wird Gee-K nach der aktuellen Tour nicht in einem schwarzen Loch verschwinden. "Aber ich werde vermehrt mit anderen Künstlern arbeiten...", schliesst er das Kapitel, nur um bald wieder ein neues anzufangen.
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