James Gruntz - der Anti-Held auf dem Gurten

14.7.2012/Text: Monthy Bilder: on-pictures.ch
James Gruntz auf der Gurten Waldbühne
Als ich den Namen James Gruntz letztmals in einem Interview genannt habe, war dies mit DJ Antoine, der Gruntz' "Song to the Sea" für sein aktuelles Album remixte. Antoine meinte dabei so etwas wie, es würde halt ein wenig harzen bei James und abgesehen davon, dass ihm der Song gefalle, würde er gerne mithelfen, den richtigen Leuten einen Schub zu geben. Ob es nun am Antoine-Remix lag oder einfach der Lauf der Dinge - James Gruntz ist sowohl am Radio als auch sonst 2012 vielmehr im Fokus als er das bisher war. Klar, dass ich diesen Sachverhalt schon mal geklärt haben will, als wir ins Interview einsteigen. James Gruntz, der von Haus aus weder James noch Gruntz heisst, erklärt mir, dass er schon eher generell ein langsamer Starter gewesen sei. "Aber das ist mir ganz recht", fügt er an, als ob er ausserhalb des Music Biz stünde, "Ich habe jetzt vier CDs und eine EP draussen und fand es eigentlich sehr angenehm, dass mit jeder Publikation ein bisschen mehr dazu gekommen ist. So konnte ich immer alles unter Kontrolle halten und alle Rechte behalten. Jetzt mit Label und Agentur ist es für mich schon ein ziemlicher Schritt nach vorn und auch recht schnell. Von aussen her mag das noch extremer wirken."
James Gruntz auf der Gurten Waldbühne
James hatte dementsprechend auch nie die Befürchtung, dass es nicht klappen könnte mit der Musik. "Ich habe nie Musik gemacht, damit es 'etwas wird'. Meine Musik war für mich schon immer etwas, daher muss es nicht noch etwas werden... ", lässt der Anti-Promo-Held eine weitere Aussage vom Stapel, die man auch ein bisschen anders interpretieren könnte. James führt aus wie er arbeitet: "Mein erstes Album habe ich eben zuhause im Schlafzimmer aufgenommen und schliesslich um die 50 CD verteilt. Von da an musste ich für mich selbst immer wieder Aufnahmen machen. Wenn ich Songs schreibe, gehört das irgendwie dazu. Erst später werden die Songs dann auch mal live gespielt" Zusammen hängen mag das damit, dass James viele Musiker nur von ihren Alben her kennt, aber sie nie live gesehen hat. - James: "Ich erhielt so das Gefühl, Musiker sein heisst CDs machen..." Ich bemerke noch, dass er also irgendwie auch noch so ein traditionell ausgerichteter Musiker sei, der ein ganzes Album machen muss und nicht einzelne Songs nach Produktion im Internet vertickt. Aber James geht es hauptsächlich um die Aufnahmen, die für ihn ein Teil des Songwritings sind.
James Gruntz auf der Gurten Waldbühne
Die einleitend angesprochene Zusammenarbeit mit DJ Antoine - ob sie nun gewirkt hat oder nicht - ist nicht die einzige, die James in letzter Zeit auch medial nach oben spülte. Dass da nicht Promo-Denken dahinter stehen kann, habe ich schon aus dem bisschen Interview heraus gehört. So arbeitet James vor allem mit Künstlern aus seiner engeren Heimat zusammen: "Eigentlich waren es gar nicht so viele. Ich habe mit Steff la Cheffe und mit Dodo je eines gemacht. Antoine war ja ein Remix und nicht ein Feature in dem Sinne..." - Und hat ihm sein "Song to the Sea" in neuer Form denn auch gefallen? Ich persönlich fand ihn für einen Antoine-Remix ja relativ moderat. "Mir haben vor allem die Teile gefallen, in denen es so richtig House-mässig abgeht. Schwierig fand ich den Schnitt dieser beiden sehr verschiedenen Teile. Aber Antoine meinte, das funktioniere im Club ganz gut so..." Erstaunlich fand ich, dass Antoine sich den doch sehr ruhigen Song aussuchte. - James: "Ich habe ihn an einer Talkshow in Basel kennen gelernt und ihm meine CD mitgegeben. Er meldete sich dann zwei Wochen später mit der Idee des Remix dieses Songs."
James Gruntz auf der Gurten Waldbühne
Nun wird James ja wahrscheinlich öfter auf den Namen angesprochen. Denn da klingt für Szene-Insider schon der Name George Gruntz mit, der ja auch verwandschaftlich mit James verbunden ist. "Er ist mein Gross-Cousin...", leitet James ein und meint, "Für mich war es nie ein Problem, weil seine Musik sich doch stark von meiner unterscheidet. Positiv wirkt es sicher, wenn jemand seinen Namen kennt und mir deswegen Kredit einräumt. Wenn ich Soul/Jazz-Pianist wäre, hätte ich wohl einen anderen Namen gewählt. Weil ich mit Popmusik und als Sänger aber eine andere Schiene fahre, denke ich, dass viele Leute, die meine Musik hören, den Namen George Gruntz wohl noch selten bis nie gehört haben. Bisher hatte ich jedenfalls nicht das Gefühl, ich müsse etwas ändern." Von Musikern mit Familiengeschichte erwartet man ja quasi, dass sie das Talent in die Wiege gelegt bekommen haben. Wie sieht es denn bei James damit aus? - "George Gruntz ist ja doch vom Alter her zwei Generationen über mir. Und er ist eigentlich der einzige Musiker in der Familie. Meine Eltern spielen zwar Instrumente, aber das war nie gross Thema. Von den vier Kindern bin ich auch das einzige, das Musik macht. Ich hatte nie wirklich das Gefühl, von Haus aus talentiert zu sein."
James Gruntz auf der Gurten Waldbühne
Auf dem Gurten zu spielen ist für einen Berner Künstler normalerweise das Highlight. Also frage ich auch bei Gruntzens wie das sei? - "Ich kann es natürlich erst nach dem Konzert wirklich sagen...", erwischt er mich mal wieder auf dem falschen Fuss. Dann führt er aber netterweise aus: "Ich habe mich natürlich schon sehr gefreut - und ich konnte mich in letzter Zeit ein bisschen an grössere Bühnen gewöhnen. Den Sound auf solchen Bühnen finde ich natürlich schon fantastisch." Trotzdem bleibt er aber auf dem Boden - selbst hier auf dem Berner Hausberg, der dem Himmel ja eben ein bisschen näher ist. Dass sein Sound ansonsten im Club vielleicht besser funktioniert, ist nämlich unbestritten. - James: "Genau. Zudem kommen die Leute an einem Festival ja nicht speziell wegen mir. Ich glaube aber, dass es auf dem Gurten funktioniert. Vor allem weil die Leute ja noch zur Waldbühne rüber laufen müssen und sich damit eben doch 'für mich' entscheiden müssen."
Copyright trespass.ch [br] Source: https:// https://www.trespass.ch/de/bands-a-z/j/james_gruntz/james_gruntz_der_antiheld_auf_dem_gurten.htm