Keine Berührungsängste: Griot
Text: Bäumli
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musicbild.li Ja, Griot spaltet die Lager. Sie liebt ihn, er hasst ihn. Er findet ihn „tight“, dieser weiss gar nicht, was „tight sein“ überhaupt bedeutet und jene findet die Schale zu hart und den Kern zu weich. Und auch die Heads, die in der Szene aktiven Leute, können sich mit dem Auftreten und der Message des Rap-Urgesteins aus Basel entweder anfreunden oder eben nicht. Griot selbst sieht sich nicht wirklich als Teil der Szene: „Ich sehe mich ein wenig ausserhalb der Szene, ein wenig alternativ, also nicht alternativ grün oder so, sondern alternativ dahingehend, dass ich mein Ding eben anders als die andern durchziehe. So gesehen war ich nie ein richtiger Teil der einheimischen Hip Hop-Szene.“ Mit ein Grund weshalb sich Griot eben nicht als eigentlicher Teil der Szene sieht, sei auch der Fakt, dass er stets mit Leuten aus seinem direkten Umfeld gearbeitet habe. Damals wie heute arbeite er „wahlweise lieber mit Kollegen als mit Leuten, die einem marketingtechnisch weiterhelfen würden“. Diese Grundsätze scheinen Griot bei seiner Karriereplanung nicht zu behindern. Nur die Bookings betreffend habe er es deswegen etwas schwerer als jene Leute, die mit beiden Beinen in der Szene stünden. Griot und Lukee Larsson, der Mann an seiner Seite, ob jetzt auf der Bühne oder in der Geschäftswelt, betreiben also Familybusiness, nach bestem Wissen und Gewissen. Und die Arbeit trägt bereits Früchte. So haben die beiden ein Label in die Welt gerufen. Shotta Music ist das Stichwort. „Shotta Music ist ein sich noch im Aufbau befindliches Independent Label von mir und meinem Partner Lukee Larsson. Auf Shotta haben wir bisher meine Releases gedropt. Das nächste Release wird dann dasjenige von G-Rexus und Nex One sein.“
Die Shottas sind auf dem besten Weg, der Szene ihren Stempel aufzudrücken. Griot, der Ende der Neunziger Jahre schon für Aufsehen sorgte, damals noch unter dem Namen Mory bekannt, hat der hiesigen Szene seinen Stempel bereits aufgedrückt. So ist er nach Sens Unik, Stress und Bligg der vierte Schweizer Hip Hop-Act, der auf einem Major-Label, in seinem Fall Universal Music, released. Dies hat – vor allem in der Szene – für Wirbel gesorgt. Schweizerdeutscher Rap nicht mehr nur als eine Berufung, sondern gar als Beruf? „Theoretisch müsste man genügend CDs verkaufen und Konzerte spielen, um von der Musik leben zu können“, was bei ihm nicht der Fall sei, obschon er niemandem die Illusion nehme wolle, alleine von der Musik leben zu können, meint Griot.
Es leuchtet ein, dass es Schweizerdeutscher Rap aufgrund von Sprachbarrieren schwer hat. Die Frage bleibt offen, ob es Griot als ein Vertreter des ‚harten Raps’ und der ‚Streets’ nicht noch schwerer hat als Acts wie beispielsweise die Sektion Kuchichäschtli oder Gimma. Gibt es in der Schweiz ‚Streets’? „‚Street’ ist in jedem Land etwas anderes. Natürlich haben wir hier keine Favelas wie in Rio oder Banlieues wie in Frankreich.“ Stadtteile aufzuzählen, in denen eine härtere Gangart herrscht als in ‚normalen’ Schweizer Vororten, bringe schlussendlich nichts. „‚Street sein’ ist auch eine Frage der Mentalität. Das ganze Phänomen genau zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen, aber es gibt auch ‚Streets’ in der Schweiz und ich rappe aus dieser Perspektive“, erklärt Griot. Gegenpol zum Schweizer ‚Street-Rap’ wie ihn Griot zelebriert, ist der so genannte ‚Blüemli-Rap’, wobei Griot kein Fan dieses Begriffs ist. „Ich finde ‚Blüemli-Rap’ ist kein guter Begriff, ich würde dem eher ‚Uni-Rap’ oder ‚Studenten-Rap’ sagen“, obschon natürlich nicht alles Studenten seien, die dieser Kategorie angehörten, fügt Griot an. Der Begriff ‚Blüemli-Rap’ habe etwas Abwertendes an sich, obschon dies gar nicht der Fall sein müsse. „Ich habe keine CD von Sektion Kuchichäschtli im Regal stehen, aber ich respektiere das, was sie machen. Sie sind von Chur und dort geht es sicher anders ab als in Basel. Ich denke, dass eher die Leute, die selber nicht aktiv im Hip Hop tätig sind, Probleme mit ‚Blüemli-Rap’ oder ‚Street-Rap’ haben.“ - „Beides“, sowohl ‚Street-Rap’ als auch ‚Studenten-Rap’, „kann ehrlich sein“, meint der Basler Universal-Soldier weiter. Was ihn aber störe, seien Releases, die ausschliesslich positive Inhalte vermitteln. Vergegenwärtigt man sich die Geschichte des Hip Hop und Raps, so fällt doch auf, dass viele Acts „protestiert haben gegen das, was ihnen nicht passte und ich handhabe dies eben auch auf diese Weise“, meint Griot. „Heutzutage hat man fast gar keine Möglichkeiten mehr, kundzutun, was einem nicht passt. Alles versickert irgendwie und bleibt so ungehört. Und deshalb sollte man, anstatt immer nur das Positive ins Licht zu rücken, auch sagen, was einem nicht passt.“ Nur hätten leider viele Leute davor Angst, so negativ aufzufallen.
Aber nicht alle haben davor Angst, wegen klarer und auch mal kritischer Aussagen in ihren Texten negativ aufzufallen, und Griot ist der lebende Beweis dafür. Auf seinem Album „Strossegold“ hat er keine Berührungsängste mit heiklen Themen. Bald ein Jahr ist das aktuelle Album nun im Umlauf. Da kommt natürlich die Frage auf, ob der Basler MC schon bald nachlegt. „Wir haben Pläne für ein Mixtape und ein neues Album“, wobei die Pläne für das Mixtape gegenüber denjenigen des Albums um einiges konkreter seien. Neben dem Tape von Griot ist auch eines von G-Rexus und Nex One in der Pipeline. „Bei Shotta Music wird einiges gehen, noch in diesem Jahr aber auch noch anfangs 2008“, verrät Griot und meint weiter, man solle sich an der einheimischen Musik erfreuen, unabhängig von Chartsplatzierungen und Medienpräsenz, wozu die Leute aber leider tendierten. „Wenn jemand Nummer 1 ist wie Alinghi oder Federer dann finden das alle geil, wenn dieser jemand dann Nummer 15 ist, ist es schon nicht mehr interessant. Das ist schade.“