Gampel 04 - Monthy sucht und findet den Superstar

Text: MonthyChristo
Bilder: MonthyChristo / Eve
Pünktlich zum Auftakt der zweiten Staffel Musicstar hat Monthy am Openair Gampel seinen Stern gefunden. Allerdings wird sich Petra nicht der Fernsehjury stellen. Die bezaubernde Sängerin der Wallisser Partyband Sixties Club startet sozusagen ausser Konkurrenz und ist dieser mehrere Schritte voraus. Einerseits weil sie über eine hervorragend bestückte Band verfügt und diese ein Repertoire von gegen 300 Songs beherrscht. Von den Meriten reden wir erst gar nicht. Andererseits wegen ihrer Ausstrahlung und der Art wie sie mit ihrem Publikum umgeht. Klar, Gampel ist ein Heimspiel für die Sixties und so bezog sich ihr Opener "We are family" nicht nur auf die Band sondern gleich auf alle Anwesenden. Den sinnlichen Eindruck noch verstärkt hat Petra, indem sie mit ihren Gästen flirtete, was das Zeug hielt. Ein Grüsschen hier, ein Winken da und dieses natürlich-bescheidene Lächeln wenn sie den Blick senkt... Auch wenn Petra nicht eh jeden Zweiten gekannt hätte - dieses Konzept bewirkt eine unglaubliche Nähe zwischen Band und Fans. Dies alles ist selbstredend nicht viel wert, wenn der Sound nicht stimmt. Doch wer den Sixties Club schon live erlebt hat, zum Beispiel Petras Version von Alanis Morisettes "Ironic" oder Lenny Kravitz´ "Get away" gesungen von Petras Mikro-Kollegen Marcel, braucht sich darum keine Sorgen zu machen. Die nächste Live-Möglichkeit bietet sich am Move-to-Rugenrock und erst noch doppelt. Samstag Mitternacht und Sonntag morgens um elf Uhr - wahrscheinlich spielen die Festhütten aus dem Fendant-Staat gleich durch...
Was war sonst noch in Gampel 2004? 79´000 Besucher an vier Tagen; Regen, Sonne, Wind und Sand; Abfallberge, die ihren natürlichen Kollegen links und rechts im Tal Konkurrenz machen wollten; Alkoholexzesse in der nicht-olympischen Disziplin Marathontrinken; haufenweise Beziehungen gingen zu Bruch und es gab Cops, die ihre Nasen auf der Suche nach Gras in die Zelte hinein steckten. Dabei wächst das doch überall in Gampel... Nun, ein Anlass dieser Grösse bringt seine Probleme mit sich und Ko:L hat diese unter anderem mit Pressechef Oli Imboden thematisiert (siehe Artikel: Gampel 04 - "mir chämen alli älter") Ueber aller Kritik steht auch dieses Jahr unsere Ueberzeugung, dass Gampel das geilste Festival überhaupt ist und dass man uns auch 2005 nicht erst wird überreden müssen, ins Wallis zu pilgern. Damit kommen wir zum Musikprogramm und dem Hinweis auf unsere Radiosendung vom 6.9.04, welche ausschliesslich Sounds von Bands aus Gampel und vom Rugenrock sowie viele Interviews mit den angesagtesten CH-Acts des Jahres bietet: Sektion Kuchikäschtli, Sens Unik, Famara, QL, Sixties Club, Sandee und - auf dem Rugen - Gotthard liessen sich von uns in interessante Gespräche rund um den Festivalsommer verwickeln. Zu gewinnen gibts am 6.9.04 von 20 - 22 Uhr auch was, nämlich "Mea Culpa", die aktuelle Scheibe von Einbahnsträssler Just One und seinem Sens Unik.
Zurück nach Gampel. Internationale Top-Acts wie Pink am Donnerstag ziehen jeweils die Massen an. Die Lady in rosarot bot ihnen die gewünschte Top-Ten-Show, konnte aber trotz ihrer Power-Stimme den Funken irgendwie nicht über die ganze Breite und Tiefe der Zuschauer übertragen. Dasselbe erfuhren auch Acts wie Züri West am Samstag, die einen super Gig spielten, aber die Leute trotzdem nie länger als einen Song wirklich zu pakcen vermochten. Das lag ganz sicher nicht an den Künstlern und wahrscheinlich nicht einmal am Publikum sondern an den Erfahrungswerten unsererseits. Kennt man Gampel nämlich erst seit der Massenkult eingesetzt hat, würde einem nichts auffallen. Die Leute klatschten, wippten mit und genossen die Performances offensichtlich - früher kochte der Gampjer Kessel allerdings regelmässiger über. Geschafft haben das 2004 auf der Hauptbühne vor allem die Toten Hosen mit einem Bierfest am Freitag - wie kann man den Text vom "Jägermeister" versiffen??? - und The Offspring mit einer Up-Tempo-Punk-Session während der ersten Hälfte ihres samstäglichen Gigs. Ideal zum Loswerden aller Aggressionen und trotzdem trugen wir alle ein Grinsen im Gesicht, wenn wir aufeinander krachten. Offspring entfachten einen Pogo-Flächenbrand vom Feinsten, bevor sie gegen Ende auf ihre neueren, bekannteren aber auch langsameren Songs zurückgriffen und das Feuer ein wenig einebneten. Zuvor hatten The Rasmus mit wunderbaren Lichtstimmungen und etwas netter als Him letztes Jahr in Staunen versetzt. Everlast und Toto am Sonntag überzeugten ebenso, hatten aber mit der unter den Festivalbesuchern um sich greifenden Lethargie zu kämpfen, wie das am Sonntag halt so ist.
Dagegen erwies sich Bühne 2 als das wahre Fest-Zelt und die Post ging dort herinnen öfters ab. Erstaunlich, dass der African Roots Reggae von Famara schon am Samstag Mittag das ganze Zelt in Wallung zu versetzen vermochte. Der seit März auf Tournee befindliche Thommy Nikles und seine Band luden - obwohl selbst auf dem Zahnfleisch - zum Morgenfit der rhytmischen Art. Dazu zogen Dada (ante Portas), Myrto, Somogo und die zuvor von uns zum Meet´n´Greet aufgebotenen Funpunker QL im Zelt voll durch und die Lokalmatadoren Peanuts und Sixties Club liessen ihre Getreuen beinahe bis ans Zeltdach hochspringen. Zwar nicht im Zelt, aber wie Famara auch zur Unzeit - Samstag 13.00 Uhr - bot unser Goldschatz Sandee einen Hammer-Gig und war danach im Interview mit Lieblings-Journi Ko:L immer noch total aufgedreht. Die kürzlich mit Gold dekorierte Ex-Gölä-Backgrounderin sieht dem Ende ihrer aktuellen Tour mit gemischten Gefühlen entgegen, aber "irgendwenn, irgendwo" geht alles mal zu Ende. In Sandees Fall passiert es am 30. Oktober in der Mühle Hunziken zu Rubigen und es sei allen Mundart-Fans da draussen empfohlen uns dannzumal dorthin zu begleiten. Mehr auch dazu gibts wie schon angetönt in unserem Radio-Issue September: Trespass.ch - Underground Radio am 6.9.04 auf Radio Emme. Das Schlusswort hier gehört Züri West und wird uns auch gleich als Opener für die Sendung dienen. Es bezieht sich auf Gampel 2005 und spricht mir aus dem Herz: "Weni di nid cha überrede, wär de süsch..."
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