George ist auch nur ein Mann!
„Sensationell, ich bin völlig begeistert“, schwärmt George, Sänger der gleichnamigen Band, am Snowpenair auf der Kleinen Scheidegg. Er habe auch schon vor so vielen Leuten gespielt, aber noch nie vor einer Kulisse, mit einem so wunderbaren Bergpanorama und dazu noch Sonnenschein. Die Begeisterung des Publikums erobert die Band bereits um Elf Uhr Mittags. Vielleicht auch, weil George durch das Mikrophon gesteht dass sie sehr nervös seinen. Einige Ohrwürmer der Mundartband werden sofort erkannt und es wird mitgesungen. Auch beim Song „Hie bin i deheim“, in welchem wohl der bekannteste Sonnenuntergang des Berner Seelands besungen und bejodelt wird. Dort, wo George seine Wurzeln hat, taucht die Sonne nämlich hinter dem Jura unter. Stellt man sich inmitten der mächtigen Berge die sanfte Hügelkette vor, wirkt diese fast verloren und unscheinbar. Der Sänger hat sich denn auch tatsächlich überlegt, den Text für das Snowpenair umzuändern. Aber er blieb seinem Jura treu, weil es sonst nicht mehr ehrlich wäre. Und genau diese Ehrlichkeit vermischt mit einer herzlichen Spielfreude scheint das Erfolgsrezept der Band zu sein. Als der Frontmann nach dem Konzert den schon fast berüchtigten Schneepfad von der Bühne zu der Garderobe hinaufgeht, jubeln ihm einige Fans zu. Der bescheidene Star scheint nicht recht zu wissen, wie er darauf reagieren soll – und auch das ist ehrlich.
Mitte April erscheint die dritte CD der Mundartband mit dem schlichten Titel „Härz“. George will damit aber nicht etwa Kuno nacheifern und sein Herz verschenken, nein, er habe seins eher im Album selber verloren. „In den Texten stecken sehr viele Emotionen und mein Herzblut“, verrät der Liederschreiber. Seine Worte darin seinen sehr ehrlich. „Ich bin fast noch ehrlicher, als bei meinen bekannten Songs. Genau so will ich es hinüberbringen“, sagt der Seeländer. George sagt, dass die Produktion der dritten CD die schwierigste sei. Die Band habe über hundert Konzerte gespielt, mehr als 5'000 Alben verkauft und trotzdem kennt sie nur ein kleiner Teil der Deutschschweiz. Das wollen sie nun ändern. Darum haben sie auch mit bekannten Produzenten wie Simon Kistler, Pele Loriano oder Philippe Kuhn zusammen gearbeitet. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagt George zur Scheibe, die am 18. April im Bierhübeli Bern getauft wird. Die Single wird im Radio gespielt und Dani Beck hat die Musiker auch schon zu sich ins Fernsehen eingeladen. George ist überzeugt, dass dies Folgen ihrer Live-Auftritte sind: Jahrelang und überall - und jedes Mal mit ihrer ganzen Überzeugung - haben sie den Leuten ihre Musik überbracht. „Langsam weiss man, wer wir sind, und das haben wir uns erspielt.“ Seit 2000 spielt die Band ihre einschlägigen Rocksongs mit witzigen Wortkombinationen und auch mit tiefgründigen Botschaften - und diese vermarkten sie ohne grosse Promotionshilfe. Das Resultat von heute sei für George ein riesengrosses Dankeschön.
George spielen am Snowpenair nicht nur ihre bewährten Songs, sondern auch gleich ihre neue Single „Nume e Maa“. Endlich weiss Frau, wieso die Männerwelt ist, wie sie ist: „Hey Meitschi i by o nume e Maa, mängisch schwär zum verschtah, mache ja was i cha, das alleini git scho vei e chli z tüe“. Charmant besingt George, dass Mann die Blumen zum Valentinstag und das Date für das Nachtessen nicht bewusst vergisst. „Das ist vermutlich der ehrlichste Song“, gesteht George und gibt von sich preis, dass er viele Fehler habe und gar nicht der perfekte Partner sei. „Es ist eine ironische Entschuldigung, dass Mannsein allein schon nicht einfach ist“, gibt er zu. Weiter bittet George die Frauen: „Nimmt ja nicht alles so persönlich! Wir sind einfach so!“
Der neue Song „Nume e Maa“ zeigt auf der Kleinen Scheidegg einmal mehr die musikalische Kunst von George. Die Band spielt ein neues Stück, singt den Refrain vor und das Publikum stimmt beim dritten Hinhören bereits mit ein. Die Animation der Konzertbesucher ist ein Ziel von George, und genau das ist auch ihre Stärke. Der Frontmann weiss: „Wir haben grosse Freude am Musikmachen und alles, was wir bringen - textlich und musikalisch - ist extrem ehrlich und das geht so auf die Leute über.“ Die Reaktionen des Publikums bestätigen ihnen das auch. „Diesen Trumpf werden wir immer wieder ausspielen“, verrät George, der sich auch gleich verabschiedet, um das Konzert von Züri West zu hören. Aber dazu nimmt er nicht etwa in der VIP-Loge Platz, sondern er geht mitten ins Volk und lässt sich von neugierigen Blicken die Freude an der Musik und das Beisammensein mit Kollegen nicht nehmen.