Gölä – Z'Läbe fägt (EMI)
Text: Ko:L
Bild: Cover
Er brauche neue Geschichten, bevor er wieder ein Mundart-Album machen könnte, sagte Gölä einst im Trespass-Interview. „I cha ömu nid scho wider e Song überne Büezer schribe oder uf u dervo. Weisch, i ha ke Bock, mi z´widerhole.“ Das war vor drei Jahren, auf seiner Terrasse in Faulensee hoch über dem Thunersee. Nicht nur – aber auch – dort hat er sie nun offensichtlich gefunden, diese neuen Geschichten. „Z'läbe fägt“, das erste Album mit lauter neuen Mundartsongs seit sieben Jahren, zeigt vor allem eins: Gölä ist älter geworden. Den Begriff „reifer“ beim Berner Oberländer Rauhbein in den Mund zu nehmen, ist immer so eine Sache. Aber wenn Kinder im Haus sind und älter werden, und plötzlich die Gefahr besteht, dass sie sämtliche Spinnereien des Alten toppen wollen, dann entstehen Songs wie „Whiskey, Sex u Rock'n'Roll“. Songs, die mit Stolz auf ein Leben zurückblicken, in welchem die Grenzen ziemlich ausgelotet wurden, aber die diesen Blick zurück nicht durch einen verklärten Nebel der Rock'n'Roll-Romantik tun, sondern anerkennen, dass ein junger Wilder zum Beispiel seinen Eltern viel Schmerz zugefügt hat. Auf „Z'Läb fägt“ dringt mehr denn je auch die weiche Seite des harten Hundes Gölä durch, das Eingeständnis, dass er nicht der perfekte Lover ist, die Erkenntnis, dass er ohne Gegenüber verloren wäre, die Frage, wo die Träume – Träume wie er sie einst in „Indianer“ geträumt hatte – hingekommen sind. So gesehen ist die Prognose, dass das neuste Mundart-Werk des Mannes mit dem hemmungslosen Mundwerk abgehen wird, wie Pressluft, alles andere als gewagt. Denn eines hat Gölä bestimmt nicht verlernt: Den Nerv der Leute zu treffen. Dass sein Sound wie er eher zehn Jahre älter, als jünger klingt, spielt dabei keine Rolle. Schliesslich haben die Fans auch zehn Jahre gealtert.