Ikarus Records Indiefestival im Dynamo, Zürich

Text: Maurus
Bilder: Ikarus Records
Der Winter ist schon seit einiger Zeit wieder da. Die Temperaturen sind tief und die Nächte werden noch immer länger. Da stellt sich bald einmal die Frage: Was kann man denn an einem kalten Winterabend alles machen, um sich vor den drohenden Depressionen zu schützen? Eine Antwort darauf sollte ich am letzten Freitag bekommen. Ikarus Records lud in den Dynamo-Keller (Werk21) in Zürich und versprach mit drei Konzerten beste Unterhaltung.
Ikarus Records Homepage-Banner
Eröffnet haben den Abend die Jungs der Thurgauer Band Duara. Stilistisch nicht fest gelegt, aber trotzdem irgendwo im Postrock-Sektor zu finden, legte das Trio mit ihrer Musik los. Meistens sehr rhythmisch orientiert gestalteten sich ihre Stücke. So war das Schlagzeug nicht nur schon rein optisch auf der Bühne in der Mitte, sondern rückte auch in den Songs häufig ins Zentrum. Apropos Song: Gesungen wurde nur bei zwei Liedern, ansonsten kamen sie bei ihrem rund dreiviertel stündigen Konzert ganz ohne Gesang aus. Gefehlt hat aber nichts, die Stücke waren auch so in sich geschickt verstrickt und komplex arrangiert. Zwischendurch gab es auch ruhige Momente (gar ein Glockenspiel fand Verwendung), und es schien ganz so, als ob dies die passende Musik für einen kalten Winterabend wäre. Zudem gelang es ihnen auch das Publikum aufzuwärmen, denn es sollte ja noch mehr kommen...
John Sars warten auf den Auftritt
Der Konzertraum im Werk21 füllte sich schnell wieder, als die zweite Band an diesem Abend zu ihrem Konzert anstimmte. John Sars aus Baden - eine Band, die sich ebenfalls dem Postrock verschrieben hat - kamen schon etwas gerader daher. Und dies war sehr tanzbar, wie sich zeigte, und wurde vom Publikum gerne angenommen. Sie spielten derart intensiv, dass sogar der Drummer nach einiger Zeit sichtlich Schmerzen in seinen Armen hatte. Solcher Einsatz kann bestimmt kein schlechtes Zeichen sein! In der Tat überzeugten die vier Jungs mit ihrem spielfreudigen Auftreten und dem überwiegend instrumentalen Postrock. Sehr schön wie sie gerade in der Zugabe nochmals alle Register ihres Könnens gezogen haben. So ist es richtig!
Duara Pressefoto mit Trainspotting-Flair
Nun denn, knapp vor halb eins stieg der eigentliche Hauptact auf die Bühne, Rosqo aus Lausanne. ,Endlich´ muss man schon fast sagen. Denn zweimal waren sie bereits als The Killers-Support engagiert, aber da beide Konzerte abgesagt wurden, spielten sie am Freitag das erste Mal in der Stadt Zürich. Seit ihrem Album Taikonaut (2004) sind die Freunde von Favez, Honey for Petzi und Co. sozusagen die neue Indie-Hoffnung der Schweiz. Und dieser Rolle wurden sie voll gerecht. Als erstes war da die Musik: Den ganzen knapp anderthalb stündigen Auftritt über spielten sie extrem präzis und kraftvoll. Einige Stücke waren sehr atmosphärisch, schwerelos im Weltall (hierzu die Parallele: Taikonaut ist das chinesische Gegenstück zu einem Astronauten), andere wieder erdig und intensiv. Das Ganze gab ein schönes postrockiges Gemisch, das man gerne zu sich nimmt und welches bestens zu den beiden Support-Acts passte. Auf der anderen Seite darf bei Rosqo auch die Performance nicht unerwähnt bleiben. Auf der Bühne hiess es für die Vier wohl ,Alles oder nichts´. Und beim Konzert im Dynamo war definitiv Ersteres der Fall! Es war eine helle Freude zuzusehen, wie die Stöcke des Drummers immer kleiner wurden und wie sich Sandro (git) immer wieder aus seinen Verrenkungen befreite. Dass es im Publikum nicht so heftig abging wie onstage, kommentierte Sänger Guillaume ironisch mit: "Zurich is really a rock-city, even better than Lausanne." Und genau deshalb, liebe Rosqo: Kommt bitte immer wieder hierher! Dann wird es irgendwann auch hier abgehen wie die Sau. Versprochen.
Rosqo - Cover Taikonaut
Also, um auf die eingangs gestellte Frage zurück zu kommen: Ja, so lässt es sich definitiv leben im saukalten Winter. Solche Konzertabende bringen viel gute Laune und drei Konzerte für läppische 15 Franken gibt es eh viel zu selten! Anmerkung zu den Tonträgern: duara und John Sars haben schon einiges an Songmaterial veröffentlicht, nicht zuletzt sind sie wichtiger Bestandteil des 2005-Samplers von Ikarus Records. Zu beziehen sind die schönen und teils handgemachten Platten allesamt über die Homepage von Ikarus Records. Die vielgelobte Scheibe von Rosqo, namens Taikonaut, ist über Gentlemen Music erhältlich. Sehr empfehlenswert.
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