Gianni Spano - Zurück auf dem Gurten
Text: Monthy
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PartyGuide.ch Da will ich mal besonders kompetent erscheinen und eröffne den Talk mit Gianni Spano in der VIP-Area des Gurten-Backstage-Bereiches mit den Worten: "35 Jahre ist es her..." Die Retourkutsche von Signore Spano lässt nicht auf sich warten: "Übertreib mal nicht..." 1974 war es genau, als Gianni am ersten Gurten Folk Festival schon einmal hier oben auf einer Bühne stand. Laut Eva Zwerg, also der Schwester von Adam Riese, macht das 34 Jahre... In dieser Zeit war Gianni Spano nicht dauernd musikalisch aktiv. Also kann man nun auch nicht von einer Genugtuung reden. Sondern von...? Gianni: "Es ist jedenfalls ganz anders als vor 34 Jahren. Das Ganze hat sich so verändert, dass ich es kaum wieder erkannt habe. Es hat Spass gemacht, besonders zum 25maligen Jubiläum. - Toll!"
Seit der zwischenzeitliche Psychiater Spano wieder Musik macht, hat er bereits wieder mehrere Alben veröffentlicht. Der Gurten-Auftritt kommt nun eigentlich zum passenden Zeitpunkt für Gianni, um seine Musik einem grösseren Publikum nahe zu bringen. Spano: "Ja, das war wohl ein bisschen Schicksal. Es kam genau richtig und ehrlich gesagt auch etwas unerwartet. Wir wurden ja nicht von Appalooza engagiert, sondern sind durch ein Voting auf die Waldbühne gehievt worden. Davon hatte ich auch nur per Zufall erfahren und mich ohne grosse Ambitionen angemeldet." Dass der Veranstalter nicht von selbst auf die Idee kam, den wohl einzigen noch existierenden Act aus den Anfangszeiten des Festivals einzuladen, trägt Gianni niemandem nach: "Ich habe nicht mehr so grossen Kontakt zu ihnen. Damals gab es Appalooza noch gar nicht. Sie haben es wohl schon gewusst, aber ich bin ihnen kein bisschen böse, dass sie mich nicht offiziell angefragt haben. Im Gegenteil: ich bin ganz einfach froh, dass ich hier auftreten durfte. Ich meine, was will ich denn noch mehr als Künstler?"
Nicht nur der Name Gianni Spano sondern genauso seine Musik brachten einen gewissen Nostalgie-Faktor auf den Berner Hausberg. Sein Konzert als eines für Nostalgiker zu betiteln, wäre aber doch nicht ganz richtig. Gianni: "Ich kann das gar nicht so beurteilen. Meine Musik trägt definitiv Elemente aus den späten 70ern und den 80er Jahren in sich. Aber wenn ich so herumhöre, was sonst so läuft, dann empfinde ich uns nicht als nostalgisch. Und als Person bin ich gar kein Nostalgiker. Ich mache einfach Musik, die mir liegt und hoffe, ein paar andere finden das auch gut. Schlussendlich ist es einfach Rock..." Und alles andere sind Modeströmungen. Gianni muss sich momentan also sowohl den Trend-Vorwurf als auch den oben erwähnten gefallen lassen. Umso mehr als sein aktuelles Album "Alba - The White Album" auf die Beatles referenziert. Wie kam das genau? - Gianni: "Anfangs dachte ich gar nicht an die Beatles. Ich war mit einem Kollegen in Schottland und irgendwann bei einem Bier hat er erzählt, dass 'Alba' Schottland auf Gälisch heisst. Also dachte ich, ich mache einen Song namens Alba. In Latein wiederum heisst das 'weiss'... Damit war der Zusammenhang gegeben."
Der Anglikanismus in Gianni's Werk ist auch mir relativ neu. Seine italienischen Wurzeln sind offensichtlicher, auch habe ich in Gesprächen bald von ihm erfahren, dass er auf amerikanische Singer/Songwriter à la Bob Dylan steht. Nun findet sich auf dem neuen Album auch ein Song namens "Hyde in the Park", der sich eindeutig auf London's Hyde Park bezieht. Gianni klärt mich auf: "Ich habe eigentlich mit der englischen Musik angefangen. Beatles, Rolling Stones, Cream... Danach kam bald Bob Dylan. Für mich hat das aber nie wirklich einen Unterschied gemacht. Die Aussage war wichtig. Ob Bob Dylan Engländer oder Amerikaner war, hat mich nicht interessiert." Für die Leute draussen wäre noch zu erwähnen, dass der Zusammenhang zu den Beatles nicht in der Musik des Albums gründet. Gianni: "Die Referenz aufs Beatles White Album ist eigentlich nicht so glücklich. Das habe ich auch von anderen schon gehört. Man erwartet dann vielleicht etwas wie die Beatles. Dabei hat es inhaltlich nicht viel damit zu tun. Meine Inspiration hinsichtlich Beatles ist aber die, verschiedene Musikarten zusammen zu würfeln und nicht einen Stil stur durchzuziehen. Und es waren die Beatles, die der Welt gezeigt haben, wie das geht. Jazz, Blues, Rock, gar Klassik in den eigenen Stil zu integrieren und doch immer die Beatles zu bleiben. Das möchte auch Gianni Spano - verschiedene Stile vereinen und doch sich selbst bleiben."
Gianni ist seit seiner musikalischen Rückkehr sehr produktiv. Mehrere Alben und EPs folgten sich in den letzten drei Jahren praktisch am laufenden Band. Schon neue Pläne? Gianni: "Ja, aber den Titel verrate ich noch nicht, weil er sich vielleicht noch ändert. Es gibt wieder eine Band-Platte. Das heisst, ich lasse die Ideen meiner Musiker in meine Kompositionen einfliessen. Wir haben angefangen und werden das Album in etwa anderthalb Jahren fertiggestellt haben." Ist diese Produktivität Ausdruck von Gianni's Freude, seit er wieder professionell musiziert oder war das schon immer so? - "Wenn ich musikalisch etwas gemacht habe, war ich immer sehr produktiv. Das ist mir teilweise auch vorgeworfen worden. Also, ich würde nicht genügend Zeit auf die Alben verwenden. Aber in mir brodelt es einfach, und das muss raus. So bin ich!" Und so bleibt er uns hoffentlich noch weitere 34 Jahre erhalten - auf dem Gurten würden wir uns aber gerne früher wieder treffen...