Greenfield 05 - Stürmisches Debut

Text: Ko:L
Bilder: Ko:L/Eve/Monthy
Der Sonntag wurde schliesslich für viele doch noch optimal. Die Sonne drückte mehrheitlich durch, der Sound war noch lauter und griffiger als Freitag und Samstag und dank gesteigertem Pegel verschiedenster Substanzen im Blut und rückläufigem Schlafpensum wurde das Greenfield, Ausgabe 01 anno domini 2005 für einen grossen Teil der Besucher ideal abgeschlossen. Dazu hat sicherlich auch die beeindruckende Organisation beigetragen. Nun gut - Schnickschnack und Luxus gabs keinen, Freundlichkeit seitens der Security selten, Zweckmässigkeit - und damit die Rentabilität - standen allerorts offensichtlich zu oberst. Oder wie sonst lassen sich 21 Stutz für Steak und Pommes rechtfertigen? Dafür gabs Platz en masse - für´s Camping, zum Chillen, zum Feiern, das Gelände war angenehm weitläufig und wer nicht mit dem öV anreiste konnte - Flugpiste sei dank - seinen Chlapf direkt vor dem Loch abstellen. Und was wollen konsumgeschädigte Kids, die ihre Wurzeln in den 90ies, 80ies oder allenfalls den aussgehenden 70ies haben, denn mehr? Alles Nötige auf dem Serviertablett und griffbereit - das spielt der Preis kaum eine Rolle...
Die Oberländer Berge waren gnadenlos: "Getrieben vom vereinten Zorn der Festivalveranstalter", wie da und dort gemunkelt wurde, schickten sie am Freitag Abend einen gewaltigen Sturm gen Interlaken zu, um der rockenden Meute auf dem Flugplatz eindrücklich und unmissverständlich klar zu machen: "Ihr seid hier geduldet - aber Herrscher sind wir!" Nun - Die Queens of the Stoneage und Nine Inch Nails mussten ihre Auftritte absagen - dafür wetterte Campino mit seinen Toten Hosen im Rücken anschliessend während drei Stunden Vollgas zurück. Drohte die erste Ausgabe des Greenfield Festivals zwischen 7 und 9 Uhr am Freitag Abend noch in einem Fiasko zu enden, retteten die Hosen, was noch zu retten war - das Publikum kam doch noch auf seine Kosten und freute sich auf die Sensation vom Samstag - Greenday. Bevors soweit war, durften noch andere mehr oder weniger nahmhafte Bands ran - darunter auch etliche Schweizer - namhaft und weniger namhaft und spannend und weniger spannend.
Laut offiziellen Angaben von Veranstalterseite wurden für das gesamte Wochenende über 25´000 Dreitagespässe abgesetzt - gemäss der Rechnungsformel anderer Festivals könnten so 75´000 Besucher vermeldet werden. Für die Erstausgabe eines Festivals ein riesen Erfolg für das Greenfield 2005. Und ein Erfolg, der beweist, dass Rock - egal ob etwas gepflegter oder bretterhart - wieder oder immer noch gefragt ist. Eine Feststellung, die a) diversen Radios landauf landab zu denken geben sollte (wohl aber nicht wird...) und uns b) hoffen lässt, dass der nächste Sturm über Interlaken nur von der Greenfield-Bühne ausgeht und nicht aus den Bergen kommt. Auf jeden Fall ist der Termin für Greenfielt 06 bereits gesetzt: 16. - 18. Juni 2006. Das dürfte zwar wieder zu Terminkollisionen führen (Frauenfeld, Hoch-Ybrig, Zell, Scharans), aber das ist eine andere Geschichte...
Die Entdeckung des Samstags aus Schweizer Sicht war ganz sicher die Basler Combo Shilf. Nach Snitchs voller Dröhnung an simplem Hauruckpunk war es eine richtige Wohltat, im Zelt Nadia Leonti und "ihren" fünf Mannen zu lauschen. Ein wenig folkig mit viel Americana und ohne grosse Worte bildete Shilfs Auftritt einen angenehmen Counterpart zum Schwermetallprogramm auf dem Bödeli - und inspierierte Ko:L zu einem angeregten Talk mit Nadia und Martin nach der Show. Das Protokoll gibts im Reporter, Buchstabe "S", Band Shilf. Etwas später legte Reto Burrell mit seiner Band auf der Hauptbühne los - und trat den Beweis an, dass dreckiger aber dennoch poppiger Indyrock in der Schweiz von Interpreten geliebt und gespielt wird, die mit ihrer Produktion durchaus internationales Niveau haben. Und auch hier hat´s Quasselstripe Ko:L erwischt - er traf Quasselstripe Burrell nach dem Gig zum Talk und es machte schier den Anschein, die beiden hätten ewig plaudern können. Ein Part wurde aufgezeichnet - damit ihr am 11. Juli zwischen 20.00 und 22.00 auf Radio Emme oder in unserer Radio-Rubrik mithören könnt. Und das Wichtigste ist im Reporter zusammegefasst, Buchstaben "B" oder "R", Band Burrell. Mit der Moondogshow und der höchst eigenwilligen Performance von Fantomas war der Schweizer Reigen in Interlaken zumindest für den Samstag bereits wieder beendet. Eine Tatsache, die nachdenklich stimmt, wenn man bedenkt wie viele starke Rockbands in der Schweiz existieren. Bands notabene, die etliche Internationale Acts in Interlaken wohl hätten an die Wand spielen könnten. The Chocolate Rockets, Zamarro, Zero in On, Samael, Flink oder Highfish seien für die Englischsprechenden genannt - und aus der Mundartsektion hätten zumindest QL, aber auch Aextra oder Stern bestens nach Interlaken gepasst. --- Ach ja - Greenday spielten ja auch noch am Samstag. Wie erwartet: Grossartiges Entertainment und eine kaum überbietbar euphorische Stimmung im Publikum haben den Auftritt des Trios zum Highlight des Festivals werden lassen - auch wenn der Sound in gewohnter Punkmanier betont einfältig daher kam... Aber eben, der Party- und Funfaktor war hoch, sehr hoch!
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