George Hug - Wenn er könnte, hätte Gott ihn mit Cowboystiefeln geboren
Text: Dino
Bilder: Ephi/Piggy
28 Jahre Country und er ist noch kein bisschen müde: Der Schweizer Cowboy mit dem hierzulande wohl besten Stehvermögen demonstrierte am Country- und Truckerfestival 2009 in Interlaken, dass er trotz ausgefransten Lassos und graumeliertem Haar noch nicht zum alten Eisen gehört.
George Hug und seine Band sind wie ein gut eingespieltes Farmerteam. 6 hochtalentierte Countryfans bedienen ihre Instrumente. Sie tun es sozusagen „from the bottom of their heart“ – aus dem Innersten ihres Herzens heraus. Doch Talent reicht nicht. Um in der Musikszene mit Country bestehen zu können, braucht es junge Talente, alte Hasen und ein Zugpferd an der Spitze. Der 57-jährige Sänger, Gitarrist und Songwriter George Hug ist so eins. Wo er auftaucht, wehen die Ami-Flaggen, klingen die Steelsaiten. Sogar die Hühner meint man vom Hof her gackern zu hören, wenn er auf der Bühne steht und mit seiner kräftigen Stimme sehnsüchtige Hymnen aus dem Westen anstimmt. Das Farmerteam George Hug kennt keine Altersbarrikaden. „Es bestehen Altersunterschiede von bis zu 30 Jahren“, sagt der Fronter. Die zugkräftige Kombi aus zuversichtlicher Erfahrung und jungem Feuer gibt der Band die Kraft, um in der Countryszene auf den vordersten Rängen im Rennen zu bleiben.
Wer die Hosen anhat, scheint klar: George they boy himself. Dieser Boy ist 57 Jahre alt und schreibt Texte und Melodien. Die Herrschaft für einzelne Songs und Passagen aus der Hand zu geben, fällt ihm aber erstaunlich leicht. „Es wäre völlig falsch, meine Bandjungs nicht mitreden zu lassen.“ Klar müsse ihm das Endprodukt passen. Wie wichtig die Energie seiner jungen Cowboys aber ist, will er mehrmals betont haben. „Sie sind eine enorme Bereicherung. Sie bringen rockigen Drive rein. Das braucht es heute dringend.“ Und das typische Klischee vom songwritenden Cowboy, der sich am Rand einer staubigen Prärie auf einen Heuballen setzt, eine Marlboro ansteckt und das Hütchen zurückkippt, erschüttert George Hug ebenfalls bis ins Mark. Die Songs kommen ihm beim Duschen und Spazieren in den Sinn. Oder sogar während dem Livekonzert: „Mal ist mir eine Melodie beim Spielen eines anderen Lieds eingefallen“, erinnert sich der 57-jährige Weesner, der mal Bademeister war. (Was für ein Kontrast…ähm, nein, Bademeister mit Cowboyhut sieht ja nicht sooo schlecht aus oder?)
Wenn Gott es so gewollt hätte, dass Menschen manchmal mit aufgeknöpftem Hemd, Hut, Cowboystiefeln und Lasso zur Welt kommen – „ich wäre so geboren worden“, weiss der alte Wilde. Doch es kam ganz anders: Als klein Georgie zarte 4 Jahre alt war, schlich er sich jeweils zum Radio und lauschte mit seinen Ohren der Musik, die tagsüber lief. Und jedes Mal, wenn eine bestimmte Musikrichtung in sein Trommelfell drang, drehte Georgie die Lautstärke etwas hoch. Dreimal darf man raten, welche Musik da lief, als Georgieboy plötzlich ganz Ohr wurde. Und von da an war der Weg geebnet.
Der Weg, der von Konzerten in Nashville, im Wembley London und dem Zürcher Hallenstadion gesäumt wurde und an 23 Alben Countrymusik vorbeiführte. In der kleinen Schweiz kann so ein Weg steinig sein: Profimusiker am Start, Stilrichtung: Country. Wen interessierts? Bestimmt, die Schweizer Szene lebt. Doch expandieren musste auch George Hug, um von der Musik leben zu können. Auch Abgangsgelüste habe er schon gehegt. „Ich muss zugeben, dass ich ein paar mal schon kurz davor war, alles hinzuschmeissen“, sagt George. Doch persönliche Probleme gibts unter Cowboys anscheinend kaum. „Ich glaube, so ein Gespür zu haben, um menschliche Charaktere gut einzuschätzen.“ Die Jungs von George Hug ziehen alle am selben Strick – schlechterdings unschwer erkennbar.
Verschleisserscheinungen? Keine. Müde? Auch nicht. Na dann, können sich die Fans wohl noch auf das eine oder andere musikalische Häppchen aus der Küche von Geroge Hug gefasst machen. Im Dezember soll eine Weihnachts-CD erscheinen, für welche die Arbeiten demnächst beginnen. Im 2010 wollen die Country-Cracks vermehrt die Bühnen entern. „Wir peilen eine ausgedehnte Sommertour an“, sagt George. Bis es jedoch soweit ist, spielt George Hug noch auf verschiedenen Schweizerbühnen. Dann gilt es für die 6 Jungs, die Hütte sorgfältig für den Winter vorzuheizen, bevor sie gebündelten Kräften wieder auf die Prärie zu ihren Fans hinaus reiten, um sie mit neuen Klängen in die Countryheimat zu entführen.