Gampel 05 - Steinböcke über alles
Text: Debi
Bilder: Monthy/Eve
Gampel 05 ist Geschichte – und das in zweierlei Hinsicht. Einerseits ist der Event mit 20 Austragungen auf dem Buckel in die Geschichte eingegangen. Andererseits, so munkelt man, hat der Walliser Grossevent – zu dem er sich in den zwei Jahrzehnten sichtlich entwickelt hat – sich längst ein Platz in der Hall of Fame der Openairs gesichert. Das Gute vorweg: Die Jubiläumsausgabe zum 20. wird nicht mit einem Rekord verewigt. Der Zenit ist also auch nach all den Jahren noch nicht erklommen. Und doch wird Gampel 2005 allen Anwesenden (es waren immerhin 76´500) als das Openair, an dem der Regen kam, in Erinnerung bleiben. Auch wenn sich selbst die alteingesessenen Gampelbesucher nicht an ein Gampel mit dermassen viel Wasser erinnern können, so spielt Regen traditionsgemäss eine wichtige Rolle: Bereits das erste Openair versank im Regen, wie der Medienverantwortliche Oli Imboden verriet.
Das internationale Line-up der Gampjer konnte sich sehen lassen: Reamon, Jimmy Cliff und Joe Cocker am Donnerstag; Neue deutsche Welle mit den Stillen – sorry, lauten – Sportfreunden, Silbermond und Antihelden von Wir sind Helden. Oder aber der szeneintern unbestritten besten Hip-Hop-Band The Roots. Umstritten und heftig diskutiert (auch trespass-intern): Der Gig der US-Rocker Korn. Italo-Softie Nek und Mista Lova-Lova Shaggy nebst den Klosterbrüdern aus Deutschland, die Söhne Mannheims – musikalisch präsentierte sich der Viertäger absolut vielseitig. Weniger einfallsreich als die Programmverantwortlichen war das Wetter: Praktisch täglich bescherten düster-graue Wolken dem Festival und seinen Probanden teils heftige Regengüsse.
Die Auswahl werde aber durch die Schmerzgrenze Kosten beeinträchtigt. Das zeitlich letzte grosse Festival im Sommerkalender kämpft beispielsweise mit den Preisen in der Szene : „Wenn die Bands bereits mehrere Festivals bestritten haben, können sie hier nicht die gleichen Gagen fordern.“ Und schliesslich wollen Gampelbesucher nicht sehen, was an zig anderen Openairs an Shows bereits über die Bühne ging. Und welche Kriterien gelten für Schweizer Acts, um auf Gampjer Boden auftreten zu können? „Sie müssen gut sein“, flachst Imboden. „Einen Namen zu haben, ist wichtig. Bei Flo Ast und Sina ist das logischerweise kein Thema.“ Ein Plattenvertrag sei nach wie vor unabdingbar. Ausnahmen waren dieses Jahr Shiva und Gingala – mit dem Powerband-Contest leistet das Openair Gampel einen wichtigen Beitrag zum Walliser Kulturschaffen und fördert so gezielt den Musikernachwuchs.
Das Augenmerk der trespass.ch-Crew richtete sich aber doch mehr auf die kleinen, feinen Acts speziell auf diejenigen aus der Schweiz. Denn neben den alteingesessenen Sina and Friends, den Liebeskäfern, Aextra und Florian Ast, bewegte sich die Auswahl an Schweizer Sounds quer durchs Gampjer Gärtli: Open Season, Phenomden feat. the Scrucialists, GMF, Tight Finks und Fuckadies, Shiva, Stress und Gigi Moto und Bluesbueb. Umjubelt eröffnete am Donnerstagabend die 80ies-Combo Family Force den Event – logisch, denn die fünf Walliser Rockmusiker rund um Frontmann Thomas Lauwiner riefen das sagenumwobene Openair vor 20 Jahren ins Leben.
Am Vorabend zum Event, mittwochnachts, ging viel einheimischens Schaffen über die Bühne. Zum ersten mal wurde die inoffizielle Party im Rock Dome „offiziell“ und „professionalisiert“– und somit zur Plattform von Cremation, Ex-Powerband Granny Smith und vielen anderen lauten Walliser Bands. Auch nach 20 Jahren spielen die Schweizer Acts eine entscheidende Rolle in Gampel. „Knapp die Hälfte des Programms bestreiten Schweizer Bands und Musiker. Früher hatten wir nur Schweizer Headliner“, erklärt Oli Imboden.