Stefanie Heinzmann: «Du sollst Musik machen, weil du es liebst – es darf keinen anderen Grund geben»
16.07.2013; Text: DasSchaf, Bilder: Yvan Jost,
lichtbildhauer.ch Das OpenQuer Zell durfte sich in diesem Jahr über einen besonderen Headliner freuen: Stefanie Heinzmann. Die quirlige Walliserin ist eine grossartige Live-Performerin und zieht mit ihrer sympathischen Art alle in ihren Bann – ob Fan oder noch nicht Fan. Auch im Hüswiler Kieswerk zeigte sie sich von ihrer besten Seite. Spielfreudig, fröhlich und musikalisch erstklassig lieferte Stefanie Heinzmann eine Show ab, die einfach gut tut. Ob grosse oder kleine Bühne, bei ihr passts einfach immer, sie fühlt sich überall wohl, fügt sich ein, gibt ihr Bestes. „Ich glaube der Reiz liegt nicht bei den grossen oder bei den kleinen Bühnen. Der Reiz liegt darin, dass man beides kennenlernen darf. Das macht für mich den Festivalsommer aus: die Abwechslung. Mal spielst du in einer grossen Stadt, mal in einem kleinen Dorf, mal scheint die Sonne, mal regnet es. Es ist immer anders und das macht Spass“, sinniert die Walliser Sängerin.
Seit nunmehr fünf Jahren ist sie mit ihrer Band unterwegs, die Besetzung ist weitgehend dieselbe geblieben, seit ihr Abenteuer Musik begonnen hat. „Dafür bin ich unglaublich dankbar! Das ist meine Familie, ich fühle mich wohl mit meiner Band, wir haben so eine tolle Zeit zusammen. Ich glaube das merkt man auch, wenn man uns auf der Bühne sieht“, so Stefanie Heinzmann. Und das stimmt. Hier steht nicht das Casting-Sternchen mit einer zusammengewürfelten Band, die zwar professionell, aber ohne Freundschaft ihren Job tut. Hier steht eine Band, die gemeinsam Spass hat. Nebst der frischen Art der Frontfrau ist es genau das, was Stefanie Heinzmann eben ausmacht. Fernab der perfekten, durchgeplanten Casting-Superstar-Welt wirkt sie menschlich, greifbar und vor allem eins: Echt.
Vor nicht allzu langer Zeit hat Stefanie Heinzmann mit ihrem selbstbetitelten dritten Album den Sprung aus der Casting-Mühle geschafft. Auch wenn man sie nie so richtig als Casting-Sternchen wahrnehmen wollte, war sie es ja doch irgendwie, auch wenn von einer Show mit weniger Boulevard-Glamour und mehr Musik als in anderen, vom deutschen Privatfernsehen bekannten Shows. Mit der schwindenden Aufmerksamkeit der Boulevard-Presse gewann die Musikerin an persönlicher Freiheit, konnte sich entfalten, ohne dass jeder ihrer Schritte genau verfolgt wurde. „Die Presse vergisst manchmal, dass es um Musik geht, und dass sie für alle da ist. Es muss ja auch nicht jeder meine Musik gut finden. Auch ich mag nicht jede Band auf dieser Welt, muss das aber niemandem auf die Nase binden“, sagt Stefanie Heinzmann.
Sie wirkt gelöst, fröhlich, befreit. Ihre sympathische, lebensbejahende Art ist ansteckend. Doch so gut wie jetzt ging es ihr nicht immer. „Im Moment versuche ich überall das Positive zu sehen. Ich freue mich über alles, was ist, und versuche das alles hier zu geniessen. Das musste ich aber lernen“, erzählt Stefanie Heinzmann. Der Druck und die Erwartungen aller Menschen um sie herum hat sie zu Beginn ihrer Musikerreise richtiggehend krank gemacht. „Ich war total überfordert mit allem. Ich wollte es immer allen recht machen und ja nie jemanden enttäuschen. Am Ende war ich selbst mein grösster Feind“, sagt sie und ergänzt, „und ich musste lernen, dass es nicht jeder Mensch auf dieser Welt gut meint mit mir. Das wollte ich lange nicht akzeptieren.“ Jetzt hat sie gelernt, sich abzugrenzen, sich auf ihre Musik zu konzentrieren und gelassener zu werden. Und man sieht es ihr an: Stefanie Heinzmann strahlt.
Für die sympathische Walliserin steht nun nebst ihren Live-Auftritten auch die neue Staffel von „The Voice of Switzerland“ wieder auf dem Programm. In dieser Show findet sie sich selbst ein wenig wieder. „Ich konnte jeden Augenblick, den die Kandidaten durchgemacht haben, so genau nachvollziehen. Ich habe das alles ja auch erlebt“, so Stefanie Heinzmann. Und was rät sie Newcomern wie ihrer „The Voice“-Finalistin Angie oder den Siegern des Newcomer Contests am OpenQuer, den Mighty Bones? „Es gibt kein Rezept“, schüttelt sie den Kopf, „du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und die richtigen Leute treffen, und plötzlich läufts und du hast keine Ahnung wieso. Das wichtigste beim Musik Machen ist, dass man das Musik Machen nicht vergisst. Man sollte diesen Weg nur gehen, weil man Musik liebt. Es darf keinen anderen Grund geben. Und dann darf man sich den Mut nicht rauben lassen, wenn etwas nicht funktioniert. Man muss immer weitermachen. Und manchmal muss man den Leuten auch ein wenig auf den Sack gehen.“ Sie grinst. Stefanie Heinzmann liebt, was sie tut, und sie hat endlich ihre Mitte gefunden. Das ist wohl das Erfolgsgeheimnis: Gelassenheit. Leidenschaft. Und ein kleines Quäntchen Glück. Sie hatte es. Hoffen wir, dass ihr die Musikgötter weiterhin hold sind, denn diese Ehrlichkeit und diese Frische fernab des perfekten Scheinwerferlichts tut der Musikwelt einfach nur gut.