Halunke-Häni: „Ich will denken, wie ein Fan“

10.8.20137Text: Ko:L; Bilder: Manuel Lopez, Pascale Amez liveit.ch
Halunke am Thunfest
Er ist Halunke-Käpt'n, er ist die Halben The Hänis und er ist Produzent für Bands verschiednester Couleur: Sänger und Songwriter Häni trägt viele Hüte in seinem Leben. Noch nie zwei verwechselt? „Manchmal ist es nicht einfach“, gesteht er vor dem Auftritt der Halunke in der idyllischen Berntorgasse am Thunfest 2013. „Aber ich versuche jeweils, zu denken wie ein Fan, damit ich mich möglichst nahe an dem bewege, was die Band möchte.“ Freilich gebe es Grenzen bei diesem „Einfühlungsvermögen“ sagt Häni. „Wenn eine Metalband zu uns kommt, und bewusst einen Produzenten sucht, der eben nicht durch und durch ein Metaller ist, sondern frische Einflüsse mitbringt, dann ist das ein interessanter Job. Wenn aber jemand ein Classic-Metal-Album bei uns machen will, dann winken wir wohl eher ab“, versucht Häni die Abgrenzung bei seiner Arbeit als Produzent zu umschreiben.
Halunke am Thunfest
Auch als Musiker muss er wieder Mittel und Wege finden, sich abzugrenzen. Nachdem er nach dem Split von Scream alles daran setzen musste, dass Halunke nicht als „Scream Reloaded“ wahrgenommen werden, gilt es jetzt, das Projekt The Hänis, das er mit seiner Frau Anja am Start hat, von den Halunke abzugrenzen. „Was gesungen werden kann, ist Hänis“, sagt der Käpt'n mit einem Grinsen. „Alles andere ist Halunke.“ Mit diesem kurzen und klarem Statement unterstreicht er, was er meint, wenn er sagt: „Wir haben unseren Stil, unseren Sound gefunden.“ Getrieben von bisweilen mörderischen Beats tobt sich denn der Vierer auch am Thunfest hemmungslos auf dem Spielplatz der Popmusik aus. Da sägen die Gitarren, da wummern die bösen Club-Bässe und das juchzt das Banjo. Nichts ist den Halunke heilig, aber alles gehen sie respektvoll an – und immer in grosser Ehrerbietung an die wichtigste Maxime des Pop: Die Hookline, die man nach dem Gig auch Tage später noch nicht aus dem Kopf bringt.
Halunke am Thunfest
Das Publikum singt und tanzt, die Stimmung in der Berntorgasse bewegt sich unentwegt richtig Siedepunkt. Trotzdem versprüht Häni vor der Show alles andere als überschäumende Euphorie. Wohl sagt er: „Der Schritt, das Album 'Houston we are ok' komplett im Alleingang zu machen, ohne Label, ohne Plattenfirma, ohne Bookingagentur oder Management hat sich definitiv gelohnt. Ich behaupte, wir sind weiter gekommen, weil wir alles, worauf wir Bock hatten, sofort und unkompliziert umsetzen konnten und nicht auf jemanden warten mussten.“ Trotzdem antwortet Häni auf die Frage, ob in dem Fall bald wieder ein Halunke-Album anstehe: „Eher nicht.“
Halunke am Thunfest
„Warum sollten wir ein Album machen?“, fragt Häni weiter. „Es kauft doch eh niemand mehr Alben.“ Nun eben – realistisch ist realistisch. Was ist aber die Alternative – ausser den Kopf in den Sand zu stecken? „Keine Ahnung – ich denke, es wird in die Richtung gehen, dass wir einfach immer mal wieder einen neuen Song aufnehmen. Und irgendwann machen wir dann ein 'Essential Halunke' oder eine 'Hallunke Collection.“ Häni sagts und lacht herzhaft. Es ist unüberseh- und unüberhörbar, dass der Mann lange genug dabei ist, um irgendwelchen Illusionen zu erliegen. Denn er weiss: „Ich schreibe die Songs sowieso – egal ob sie je veröffentlicht werden oder nicht. Denn letztlich geht es mir beim Songwriting genau um diesen Prozess: Ein Gefühl und eine Melodie in einem Lied zusammen zu bringen. Das ist für mich das Wichtigste.“
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