Groombridge über Erfolg und begeisterungsfähige Chinesen

06.07.2011/Text: DasSchaf; Bilder: EmotionArts.ch

Sie sind erst vor kurzem zurückgekehrt von einer Blitztour in China, und schon stehen sie wieder auf den hiesigen Bühnen: Groombridge, die fünf Jungs aus Burgdorf beehren das OpenQuer Zell 2011. „Es ist super, dass wir hier spielen können! Für uns ist das schon eine tolle Sache, eines der grösseren Festivals, an welchem wir spielen können“, freut sich Sänger Dyle, „wir freuen uns sehr!“ Und auch wenn am späten Nachmittag noch immer eher wenige Zuschauer vor die Bühne finden, brettern Groombridge mit einer überzeugenden Spielfreude los und packen mit ihrem eingängigen Sound. Von der Weltwoche einst als „Coldplay der Schweiz“ betitelt, finde ich im Sound ein bisschen mehr von Thom Yorke’s Truppe als von Chris Martin’s Combo, und sicherlich eine Prise von Matt Bellamy’s Mannen. Alternativer, progressiver Rock, elektronische Elemente, viele Effekte und trotz sphärischer Klänge sehr erdig – so tönen Groombridge. Eigentlich eine Band, die alleine wegen der Stimmung ihres Sounds in der Abenddämmerung spielen sollte, nicht am helllichten Nachmittag.

Das aktuelle Album der Burgdorfer heisst „Customers From Hell“ und ich erfahre, dass der Albumtitel den Hintergrund eines realen „customer’s from hell“ hat. „Und sind wir ehrlich, jeder kann so ein customer from hell sein. Wir auch“, grinst Dyle. „Wir haben sowieso immer zwei Jahre im Voraus schon den Titel fürs nächste Album – den neuen wissen wir auch schon“, lacht Fibes – verraten wollen ihn die Jungs aber (noch) nicht. Vielleicht hat er ja was mit der Chinareise zu tun? Erlebt hat die Band jedenfalls einiges im Land der Mitte. Eine andere Kultur, und eine komplett unbekannte Band – funktioniert das? „Die Leute sind sehr frisch und begeisterungsfähig. Klar, wir hatten den Europäerbonus. Aber nichtsdestotrotz lassen sich die Chinesen richtig begeistern für Dinge, die sie noch nicht kennen, wo wir vielleicht zurückhaltender wären“, erzählt Sky. Und China ist ja nur ein Ort, an dem Groombridge getourt haben. In ihrem eigens umgebauten Caravan haben die Jungs in einer halbjährigen Tour England, Dänemark, Holland, Belgien und Deutschland mit ihrer Musik beehrt. Und natürlich auch die Schweiz. Und wo ists jetzt am schönsten? „Überall. Wenn du dich gut fühlst, dann bist du am richtigen Ort. Andere Kulturen kennenzulernen ist aber eine tolle Erfahrung. Man sieht, wie gewisse Dinge einfach anders ablaufen als hier – manchmal besser, manchmal schlechter, einfach anders. Und das tut gut“, so Dyle. Und Fibes ergänzt: „Mit Musik wie unserer muss man die Schweiz sowieso von aussen erobern. Und es macht einfach Spass, die Grenzen zu überschreiten und Neues zu sehen.“

Die Schweiz musikalisch erobern, das wär zwar ein schöner Nebeneffekt, ist aber nicht das Hauptziel der sympathischen Truppe. „Erfolg, wie definiert man das? Dass ich von der Musik leben kann, das ist Erfolg in unserer westlichen Denkweise. Für mich ist Erfolg, dass ich mit guten Freunden zusammen auf einer Bühne stehen und Musik machen kann, dass wir Spass haben und vieles erleben“, sagt Dyle mit Nachdruck, „unsere Musik passt nicht in ein Radioformat, aber wir schreiben auch keine Songs fürs Radio. Umso besser, wenn man Musik macht, die auch gespielt wird. Aber sich für kommerziellen Mainstream verbiegen? Nein.“ Und zum ersten Mal nehme ich dies einem Musiker zu Hundertprozent ab. Und bis die Schweizer Radiolandschaft entdeckt hat, dass man, wenn man Bands wie Radiohead und Muse spielt, auch Bands wie Groombridge spielen kann, wird wohl nur ausserhalb der hiesigen Grenzen erkannt, was für eine musikalisch ausgereifte Band dies ist, und wie grenzenlos eigen ihr Sound klingt. Ich jedenfalls freue mich auf die zweite Wohltat am OpenQuer Zell: nach Flink sind auch Groombridge ein - zwar stilistisch anderer – Ohrenschmaus. Wers verpasst hat: am 19. August 2011 spielen die Jungs am Gypsy Rock in Burgdorf. Tipp!