Im September 2007 erschien „Maeder“ das Album der gleichnamigen Rockband – vermarktet als „The top Australian Rock Band finally in Europe“. Ich stutzte zwar, wie ausgerechnet der Lausanner Pat Aeby seine Finger in eine Aussie-Produktion kriegen sollte – aber legte die Platte auf den Stapel. „International – dafür habe ich bei aller Swiss Music keine Zeit.“ Ein Fehlurteil, merke ich jetzt, gut vier Jahre später. Die Maeder-Brüder haben ihre Wurzeln in Lausanne, als sie noch klein waren, wanderte die Familie nach Australien aus. Darum „Top Australian Rock Band“. Und nun haben sich die Tessiner Gotthard ausgerechnet für Frontmann Nic Maeder als neuen Sänger entschieden, diesen Mann vom Genfersee, der fliessend französisch und englisch spricht, aber kein Wort Deutsch. „Mit Nic ist nicht nur wieder eine grosartige Stimme und ein fantastischer Musiker, sondern auch ein wunderbarer Mensch in unsere Mitte getreten“, sagt Leo Leoni.
Nun: Dass Leoni in Sachen Stimme richtig liegt, bestätigt das Anhören von „Maeder“. Die Platte rollt mächtig dreckig, ein Hauch von Country-Staub weht aus dem Boxen, Nic schraubt sich in schwindelerregende Höhen – ohne zu vergessen, dass es zarte Balladen sind, die die wahren Hits werden. Kein Zweifel: Nic Maeder ist kein Schönwetter-Rocker. Und er hat ein Händchen für süffige Melodien in deftigem Rockkleid – wie es sein Vorgänger bei Gotthard auch hatte. Der erste gemeinsame Track „Remember, it’s me“ deutet an, in welche Richtung es künftig gehen wird: Rock, in bester Gotthard-Manier, geprägt von einer grossen Stimme. Die Zeichen stehen gut, dass Gotthard gelingt, was bisher weltweit nur AC/DC geschafft haben: Mit einer neuen Stimme die Erfolge noch zu übertreffen.
Für Gotthard geht damit eine turbulente und bewegende Zeit zu Ende. In den Monaten nach dem Tod von Steve Lee und der Entscheidung weiterzumachen, haben die Rocker über 400 Bewerbungen aus aller Welt bekommen, bearbeitet und mögliche Kandidaten zu Proben eingeladen. Klar war, dass der Nachfolger von Steve Lee sowohl gesanglich als auch menschlich sehr viel Potential mitbringen musste, heisst es in der Medienmitteilung zum neuen Frontmann. „Die Einmaligkeit eines jeden Kandidaten machte uns die Entscheidung nicht leicht. Es war ein langer und schwieriger Weg bis hierhin.“, meint Hena Habegger. Doch der Eintscheid für Nic sei am Ende einstimmig gefallen. „Bei ihm“, so Freddy Scherer, „spürten wir sehr schnell, dass die Chemie sowohl musikalisch als auch menschlich einfach stimmt. Er ist für uns das neue Familienmitglied“.