Gemischtes Doppel mit Mich Gerber und Shirley Grimes

Text: Monthy, Mitarbeit: Eve
Bilder: Monthy
Die Einarbeitung von Eve als Radiojournalistin einerseits und ein gemeinsames Konzert von Mich Gerber und Shirley Grimes andererseits boten uns am Natural Sound Openair im Kiental die Möglichkeit, zwei Interviews in einem zu führen. Dazu hatten sich Monthy und Eve hinsichtlich Fragen abgesprochen und bildeten erstmal Pärchen mit der aus Irland stammenden Shirley respektive mit dem orientalisch inspirierten Mich. Auf zum gemischten Doppel zwischen Ost und West...
Eve spricht Mich Gerber zu Beginn auf seine Herkunft aus einer Musikerfamilie an und fragt den Mann mit oben ohne, ob es damit von Anfang an klar war, dass er auch diese Richtung einschlagen würde. Mich verneint: "Das war überhaupt nicht klar. Ich musste als Kind lernen, Geige zu spielen und das war sehr mühsam. Bis ich dann eines Tages entschied, nicht mehr Geige zu spielen. Danach habe ich zehn, fünfzehn Jahre überhaupt kein Instrument gespielt und erst als Erwachsener wieder angefangen."
Eve geht weiter auf Michs Musik und deren orientalisch-afrikanische Färbung ein. "Es sind vor allem einfach Tonarten, die mir gefallen. Tonarten, die es früher in Europa auch gegeben hat, die dann aber einfach so ausgestorben sind. Mich dünkt, es passt zu meinem Instrument und dieses passt wiederum zu mir. Ich mag diese Tonarten mit dem übermässigen Terz und den Halbtönen an anderen Stellen als üblich." Michs Blick nach Osten entspricht bei Shirley ihrer Herkunft wegen der Westen, oder etwa nicht? Shirley bejaht: "Ich bin ganz klar von irischer Musik beeinflusst, habe auch als Sängerin traditioneller irischer Musik angefangen und bin mit einer Band im Land herum gezogen, bevor ich dann hierher kam."
Mich spielt - darauf wollte Eve schon lange raus und wäre sie längst, wenn ich sie nicht immer unterbrechen würde - mit der orientalischen Tonleiter. Da wir nicht wissen, wie sich die von unserer unterscheidet, lassen wir es uns erklären. "Die Halbtöne sind einfach an anderen Orten", und auf Nachfrage folgt die Bestätigung, "das ist schon alles..." Und Eve hat ihr Pulver noch nicht verschossen. Warum aber erstens Michs Bass "ungefähr" 200 Jahre alt ist und warum er sich als Kind genau auf seine Geige gesetzt hat, sparen wir uns genauso fürs Radio auf wie Shirleys Erklärung, warum sie die Gitarre noch nie in die Ecke schmiss, aber vorläufig in ebendiese stellte. Die Sendung wird am 8. August, 20 - 22 Uhr auf Radio Emme ausgestrahlt und bringt neben dem Snipplet Mich Gerbers Song "Stop Crying", ab CD mit Jael
Shirleys Familie war - wie auch ihre wallende rote Haarpracht gegenüber Michs Frisur - das genau Gegenteil. "Ich bin die erste. Vor mir gab es kein einziges Familienmitglied, das ein Instrument spielen konnte. Das heisst, eine Grossmutter gab es. Sie konnte alles ein bisschen. Aber niemand hat ein Instrument erlernt. Ich bin auch die einzige, die weggegangen ist." Auch wenn ihre Familie getrennt von ihr in Irland lebt, sieht sie die Musiker, mit denen sie sich in der Schweiz umgibt, nicht als Ersatz: "Nein, ich hatte eigentlich immer beides..."
Die Gestaltung der Bühne ist Thema unserer Abschlussfragen. Mich: "Ich lege viel Wert auf das Licht. Wir haben einen eigenen Lichttechniker mit und ich bin mir bewusst, dass das Auge auch mithört. Die Atmosphäre bringt sicher auch viel fürs Musikhören, das wird zu einem Ganzen. Sonst könnte man genauso gut eine CD hören. Um den Moment einzufangen ist das Licht sehr wichtig." Shirley will sich auf der Bühne wohl fühlen. Dabei kommt es aber weniger auf die Kleidung an, die bei ihr oft in Richtung Hippie geht: "Es ist mir sicher wichtig, mich wohl zu fühlen auf der Bühne, aber meistens hängt es mit etwas anderem als der Kleidung zusammen oder dem Licht, das sicher auch sehr wichtig ist. Ich setze aber viel mehr aufs Reden. Ich rede viel mit den Leuten und wenn ich das Gefühl habe, dass ich meine Geschichten erzählen kann - auch ausserhalb der Songs, dann singe ich auch besser."
Mich Gerber ist wie Eve aufgrund seiner ebenfalls sehr kontrastreichen Musik ableitet, auch ein widersprüchlicher Mensch. "Ja, ich kann mir ein Dasein ohne Widersprüche auch gar nicht vorstellen und die Musik ist eh so wie das Leben", bestätigt Gerber lachend. Ich will dagegen von Shirley wissen, ob sie in all ihren Projekten mit anderen Musikern allenfalls Widerrede zu gewärtigen habe. Shirley tritt ausser mit Mich im Kiental am Sonntag auch mit Simon Ho auf die Bühne und hat kürzlich mit den Lovebugs für deren Album Naked gearbeitet. - "Bis vor etwa zwei Jahren habe ich nie bei fremden Projekten mitgearbeitet, mache das also erst seit kurzem. Dabei ist schon das meiste vorgegeben, was ich machen soll. Aber ich mache es trotzdem mit einem guten Schuss Shirley Grimes und sie wählen mich ja zumeist genau deswegen auch aus. Deshalb einfach nicht zuviel überlegen dabei..."
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