Henrik Belden ehrlich und authentisch!

2.4.2012; Text: Sandy, Bilder: Patrick Principe
Schon fünf Jahre beherzt der Innerschweizer Henrik Belden die Sing-/Songwriter-Szene. Eigentlich hat seine Karriere als Schlagzeuger in einer Punkband angefangen. Schwer zu verstehen, wenn man den bodenständigen Mann heute im Musigbistrot Bern mit Hut und Karo-Hemd begegnet. Irgendwann brachte er sich die Grundbegriffe von Gitarre und Keyboard selber bei und spielte sein erstes Album im Alleingang ein. Ein Solo-Werk gab damals zu reden. Und ohne, dass er es wollte, interessierte sich plötzlich ein Label für seine Taten. Das zweite Werk widmete Henrik seinem Lieblings-Geist. Genau der, der unseren Kopf beseelt. Gewisse Menschen haben ihn links einquartiert, andere rechts. Und exakt dieser Geist animiert uns immer wieder von neuem, doch noch ein Bier mehr zu trinken. Einfach den Verstand auszuschalten und den Geist walten zu lassen. Mit dem bekannten Resultat, dass am Tag danach, das Klopfen im Kopf unerträglich wird und der Schmerz bis in den Bauch hinunter zu spüren ist. Das zweite Album „My Favourite Ghost“ hat eher einen Pop-Einschlag und landete prompt in der Hitparade. Nun hat Belden sein neuestes Schaffen veröffentlicht unter dem Namen „Barrique Barrel“.
Henrik Belden - Singer/Songwriter
„Der Geist ist immer noch da“, sagt Henrik Belden schmunzelt, nach seiner überaus gelungenen musikalischen Verführung im intimen Musigbistrot. „Ich bin aber nun vom Bier- zum Weintrinker gereift“, gesteht er und nimmt auch gleich einen Schluck aus seinem Rotweinglas. „Das neue Album ist gesetzter!“ stellt der Musiker fest. Auch er scheint gefestigter im Leben zu stehen, der seit gut einem Jahr auch der Freund und Mentor seiner Tochter sein darf. „Wir haben bewusst auf zu viele Instrumente verzichtet. So hat es mehr mein Stil und seine Ruhe darin“, beschreibt er sein neues Werk. Irgendwann sei dann beim Weintrinken nach einem Studiotag auch die Idee des Album-Namens gekommen. „Barrique“ heisst Eichenfass, und ähnlich wie der Wein dort drin, ist auch seine Musik gereift. Henrik Belden bringt seine Lieder sehr ausdrucksstark und überaus authentisch hinüber. Seine Mimik scheint sich mit der Story zu verschmelzen. „Wenn ich Songs von anderen wiedergeben und nicht meine eigene Geschichte singen würde, könnte ich mich nicht so stark reinfühlen, weil ich es nicht erlebt habe“, erklärt er das einfache Phänomen. Für das neue Album sei er auch beim Texten wieder zu den Wurzeln zurückgekehrt. „Es sind alles sehr persönliche Texte. Ich habe den Anspruch, ehrliche und authentische Musik zu spielen“, outet sich der Musiker weiter. Und einmal mehr, findet auch er den Grund im einfachsten Lebensmoto: „Wenn du spielst und das machst, was du willst, dann kommt es einfach so heraus - genau mit dieser Ehrlichkeit.“ Natürlich sind seine Lieder auch mit Emotionen verbunden. Denn es sind seine Geschichten, vom Vaterwerden zum Beispiel, oder er besingt den Moment, wenn geliebte Menschen fort gehen. Henrik gibt sehr viel preis von sich, er nennt es Seelenstrip. „Wenn ich das Gefühl habe, es muss gesagt werden, dann wird es ein Part des Songs.“
Belden im Musigbistrot Bern
Als ich sein Album „Barrique Barrel“ zum ersten Mal hören durfte, war es draussen mehr als minus 10 Grad. Seine Musik hat aber Wärme abgegeben. Bei jedem Anhören fühlte ich mich noch geborgener. Es ist ein Werk, das eine gewisse Anlaufzeit benötigt, dann fühlt man sich ein und spürt, was seine Musik ausstrahlt. Sobald dieses Zueinanderfinden durchbrochen ist, genau dann, bleiben seine Songs im Herzen hängen. Henrik findet die Aussage eines Journalisten passend: Seine Musik habe eine bittersüsse Melancholie. Sie ist traurig angehaucht, nicht immer positiv, schlussendlich aber doch lebensbejahend - eben warm. „Wieso das so ist, kann ich nicht wirklich beschreiben, es passiert einfach“, sagt der Musiker. Überhaupt ist er der Singer/Songwriter, der mit einem gewissen Schalk seine Lieder ansagt, und auch dann, wenn er den Tod seines Freundes besingt, noch eine unglaubliche Zuversicht weitergibt.
Auch das Ansagen der Songs gehört bei Belden mit zur Kunst
Eine weitere Gabe von Henrik ist, dass er zwar nicht mit Pinsel und Farben seine Bilder malt - dafür sei er absolut unbegabt - sondern er untermalt seine Songs bildlich, mit Beschreibungen, wo und unter welchen Umständen, die Story passiert. „Ich möchte dem Hörer eine gewisse Atmosphäre schaffen und die Situation auch bildlich darstellen“, bestätigte er diese Feststellung und ergänzt: „Ich versuche oft, mit einem Bild in einen Song einzusteigen.“ Der Song „I’m Alive“ startet zum Beispiel am morgen früh. „Da weiss man, ich bin verpennt, der Kaffee lässt auf sich warten und so kommt der Zuhören gleich meine wirkliche Stimmung mit“, sagt Belden mit einem Augenzwinkern. Er hält auch fest, dass nicht nur Bilder zu seiner Musik gehören, sondern, dass auch gewisse Momente mit dem bewusst gewählten Einsatz der Instrumente betont werden. Hier ist ein Kompliment an seine vier Musiker angebraucht. „Ich liebe meine Band“, sagt der Frontmann und seine Augen strahlen. Er sei kein Solokünstler, der einfach so Angestellte angeheuert habe. Hendrik verbringe seine musikalische Zeit mit Freunden, mit seiner zweiten Familie. Dieser Groove und Zusammenhalt ist wie ein robuster, aber farbig-glänzender Bilderrahmen, der seine Songs erst so richtig in das richtige Licht rückt.
Bittersüss - Henrik Belden im Musigbistrot
Henrik versucht den heutigen Abend im ausverkauften Club mit der persönlichen Atmosphäre bildlich festzuhalten: „Es ist so, wie in einem guten Restaurant zu sein. Dort ein schmackhaftes Stück Fleisch zu essen und die beste Flasche Rotwein zu trinken. Dabei sogar Zeit zu haben. Und am Schluss sich dann auch noch einen Grappa und Espresso obendrauf zu genehmigen.“ Sein Bild wird noch weiter ausgeschmückt: „Nach einem so perfekten Nachtessen, darf nachher ausnahmsweise auch der Geist im Kopf anklopfen und der schmerzende Bauch morgen Sonntag, ist die schönste Nachwehe zum heutigen Sein im Musigbistrot Bern.“
Copyright trespass.ch [br] Source: https:// https://www.trespass.ch/de/bands-a-z/h/henrik_belden/henrik_belden_ehrlich_und_authentisch_.htm