Stefanie Heinzmann überzeugt mit Talent, statt Fassade
Text: DasSchaf
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adrenaline-pictures.ch Es war einmal ein junges Mädchen aus Eyholz im schönen Wallis, das hiess Stefanie. Stefanie liebte die Musik, und abends sah sie sich sehr gerne Stefan Raab’s TV Total an. Eines Tages rief ebendieser Stefan Raab zu einer neuen Castingshow mit dem ungewöhnlichen Namen SSDSDSSWEMUGABRTLAD auf – Stefan sucht den Superstar, der singen soll was er möchte und gerne auch bei RTL auftreten darf. Sängerin Stefanie beschloss, zum Casting nach Köln zu fahren, schlichtweg auch einfach aus dem Grund, weil sie sich als grosser TV Total-Fan das grosse Fernsehstudio einmal ansehen wollte, die Atmosphäre da erleben wollte. Ohne Hoffnungen, wirklich weiterzukommen, stellte sie sich vor… und der Rest, ja der Rest ist, man könnte schon fast sagen, „Geschichte“. Stefanie schaffte es unter die Finalisten der Castingshow, trat in Raab’s TV Total als Jüngste im Bunde gegen ihre Mitbewerber an, und sie räumte ab! Mit dem Soul in der Stimme, diesem Touch von Joss Stone, und mit ihrer doch eher unscheinbaren und endlos bescheidenen Art eroberte Stefanie die Herzen der TV Total-Fangemeinde, und die Zuschauer wählten die Walliserin zur SSDSDSSWEMUGABRTLAD-Siegerin. Die erste Single „My Man Is A Mean Man“ erklomm die Charts, erreichte Goldstatus in Deutschland. Das Debütalbum „Masterplan“ verkaufte sich ebenfalls wie warme Brötchen, bis heute erhielt das junge Supertalent dafür in der Schweiz eine Goldauszeichnung. Hinzu kam der 34. Prix Walo als „Newcomerin des Jahres“, Nominationen, Preise, viel Rummel und Ruhm. Doch neben all den grossen Bühnen und Erfolgen stand für Stefanie Heinzmann am Wochenende ein ganz spezielles Festival auf dem Plan: das Openair in Gampel.
Das Wetter war nicht gerade freundlich, als Stefanie die Bühne betrat… und obwohl wir uns im Wallis, der Sonnenstube der Schweiz, eingefunden hatten, Petrus hatte leider beschlossen, den Himmel weinen zu lassen. Dem Regen zum Trotz versammelte sich eine grosse Fangemeinde vor der Hauptbühne in Gampel, und Stefanie Heinzmann legte mit einer Extraportion Power los. „Hier spielen zu dürfen, das bedeutet mir extrem viel. Ich war doch auch früher schon immer am Festival, ich kenne so viele Leute hier, ich bin hier zu Hause, das ist einfach unbezahlbar!“, schwärmt sie. Und dass Gregor, Zweitplatzierter bei SSDSDSSWEMUGABRTLAD, Stefanie an diesem Wochenende in ihrer Heimat besuchen kommt und auch am Festival ist, freut sie umso mehr: „Alles, was ich gerne hab, ist hier an diesem Wochenende, einfach super!“
Sie mag zwar auf den ersten Blick eher zurückhaltend wirken, und sie sagt ja auch von sich selber, eine eher schüchterne Person zu sein – aber auf der Bühne lässt sies krachen. Toll dabei, dass Stefanie mit ihrer Stimme und ihrer Person zu ergreifen mag, und nicht nur mit irgendwelchen Effekten oder Outfits. Sieht man sie so strahlen, kann man sich gar nicht vorstellen, dass sie sich unter den Stars und Sternchen bei „The Dome“ oder dem „Comet“ manchmal klein fühlt. „All dieser Glamour, alle herausgeputzt, da komm ich mir schon mal komisch vor.“, bemerkt sie. Klein? Dieses aufgestellte Mädel? Ihre Bescheidenheit und dass sie eben so herrlich normal geblieben ist, die Unbekümmertheit und Energie ihrer noch nicht ganz 20 Lenze, gepaart mit einer verblüffend reifen Gelassenheit und Distanz ihrem Erfolg gegenüber, diese Eigenschaften machen für mich diese junge Sängerin erst aus. Überzeugen mit Talent, nicht nur mit Fassade.
Der Erfolg kam für die junge Walliserin plötzlich, viel Zeit, sich daran zu gewöhnen, hatte sie bis anhin nicht. Noch immer sei das alles so unwirklich für sie, erzählt mir Stefanie. „Gerade gestern ist mir etwas total Schräges passiert! Ich bin hier Backstage am Festival, und dann sehe ich da Fanta 4 kurz vor ihrem Gig warten. Plötzlich kommt Smudo auf mich zu und sagt: ‚Guten Tag Frau Heinzmann, wie geht es dir denn?‘ Ich war völlig platt. Ich meine, hey, das sind Fanta 4! Was geht hier ab?! Der redet mit mir und kennt meinen Namen! Total verrückt, aber voll geil!“, strahlt Stefanie.
In der kurzen Zeit vom Sieg bei Stefan Raab‘s Castingshow bis heute hat Stefanie schon einige Bühnen gesehen. Jedenfalls bewegt sie sich wie ein alter Hase über die Bretter der Gampel-Hauptbühne, und blitzt ab und an mal eine kleine Unsicherheit durch, so überspielt sie diese gekonnt. Eine geborene Rampensau eben. Für ihren ersten Auftritt am Openair Gampel holte man Stefanie gleich auf die Hauptbühne, Sina, Walliser Rocklady und ebenfalls an diesem Wochenende in Gampel zu sehen, spielt auf der Zeltbühne. Ist das nicht komisch für Stefanie? „Also ich hätte auch gerne auf der Zeltbühne gespielt!“, entgegnet sie, „Das Feeling da ist einfach einzigartig, dieses Zelt, das ist so richtig heimelig und speziell. Klar, die Hauptbühne ist gross und frei und genial, ich freue mich extrem, dass ich gleich hier spielen darf! Aber ich hätte ohne Weiteres auch im Zelt gespielt, und weil eben die Atmosphäre da so genial ist, glaube ich kaum, dass es Sina stört… Sie ist eine grossartige Sängerin, ich bewundere sie sehr!“
Ihr Bruder Claudio begeleitet Stefanie durch den Musikdschungel. Er ist selber Musiker und darf auch in Gampel auf der Bühne nicht fehlen. Die zwei sind ein Dreamteam, ohne Zweifel. „Anfangs war es sehr schwierig. Ich musste mich erst an alles gewöhnen. Ich fragte mich oft, wieso denn überhaupt Interviews geben, was soll das? Und wenn ich eine Kamera sah, war ich eher der Typ ‚Nein, lieber nicht, lasst mich in Ruhe‘. Man muss sich in die Sache mit diesem grossen Interesse an der eigenen Person hineinleben, dann wird’s plötzlich ganz lustig. Dass mein Bruder immer bei mir ist, bedeutet und gibt mir dabei unendlich viel und hat mir vor allem auch am Anfang extrem geholfen.“, meint Stefanie.
Claudio ist ihr auch beim Songwriting fürs neue Album behilflich. Sie habe zwar erstaunlicherweise sehr viel mitbestimmen können bei „Masterplan“ und hatte ein tolles Produktionsteam, dennoch möchte sie sich für die neue Platte mehr Zeit nehmen. Ihren Stil hat sie jedenfalls mit dem gelungenen Mix aus Jazz, Funk, Soul und einer Prise Poprock gefunden; und dass ihr grosses Vorbild Joss Stone heisst, merkt man der quirligen Walliserin auch auf der Bühne immer wieder an. Dennoch weicht sie der Frage nach ihrer musikalischen Zukunft aus. „Über meine Zukunft nachzudenken, das ist mir irgendwie zu abstrakt. Ich nehme das Leben einfach so, wies kommt! Ich bin ein schicksalsgläubiger Mensch, und bis jetzt habe ich einfach die Chancen gepackt, die sich mir geboten haben. Und hey, ich meine, ich habe ein eigenes Album herausgegeben… das ist der absolute Oberhammer! Manchmal muss ich mich selber kneifen, dass ich weiss, dass ich nicht träume…“, grinst sie.
Die Eyholzerin hat ihr Publikum in Gampel voll im Griff. Man merkt, dass sie hier zu Hause ist, das sind ihre Berge, die sie so liebt, die Kraft geben; hier ist Stefanies Heimat. Diese spezielle Verbundheit mit dem Ort und den Leuten in Gampel geben dem Konzert eine ganz spezielle Note, aber auch musikalisch zeigt sich Stefanie von ihrer besten Seite. Und wenn sie dann bewundernd über Joss Stone sagt: „Der Wahnsinn, was diese blutjunge Sängerin für eine Stimme hat, wie die singen kann!“, füge ich doch nur hinzu: „Der Wahnsinn, was diese blutjunge Stefanie Heinzmann für eine Stimme hat, wie die singen kann…“ Ja, und so liess uns Petrus alle im Regen stehen, Stefanie aber ganz und gar nicht. Die äusserst sympathische Walliserin lieferte ein einwandfreies erstes Konzert an ihrem Haus-Openair, bestimmt wird es nicht ihr letztes in Gampel gewesen sein. Jetzt geht es aber erstmals ab auf Deutschland-Tournee…