Das "Halt auf Verlangen" - Festival 03
Text/Bilder: MonthyChristo
Nach einer Pfingstnacht unter freiem Himmel (!) folgte mein traditionelles Morning-Chillout irgendwo in der Zivilisation: MonthyChristos Wahl: Hotel Schweizerhof in Luzern. Danke für die Ausstattung der Toiletten (Deo-Spray und so...). Am späteren Nachmittag, genauer um 16.34 Uhr folgte mein ganz persönlicher und langerwarteter Alpaufzug 2003, die Weitwinkel-Fotosession mit JOLLY & THE FLYTRAP in der LSE zwischen Stans und Grünenwald: "iischtige bitte..."
Die Jollys, ein Motor der Innerschweizer Kulturszene bieten seit 4 Jahren an Pfingsten Kleinkunst im Grünen für Auge, Ohr, Gaumen und Gemüt. Die zugige Idee allerdings stand heuer erstmals auf dem Programm, symbolisiert aber den Geist vom Grünenwald ganz speziell. Und weil dort eben nicht die üblichen Verdächtigen auf dem Programm stehen, sondern Innovation und Individualität, gibt es immer etwas Neues zu entdecken. Bespielsweise BLEHMUZIK, eine skurrille Truppe im Klezmer-Stil mit fasnächtlichem Charme, boten am Samstag Abend eine eigentümlich witzige und volksnahe Darbietung im einzigen Hotel mit extra Bahnhof. Nebst Musik und Theater gabs so auch immer wieder etwas fürs Herz bis das Krienser DJ Kollektiv HOERGENUSS den Abend mit UK Garage/Triphop und Avancen Richtung D ´n´ B abschlossen. Rein vom Sound her, scheint da eine Innerschweizer Alternative zu Sweet & Sexy am Start.
"A Pfingschte geits am ringschte im Grüenewald" habe ich mir auf Einladung meiner Lieblingsjollys mit der Fliegenfalle gesagt und eine frühsommerliche Reise gen Innerscheiz angetreten. Das Pfingstwochenende blieb dabei erstaunlich trocken; trockener jedenfalls als manches Auge und so ziemlich alle verfügbaren Kehlen.
Danach gabs am Sonntag ein weiterhin künstlerisches Programm. Unter anderen spielten FIRAU den "Copacabana-Ländler" andere betätigten sich im "Lesen aus Versandkatalogen", aber auch Schmuse-Rock von BUFFALO BALLET erfüllte den Talkessel. Insgesamt gesehen bietet Grünenwald also Kultur pur mit innerschweizerischer Gemütlichkeit und Gastfreundschaft. Und das dürfte auch in zwei Jahren, wenn die LSE die alte Strecke aufgibt und im Tunnel bis Engelberg fährt, in irgendeiner Form weitergeführt werden. Die Zug-Sessions allerdings finden vielleicht noch nächstes und das folgende Jahr statt. Das "Halt auf Verlangen"-Festival ist eine der nicht allzu dick gesäten Möglichkeiten, alternativ aufzutreten, mal was anderes zu machen als Band und was anderes zu sehen als Besucher.
Obwohl der Wagen reserviert worden war, wollten die Jollys natürlich mitnichten alleine reisen und so war der kleine Bahnwagen bald hoffnungslos überladen und entsprechend aufgeheizt, auch weil die Fenster im ersten Teil der Fahrt der Akkustik wegen geschlossen blieben. Ansonsten waren aber die Schweizer Leningrad Cowboys für die Steigerung der Temperatur verantwortlich. Ritschi im Gepäcknetz, die Jollys mitten in den Leuten drin, ein Gaudi! Immer wieder stimmten Hannes und Ritschi ihre neueren und älteren Hits an und geizten dabei nicht mit Gefühl. Die multikulturelle und instrumentarische Vielfalt machten die Zahnradbahn vorübergehend zur Dampflok. Als die sehnsüchtige Reisegesellschaft schliesslich im Grünenwald ankam, schnaufte allerdings nicht nur der Triebwagen, sondern auch die Jollys ganz gehörig. Ritschis Quote of the day: "huere häiss - mir hättet nie dänkt, dass me sovil Lüt i sones chlises Zügli chänt inebiige..."
Das "Halt auf Verlangen"-Festival besucht man am besten mit dem öV, genauer gesagt mit der LSE (Luzern-Stans-Engelberg-Bahn). Einerseits hat man dann genug Zeit die wunderschöne Gegend zu bestaunen, andererseits ist der Zahnrad-Aufstieg nach Engelberg ein steiles Erlebnis. Am Pfingstwochenende dieses Jahres allerdings bestand besonderer Grund, die kleine Bahnfahrt zu machen; spielten doch am Samstag die Beattles-Coverband BEATTLEBUMS und am Sonntag JOLLY & THE FLYTRAP jeweils zum Festivalauftakt des "Halt auf Verlangen" in einem der Wagen eine Unplugged-Session. Im Grünenwald gings dann weiter mit Bands, DJs, Lesungen und Audio-Visuellem; Aelplermagronen, Bier und guter Laune.
Hiermit wären wir mal wieder am Ende eines Hurra-Weekends angelangt, angefangen bei El Ritschis Begrüssung - "wär bisch dui?" fragte der Mann mit der Gitarre - und beendet mit gewisser Wehmut. Die Weichen für ein baldiges Wiedersehen allerdings sind schon gestellt: vom 25. bis 27. Juli, MUISIGLANZGMEIND in Grafenort OW. Do gahd wider epis - ab!
"Halt auf Verlangen"
"hautet dä z Grüenewald?"
Standardfrage eines Festivalgängers ans immerfreundliche LSE-Personal
"ah... der berüemti MonthyChristo"
ein hübsches Gesicht, vergisst man nicht, gäu Ritschi?
"bisch du dr Mister Marlboro?"
Nein, aber ich pushe auch Newcomer
"z erscht Mal hemer es OpenAir gmacht, denn sind da obe 800 Lüt gstande - uf däm Gländ und das gahd eifach nit! denn hemer redimensioniert..."
die Geschichte des Festivals zwischen Wald und Schienen
"dr Clood het denn d Idee gha ´chumm, mir spiled scho z Stans´"
Beattlebums, Jollys und die Bretter, die die Welt bedeuten...
"Alli Billet vorwiise!"
Running-Gag in der Jolly-LSE
"huere häiss, aber wunder-wunderbar!"
Ritschis Fazit nach der Ankunft