Stefanie Heinzmann – der ultimative Test
26.03.2012; Text: DasSchaf/Bilder: Promo
Singend schnappt sie den Telefonhörer für das vereinbarte Telefoninterview: Stefanie Heinzmann. Kaum eine Musikerin erlebt man ehrlicher, echter und wahrer als die junge Walliserin, die sich aufmachte, die Welt mit ihrer Musik zu erobern. Ich mag ihre frische Art, die schnörkellosen Antworten, auch wenn sie sich in den vergangenen Jahren zum Medienprofi gemausert hat. Niemand nimmt ihr diesen unverkennbaren, bodenständigen Charme. Und den behält sie hoffentlich auch mit dem Erfolg ihrer neuen, selbstbetitelten Platte. Ja, mit dem Erfolg. „Ich bin extrem glücklich mit dem Album! Aber natürlich, ich bin auch ein wenig nervös, ob die Leute wirklich Bock auf meine Musik haben“, so Stefanie. Die Singleauskopplung „Diggin’ in the Dirt“ verspricht ja schon viel, aber ganz ehrlich: der Song ist der vielleicht kommerziellste auf der Platte und absolut nachvollziehbar als erstes Amuse Bouche. Was sich sonst noch auf dem dritten Album des Energiebündels befindet, ist schlichtweg erstklassig.
In Musikerkreisen gilt, dass auf ein gehyptes, erstes Album eine Bewährungsprobe mit der zweiten Platte folgt. Ist diese bestanden, so kann man sich entspannt ans dritte Werk machen. „Bei mir war das aber ein wenig anders. Das erste Album schlug ein, und das zweite konnte immer noch von diesem Hype profitieren. Für mich ist diese Platte jetzt der ultimative Test. Haben die Leute wirklich Bock auf meine Musik?“, sagt die Sängerin. Eine Frage, die sich auch vor dem Hintergrund stellt, dass es im letzten Jahr ruhig um Stefanie Heinzmann und ihre Band geworden war. Kein Hype mehr, von dem sie profitieren kann. Dafür hat sie mit ihrer Band umso mehr Zeit gehabt, diese Platte reifen zu lassen. „Wir hatten noch nie so viel Zeit, Songs zu schreiben. Wir waren in London, in Amerika, haben mit diversen Bands zusammengearbeitet. Es war eine richtig tolle Zeit“, schwärmt sie. Und so klingen auch die Songs: gereift, mit Bedacht geschrieben, sorgfältig, ohne im geringsten langweilig zu sein.
Zeit zu haben, hat Stefanie Heinzmann gut getan. Seit dem grandiosen Castingshow-Erfolg bei Stefan Raab lebte sie auf der Überholspur. Auszeichnungen hier, Preise da, Stefanie Heinzmann in aller Munde. Ein Leben, von dem andere Bands nicht mal zu träumen wagen. „Ich habe vor vier Jahren einiges übersprungen. Ich ging nicht den Weg der Garagenband, die Demos verschickt, ich durfte direkt mit einem Album loslegen. Das ging alles enorm schnell, zeitweise fühlte ich mich einfach überfordert. Ich wusste nicht, wo mein Platz in diesem Job ist, was ich zu tun habe. Das ist jetzt anders. Ich bin angekommen, weiss wo ich hingehöre“, erklärt Stefanie mit Nachdruck. Die nicht nur einfache Reise hat sich gelohnt. Schiebt man die Platte in den CD-Player, so tönt dies nicht nach einer wilden 22-Jährigen. Wild ja, aber diese Reife in der Stimme zeugt von mehr als 22 Lenzen.
„Stefanie Heinzmann“ ist eine Platte, die äusserst facettenreich daherkommt. Von zerbrechlich sanftmütig bis rasend energiegeladen sind sämtliche Gefühlsregungen enthalten – und es tönt immer nach Stefanie Heinzmann. Die soulig-jazzigen Klänge fesseln und lassen nicht los, begleitet von feinen Arragements und untermauert mit treibenden Bassläufen. Dazu Stefanies Stimme, die jeder Stimmung Ausdruck zu verleihen mag. Und diese Musik wird auch live ein Erlebnis, das sei garantiert. „Ich freue mich so riesig auf die Tour“, hibbelt sie und fügt eifrig hinzu, „hoffentlich kommt auch jemand an meine Konzerte!“ Da würde ich mir keine Sorgen machen.
Zum Abschluss frage ich Stefanie, ob ihr nach all den Preisen ein Preis für diese neue Platte mehr bedeuten würde als die Preise zuvor. „Weisst du was? Ich glaube schon. Ich durfte von einem Hype profitieren und viele Preise abräumen – und versteh mich nicht falsch, das war für mich unglaublich toll. Aber wenn ich für dieses Album einen Preis gewinnen würde, dann wäre das der absolute Oberhammer“, sagt sie mit viel Nachdruck. Stefanie hat zweifelsohne noch viel vor sich in ihrer musikalischen Laufbahn, ist ja noch so jung. Dennoch wünscht man ihr von Herzen diesen Preis. Denn alleine schon diese ehrliche Liebe zur Musik und diese Bodenständigkeit, die jeglichen Castingshow-Erfolg überlebt hat und so eine starke Künstlerin hat entstehen lassen, ist einen Award wert.