Ivo, der Sonntags-Weckdienst von Gampel
Text: Sandy
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musicbild.li Nicht ganz einfach war die Aufgabe für die Innerschweizer Rockband Ivo am vierten Gampel-Tag die Leute wach zu kriegen. Bereits um ein Uhr mittags spielten sie im Zelt und das Publikum war gezeichnet von den langen Musiknächten und den diversen Drinks, die an diesem Festival unbedingt probiert werden mussten. Die müden Augen der weiblichen Zuschauer leuchteten jedoch ziemlich schnell, als Sänger Ivo mit seinem Markenzeichen, den aufgeschlitzten Jeans, auf die Bühne trat. Er eröffnete das Sonntagsmatinee mit seinem Song „New Day“ und brachte auch schon den entsprechenden Groove in die müden Beine und Armen. Ivo hat aus ihrem aktuellen Album „Closer“ soeben den Song „She’s the Reason“ als Single ausgekoppelt. „Momentan passieren viele schlimme Sachen auf der Welt, meisten sind Männer schuld daran. Dieses Lied ist für die Frauen - für ihre Liebe und Würde“, ist Ivo’s Bühnen-Botschaft dazu.
Nach ihrem Gig setzten sich Ivo, Marcel Jeker (Gitarrist) und Stephan Lingertat (Keyboard) ein wenig übermütig zu uns auf das gemütliche Gampel-Sofa. „Wir haben cool gespielt und die Leuten hatten Spass“, kommentiert Ivo - ganz cool - ihren Weckdienst. Marcel ergänzt: „Es war wie der letzte Country-Brunch“. Weitere Erklärungen zu seiner Aussage wollte er jedoch keine geben. Beim Song „Promise“ kündete Ivo dem Publikum an, er wolle uns etwas versprechen, unklar blieb aber, was. Darum konnte ich mir die Frage nicht verkneifen, was genau er damit meinte. Beim Songtext gehe es um zwei Menschen die sich in ihren Leben ein Versprechen geben. Auf der Bühne sei seine Aussage eher symbolisch gemeint. „Wir versprechen bei jedem Gig möglichst cool zu spielen und dem Publikum etwas zu bieten – Freude zu bereiten“, verrät Ivo. Von den Zuhörern erwarte er im Gegenzug ein Mitmachen. Der Sinn des Songs werde da einfach einwenig ausgeweitet.
Mit der im Frühling erschienenen CD „Closer“ wollte Ivo möglichst viele Leute ansprechen. Ein wichtiger Teil dafür seinen auch die Live-Auftritte. „Unsere Ziele haben wir sicher ein Stück weit erreicht, aber sicher noch nicht alle“, meint Ivo zu den vergangenen Monaten. Ivo verrät auch gleich sein grösstes Ziel: „Einen Auftritt am Open Air Gampel und zwar auf der Hauptbühne - abends um 22.00 Uhr.“ Die erste CD „All in All“ sei während fünfzehn Jahre entstanden, die neue Scheiben in einem Jahr. „Closer ist viel frischer, direkter und ich habe immer noch brutal Freude an den Songs“, erklärt der Sänger die Unterschiede zwischen beiden Alben. Marcel ist neu bei der Band. „Es macht Spass“, würdigt er kurz und bündig sein Dabeisein und präzisiert: „Es funktioniert einfach alles auf der Bühne – die Musiker unter einander und auch die Songs sind gut.“ Auf dieser Tour sind nebst dem Gitarristen auch der Schlagzeuger und der Bassist neu dabei. „Es ist sicher ein Fortschritt“, meint der übrig gebliebene Keyboarder Stephan. „Das Set ist kompakter, es ist besser arrangiert und man spürt die Erfahrung aus der ersten Tour“, begründet er seine Aussage.
Ivo startete seine Musikkarriere als Backliner bei Gotthard; er schleppte dort Kisten. Seine ersten musikalischen Demos warf er als unbrauchbar fort. Ich sprach ihn darauf an, ob das Taten von einem Kämpfer oder von einem Perfektionist sind. „Beides“, flüstert ihm sein Mitmusiker zu. Auch Ivo glaubt, dass seine Karriere durch beide Charakterzüge geformt wird. Wobei er einen Perfektionisten nicht unbedingt als etwas Positives ansehe. „Der Perfektionist steht sich vielfach selber im Weg“, meint er. Er habe hohe Anforderungen an sich selber. Meistens erfülle er die nicht und habe immer noch das Gefühl, dass es noch besser gehen sollte. „Das nimmt einem manchmal die Lockerheit“, erklärt Ivo nachdenklich. „Ich brauche Zeit, um herauszufinden, was möglich ist und was nicht. Wo hat es Platz für Cooles, und was ist nicht so gut?“, ergänzt der Philosoph. Zum Stichwort Kämpfer sagt er ganz klar: „Wenn du in der Schweiz so was machen willst, muss du ein Kämpfer sein.“ Aber auch im Ausland sei es hart. Ivo konnte als Vorband des Weltstars Shakira ein bisschen fremde Luft schnuppern. „Die Leute sind dort nicht weniger kritisch“, meint er zum internationalen Kampf. Das Ausland zu erobern sei zwar schon ein Ziel von ihm. „Musik hat keine Grenzen und du musst eine Form der Kommunikation finden, die alle verstehen“, erklärt er. Das sei auch ein Grund, wieso er Englisch singe. Mundart, so schön wie sie auch sei, sei recht einschränkend. „Eigentlich spielt es keine Rolle, wo ich spiele, ob am Open Air Gampel, in Brig im Kellertheater oder in Stockholm. Ich will mit meiner Musik den Leuten eine Emotion hinüber bringen, das ist mein Ziel“, erklärt Ivo - ehrlich und selbstbewusst.