Jackpot + the nuggets – Mehr als eine Lagerfeuer-Band

Text/Bilder: Ko:L
Jackpot + the nuggets in der Brassi Interlaken
Ja, auch ich wurde erst mal stutzig, als ich mir das Line-up von Jackpot + the nuggets genauer ansah: Links einer mit einer akkustischen Gitarre, dann einer mit einer akkustischen Gitarre und der Dritte sass ebenfalls mit einer akkustischen Gitarre und einem Mikro-Headset umgeschnallt auf seinem Stuhl. So weit, so gut – aber der Vierte, der da mit seinem Schwyzerörgeli Platz genommen hatte – irgendwie wollte dieses Instrument nicht so recht ins Bild von Mani Matter, Rock unplugged und Lagerfeuerromantik passen. Nun: Schön dürfen auch Musikjournalisten dann und wann noch eines Besseren belehrt werden. Die vier sind Sagi Zumbrunn, Kittel Kettler, Sandro Hügli – alle drei an Gesang und Gitarre, zum Teil auch mit Perkussion und Flöte beschäftigt – und Walter Maurer am Örgeli. Jackpot + the nuggets kommen aus Meiringen und sind froh, dürfen sie hie und da auch etwas weiter nordwestlich ein Konzert geben - „sonst würden wir gar nie aus unserem Tal rauskommen“ - meint Sandro bei Konzertbeginn augenzwinkernd.
Sagi Zumbrunn, Kittel Kettler
Das Augenzwinkern bleibt während des ganzen Abends erhalten. Die vier auf der Bühne in der Brassi in Interlaken haben sichtlich Spass an ihrem „Job“ - egal ob sie gerade The Pogues oder Simon&Garfunkel zum besten geben – die Jungs fühlen sich wohl. „Eigentlich sollte es nur eine ´Lagerfeuer´-Band werden“, schreiben Jackpot + the nuggets auf ihrer Homepage, „Gemeinsam mit Freunden die Songs von einst ausgraben, die Gitarren neu bespannen und einfach mal drauflos musizieren. Das war im Jahr 2000.“ Es kam wie so oft: Nicht nur die Musiker selber hatten ihren Spass beim Spielen, Freunde und Bekannte fanden Gefallen am Spiel der Herren. 2001 im April stand der erste Auftritt an, damals noch als Trio. Seit Ende 2004 ist das Trio als Quartett unterwegs. „Mit Walter Maurer am, für diese Art von Musik nicht gerade üblichen Schwyzerörgeli, gewann die Band nun eine melodische Bereicherung hinzu. Eine hervorragende Ergänzung zu den drei Gitarren und drei Stimmen“, schreibt das Quartett bescheiden auf seiner Homepage. In Tat und Wahrheit ist dieses Line-up mehr als nur ein Örgeli als Ergänzung zu drei Gitarren und drei Stimmen.
Sandro Hüglii, Walter Maurer
Jackpot + the nuggets gelingt es, den Songs ein eigenes Gesicht zu verleihen – ohne je respektlos an der Unantastbarkeit gewisser ganz grosser Werke zu rütteln. Und das, obschon sich Stücke von Grössen wie Tom Petty,Thin Lizzy, Crowded House, Eric Clapton, Rod Stewart, Mike and the Mechanics, Fury Family, Tom Waits, CCR, Rolling Stones, REM, Del Amitri, Steely Dan, aber auch Irische Traditionals im Repertoire des Oberländer Quartetts befinden. Dank der schlichten, aber stimmungsvollen Instrumentierung ist der Wiedererkennugnseffekt im Publikum gegeben – Augen schliessen und geniessen ist garantiert – ohne je Gefahr zu laufen, nach einer billigen, platten Nachmache zu klingen. Jackpot + the Nuggets beschränken sich dank ihrer einzigartigen Besetzung nicht aufs Nachspielen grosser Lieder. Die Songs werden gezwungenermassen neu interpretiert – ohne je vergewaltigt zu werden. Selbst Mani Matters „Hemmige“ - eines jener Werke, dem in der Vergangenheit nicht nur Ehre angetan wurde – erhält von den vier Meiringern ein neues, stimmiges Gesicht verpasst... Definitiv ein Geheimtipp!
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