Gigi’s Mot(t)o heisst Bettmeralp!
13.9.2011/Text: Sandy, Bilder: Patrick Principe
Genau dann, wenn die eigentliche Festival-Saison beendet zu sein scheint, geht es hoch oben auf 1‘950 Metern über Meer noch mal so richtig los, mit dem Music Festival Bettmeralp. Familiär, unkompliziert ist die Organisation. Die Bergkulisse einzigartig, heuer sogar mit einem fast vollen Mond als Surprise Act. Und ja, logisch, dass im Wallis auch das Wetter mitspielt. Drei Bars werden spontan zu einem Music-Club umfunktioniert. Sechs Bands spielen an zwei Abenden, jeweils drei Sets. Sie geben dreimal eine Stunde lang ihr bestes, pausieren kurz und dann geht’s gleich weiter. Die Besucher sind eingeladen, von Lokal zu Lokal zu rotieren und so eine überaus abwechslungsreiche musikalische Nacht zu erleben. 450 Leute sind es heuer, die zufrieden durch die Gassen schlendern und neben dem Weisswein vor allem auch gute Musik konsumieren. Tagsüber laden zig Wanderwege und die Aussichtsterrasse beim Aletschgletscher zum Verweilen ein. Sogar Musiker bestaunen dort oben das nicht zum Schmelzen zu bringende Eis.
Gigi Moto ist im Trio seit der ersten Festivalausgabe mit dabei, also bereits das dritte Mal. Sie spielen im Mountain Café von Albi und laden alle Vorbeiziehenden zum Reinkommen ein. Ihr Refugium befindet sich nämlich unmittelbar links des Eingangs, und ist nur etwa drei auf vier Meter gross. Wieso sich die drei Musiker immer wieder engagieren lassen, kann die Frontfrau so spontan nicht beantworten: „Das frage ich mich auch immer wieder!“ Sie hängt aber ein charmantes Augenzwinkern hinter diese Aussage. Ihr Blick schweift ab zum Gitarristen Jean-Pierre. Genau er sei nämlich immer am Jammern: „Dieser Aufwand! Das ganze Equipment hinaufschleppen und dann umladen und wieder abladen.“ Aber auch er scheint es nicht ganz ernst zu meinen, schliesslich sind im verkehrsfreien Dorf die Elektromobile ganz nützliche Roadies. Gigi kehrt in sich und weiss: „Aber wenn wir dann hier sind, ist es immer lässig.“
Die dreistündige Show findet die Sängerin schon eher ein Marathon und anstrengend. Ob die dünne Luft hier auf der Alp oben, auch ihren Teil dazu gibt? „Ich habe Freude und mache es gerne“, gesteht die Powerfrau. Die Leute lieben ihr Programm, auch wenn es jetzt bereits zum dritten Mal vorgeführt wird. „Sie können mitsingen und das animiert“, weiss der Superstar, der mit dem gleichnamigen Hit das Publikum schon nach kurzer Spielzeit erobert. Die Stammgäste freuen sich jeweils auf ihr Wiederkommen. Doch Gigi zeigt Fairness: „Man kann auch mal jemand anders zu Albi setzen und die Leute wären zufrieden.“ Die Wiedersehensfreude der Leute hier berühre sie aber schon. Ihr Blick schweift ab zur wunderbaren Bergkulisse, welche die Künstler von der Terrasse ihrer Unterkunft aus haben: „Ich komme gern hierher, es ist schön“, gesteht sie. Nicht nur das Wetter und der guttuende Wind inspirieren die Musikerin, sondern vor allem die Leute. „Sie sind so familiär, so offen, geben das Gefühl, uns schon lange zu kennen. Eifach läss“, fasst die Zürcherin in ihrem Dialekt zusammen.
Gigi Moto ist momentan auf den herkömmlichen Konzert-Bühnen nicht so aktiv. Sie hat sich jedoch nicht etwa zurückgezogen, sondern sie spielt auch Theater und das übrigens schon über zehn Jahren. „Ich habe jetzt bereits fünf Produktionen im Theater am Hechtplatz mitgemacht, und zwar meistens im Frühling“, sagt die Künstlerin. Genau das Theater dort ist auch eine Leidenschaft der Künstlerin. Sie habe sich bewusst für den Hechtplatz entschieden. „Ich kenne die Leute, die dort sind. Es ist eine spezielle Art von musical-artigen Liederabenden – der schrägeren Sorte“, sagt Gigi mit einem schelmischen Lachen. Also passend zur Musikerin, die mit ihrer Band so geblieben ist, wie sie immer war, und bewusst ihren eigenständigen Weg geht. Einzigartig sei der Bruch innerhalb der Songpalette, die vom Volkslied „Gigi von Arosa“ bis zu Produktionen von Joe Cocker hinüberreicht. „Im Theater singe ich auch nur. Es ist ein super Job und ich mache ihn gerne“, sagt die Schauspielerin. So sind eben drei Monate ihres Geschäftsjahres jeweils ausgebucht.
Stolz verrät Gigi Moto, was sonst noch in ihrer musikalischen Stube abgeht: „Wir machen eine neue CD.“ Sie haben bereits ein paar neue Songs aufgenommen. Ihr Partner Jean-Pierre von Dach sei schon lange am werkeln, sitze mit seiner Gitarre im Garten und erfinde Songs und frage sie immer wieder, wann sie auch endlich Zeit dazu habe. Im Moment schreibt der Gitarrist Musik und Texte. Gigi redet nur rein, wenn ein Text total falsch sei, so unter dem Motto: „Das kannst du sagen und das kannst du sicher nicht sagen.“ Die Aufnahme kann man sich momentan erst als Skizzen vorstellen. „Wie wir es umsetzen, ob im Trio oder mit der ganzen Band, wissen wir noch nicht“, verrät sie und ergänzt mit einem kecken Lachen: „Es wird lustig bleiben“. Idee sei es, die CD im Herbst 2012 herauszugeben. Aber auch das kann noch anders werden. Was bleiben wird, ist der frech-fröhliche Pop-Rock-Sound, beherrscht von der einzigartigen Stimme und einem genialen Gitarrenspiel. Und wer weiss, vielleicht schleppen die Unterländer ihre Sachen gerne wieder mal auf die Alp.