Kein 0815-Unplugged-Schrumm-Schrumm Album: Ivo – Live&Acoustic

Text: DasSchaf
Bilder: Ivo/Archiv
Weg von lähmenden Klischees, weg von alten Schubalden, weg von internationalen Vergleichen – Ivo startet neu. Seit dem 23. Januar 2009 findet man in den hiesigen Plattenläden Ivos Live-Album „Live & Acoustic“, eine Perle Live-Musik, aufgenommen im Casineum Luzern. Typisch Ivo und mit viel Liebe neu arrangiert, erweitert um die sanften und fordernden Klänge irischer Uillean Pipes und Tin Whistles liefert uns Ivo ein auf CD gepresstes Live-Erlebnis der Sonderklasse. Das Album im Gepäck, die DVD zum Konzert im Casineum dabei, die neue Single „I Will Bleed For You“ im Schlepptau bricht Ivo auf. Ein Neustart soll es sein. „Nach dem Studioalbum ‚Closer‘ stand ich businesstechnisch auf der Strasse. Der Vertrag mit dem Musikvertrieb wurde aufgelöst, und ich hatte keine Produktionsfirma mehr. Da hiess es für mich: weitermachen oder aufhören? Ich habe mich für ersteres entschieden, ein eigenes Label gegründet und ein kleines Team an freiwilligen Helfern darum gescharrt. Und jetzt halte ich dieses Album in den Händen. Das ist schon toll“, sagt Ivo. Doch dieser Weg war alles andere als einfach. „Zwischenzeitlich kam ich mir vor wie ein Administrationsbüro, für die Musik bleibt da kaum mehr Zeit“, seufzt der Musiker. Dank den vielen helfenden Händen kann sich der Nidwaldner nun aber nach und nach wieder vollumfänglich auf das konzentrieren, was ihm am meisten am Herzen liegt. Ivo: „Seit ich denken kann, denke ich Musik.“
Ivo Live Acoustic
Erstaunlich und doch irgendwie typisch für die Schweizer Musiklandschaft, dass ein Talent wie das von Ivo im Brei der breiten Masse untergeht. Obwohl das Album „Closer“ mit einigen Perlen gespickt ist, fand man den Zugang zum Publikum nicht. Die Songs kennt man, aber beim Namen Ivo klingelts doch bei den meisten nicht wirklich. „Ich glaube immer noch an diese Songs“, sagt Ivo, „und ich wollte mit diesem Live-Album irgendwie neue Wege beschreiten, einen neuen Zugang dazu schaffen. Kein 0815-Unplugged-Schrumm-Schrumm-Album, sondern eine richtige tolle Live-Platte. Und mit dem neuen Arrangement und den Uillean Pipes ist uns das gelungen. Ich bin echt zufrieden mit dem Ergebnis.“ Auch wenn er anfügt, dass es doch speziell ist, im Wissen des „roten Knopfes“ ein Konzert zu spielen. „Manchmal fehlt dann die Ruhe, weil man weiss, dass das Band mitläuft. Aber im Laufe des Abends vergisst du das wieder. Dennoch, man geht schon irgendwie anders auf die Bühne, wenn man weiss, dass alles aufgezeichnet wird, dass es ‚ernst‘ gilt. Auch wenn das jeder Musiker erst mal generell verneinen würde“, grinst der Sänger.
Ivo Live Acoustic Logo
Nun steht erst mal Promo an für den charismatischen Musiker. Erstaunlich, was er in Eigenregie hier auf die Beine gestellt hat, über Produktionsbüro, Promo, Label, etc., alles liegt in Ivos Hand. Nun soll aber die Musik wieder den ersten Platz einnehmen. „Ich freue mich extrem auf die bevorstehenden Konzerte!“, strahlt er. Mit dem Album „Closer“ wollte es diesbezüglich nicht so laufen, mit „Live & Acoustic“ soll es jetzt aber losgehen, die Bühnen erobern. Die Musik in die Welt hinaus tragen. „Ich habe eine Band zusammen, mit der es einfach richtig Spass macht, zu spielen. Und auch Brendan Wade, der Mann, der die Uillean Pipes spielt, ist grossartig. Da erlebe ich, dass der Fokus auf der Bühne mal von mir weg auf ihn geht, und das ist extrem befreiend. Echt, das ist toll!“, schwärmt Ivo. Aber nicht nur hier in der Schweiz möchte man Fuss fassen, auch das Ausland ist ein Thema. „Ja klar, in absehbarer Zukunft möchten wir den Schritt über die Landesgrenzen hinaus wagen“, erklärt der Sänger. Nothing ventured, nothing gained.
Ivo Archivbild Live 2006
Kurz schneide ich das aktuelle Thema Musicstar an. „Frag mich nicht solche Sachen, da reg ich mich nur auf“, grinst Ivo schelmisch, fügt aber gleich ernst hinzu, „für mich sind solche Sendungen eine Ohrfeige für jeden Musiker, der in harter Arbeit und über lange Zeit etwas Eigenes auf die Beine stellt. Schade, dass die Plattform nicht genutzt wird, um einer Band, die aktuell ein Album auf dem Markt hat, 3 Minuten Sendezeit zu geben um sich zu präsentieren.“ Wo er doch nicht ganz unrecht hat… „Musik ist wertlos geworden, niemand möchte mehr dafür bezahlen. Das ist ja das grosse Problem der Plattenindustrie, und schlussendlich gehts zurück auf uns Musiker. Solche Sendeformate fördern diese Denkweise beim Publikum. Dabei ist Musik etwas unendlich Wertvolles“, so Ivo. Klare Worte eines Künstlers, der den Rationierungsdruck des Musikbusiness am eigenen Leib zu spüren bekommt – und doch unaufhörlich seinen Weg schreitet.
Ivo Live Acoustic
Und wenn er so erzählt, merkt man, das ist ein Vollblutmusiker. Der Mann lebt, für was er macht. Musik nicht nur als Beruf, nein, Musik als Berufung. Und man möge ihm nur gönnen, dass Ivo und seine Musik die Würdigung erhalten, die sie verdient haben. Chris Lord-Alge, dreifacher Grammy Gewinner, der seines Zeichens auf die Zusammenarbeit mit Grössen wie Peter Gabriel, Pink, Green Day oder Alanis Morissette zurückblicken kann, meinte nur: „Ivos Songs sind weltweit gültig. Wenn das in seinem Heimatland niemand merkt, wird er ins Ausland gehen müssen. Vielleicht werden sies dann merken.“ Muss ich da noch etwas anfügen?
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