The Hillbilly Moon Explosion zu viert - zu dritt - und doch wieder zu viert?!
07.04.2013; Text: Nico, Bild: Promo
„Damn Right Honey!“ heisst das neue Album der wohl ältesten Schweizer Rockabilly Band., welches am 25. März 2013 veröffentlicht wurde. The Hillbilly Moon Explosion haben sich im Jahr 1998 gegründet und den Rockabilly in der Schweiz etabliert. Eines ist wohl allen klar, nach 7 Alben verändert man sich und zwangsweise auch seinen Musikstil. Das aktuelle Album – welches zu deutsch den Titel „Verdammt richtig Liebling!“ trägt – wirkt auf mich irgendwie ruhiger und weniger rockig, als seine Vorgänger. Vor der Plattentaufe im Zürcher Szenelokal Kaufleuten ergriff ich nach dem Soundcheck die Gelegenheit mit den gebürtigen Engländern Oliver Baroni (Bass/Gesang) und Duncan James (Gitarre) genau diese Veränderung anzusprechen. „Well, wir haben eigentlich immer schon eine Mischung aus esoterischen und eklektischen Klängen von Stone Cold Country bis hin zu leichtem Psycobilly Einschlägen von uns gegeben.Also ich würde sagen, wir haben den Sound eher verbreitert, als softer gemacht.“, erklärt Duncan mit seinem charmanten englischen Akzent.
Das stimmt, was die Stilrichtungen betrifft, wurde breiter gefächert. Der neuen Scheibe entnehme ich etwas weniger Rockabilly dafür mehr Country-, Rock'n'Roll- und Jump Blues-Einflüsse. Man hat das Gefühl Hillbilly Moon Explosion ist im Laufe der Zeit und anhand der gesammelten Erfahrungen offener und experimentierfreudiger geworden. Bei der Frage, ob sie für alle Stilrichtungen offen sind, wird mir sofort zugestimmt und Duncan ergänzt scherzhaft „...das nächste Album wird Death Metal und Karaoke in Philipino Style oder so irgendetwas...“ Das klingt dann aber richtig experimentierfreudig. Da stellt sich bei mir nur noch die Frage, ob bei allfälligem Stilwechsel keine Rücksicht auf die Fans genommen werden muss oder sollte. „Nein. Ich behaupte jetzt einmal, wir waren von Anfang an einigermassen breitgefächert was die Stilrichtungen angeht und das ist vermutlich genau das, was die Fans an uns so mögen und schätzen...aber wenn wir jetzt nur zwanzig Mal „Johnny Are You Gay“ in der selben Version vortragen würden...“ „...dann wären wir nicht The Hillbilly Moon Explosion.“, beendet Duncan kurzerhand den Satz von Oliver.
Ebenso neu präsentiert sich die Bandkonstellation- Denn, wenn wir das Cover von „Damn Right Honey betrachten, sehen wir links Bassist Oliver Baroni, in der Mitte Sängerin Emanuella Hutter und rechts daneben Gitarrist Duncan James. Wir zählen also nur noch drei Bandmitglieder. Aber wo ist Schlagzeuger Luke Weyermann abgeblieben? Oliver ergreift das Wort und erklärt, was geschehen ist: „Luke ist wegen seiner anderen Band ausgestiegen und hat gemeint, er würde uns für die Aufnahmen zum neuen Album noch unterstützen aber wir fanden es komisch, mit ihm die Songs aufzunehmen, jedoch gleichzeitig zu wissen, dass wir diese nie mit ihm zusammen live spielen werden.“ Also entschloss sich die Band dazu, für die CD-Aufnahmen auf die Hilfe des Studios und dessen Musikerpool zurück zu greifen. Da Bobby Trahan ein grossartiger Schlagzeuger ist, der zudem zu dieser Zeit verfügbar und zahlbar war, musste nicht mehr lange überlegt werden. Ein neuer Drummer ist in der Zwischenzeit gefunden, so dass die neuen Promobilder dann auch wieder zu viert sein werden.
Spätestens bei einem Konzert von The Hillbilly Moon Explosion bemerkt man jedoch, dass meist mehr, als nur vier Künstler auf der Bühne stehen. Die Gastmusiker Paul Ansell und Mark „Sparky“ Phillips – welche benfalls auf der neuen Scheibe vertreten sind – durften auch bei der Plattentaufe nicht fehlen. Vor ein paar Jahren lernten Sie den Sänger „Sparky“ von der britischen Psychobilly Band „Demented Are Go“ kennen. Im 2011 folgte auch gleich die erste Zusammenarbeit und mit ihr der Country-Western Song „My Love For Evermore“, welcher bis jetzt auf Youtube über 2 Millionen Mal angeschaut wurde. „Im 2004 haben wir an einem grossen Psychobilly Festival gespielt. Wir spielen zwar nicht genau diesen Stil, werden aber noch gerne gebucht, weil wir abwechslungsreich sind. Als wir ab der Bühne kamen, standen Sparky und seine Band dort und man hat gemerkt, dass er ein totaler Fan von Emanuella ist.“, erklärt Oliver. Er war es dann auch, der gerne einmal das „unwahrscheinlichste Duett“ kreieren wollte.
Emanuella mit ihrer eher hohen und gepflegten Stimme und Sparky, der klingt, als wäre er im Keller aufgewachsen oder, „demented devil form hell Stimme“, wie sie Oliver bezeichnet. Ducan geht noch weiter und meint es sei fast ein bisschen das „The Beauty and the Beast Concept“ und wir lachen. Ob da eine Romanze herauszuhören ist zwischen der Schönen und dem Irokesen-träger oder nicht, das überlasse ich euch. Die Songs of Love & Loss, Life & Death gehen jedenfalls ans Herz und gleichzeitig in die Beine. Auch, wenn die Band mehr Konzerte im Ausland gibt, heisst es nicht, dass das hierzulande das Interesse an The Hillbilly Moon Express nicht gross genug ist. „Nein an Anfragen aus der Schweiz fehlt es uns nicht. Da wir von unserem Label her etwas auf Frankreich ausgerichtet sind, – wir haben ein französisches Label – ist das Welschland sehr interessiert an uns. In letzter Zeit haben wir fast ein bisschen mehr in der Romandie gespielt.“ Die Vier sind in nächster Zeit u. a. aber auch in Bern, Buchs oder Rubigen zu sehen und hören, denn durch die Schweiz touren sie eben schon auch gerne- Auch wenn es nicht das selbe ist, wie im Ausland, wo die Distanz von der einen in die nächste Stadt so gross ist, wie eine Durchquerung der Schweiz.