Gesa's Buebetröim

Text: Eve
Bilder: Musicbild.li, Booklet
SJO auf dem Gurten
Wir alle haben Träume. Sei es von der wahren Liebe, dem grossen Geld, Weltfrieden und und und. Träume materieller oder auch mentaler Art und deren Erfüllung lassen uns oftmals über uns hinauswachsen. Stephan Gesa Geiser ist so einer. Mit dem Projekt "Buebetröim" hat er sich seinen erfüllt, nicht ohne hart dafür gearbeitet zu haben. Und er hat damit auch Kuno Lauener, Büne Huber, Polo Hofer, Sina, Philipp Fankhauser, Freda Goodlett, Schmidi Schmidhauser und Hendrix Ackle einen Traum erfüllt. Nämlich den, von einer richtig grossen Big Band begleitet zu werden. Zwar noch etwas erschöpft aber happy über den gelungenen Auftritt des Swiss Jazz Orchestras auf dem Gurten vertraut mir Gesa an: „Meine Träume sind vor allem eine grosse Bands. Ich liebe grosse Bands. Viele haben mir am Anfang gesagt: ‚Gesa du spinnst! Du kannst doch nicht 35 Musiker auf die Bühne holen, das geht doch nicht.’ Aber es war einfach mein Traum, eine Big Band zu haben. Wenn man genug Zeit und die richtigen Leute am Start hat, dann funktioniert das nämlich schon.“
Daniela, Karin und Brigitte
Bereits im April 07, als die CD herausgekommen ist, hat man angefangen Konzerte zu organisieren. Als die Musiker erfuhren, dass sie auf dem Gurten spielen werden, haben sich alle extrem gefreut. „Das ist ja quasi der Hausberg nicht nur von Bern, sondern auch von allen Berner Mundartsängern und mittlerweile auch der von Freda und auch die Sina kommt natürlich gerne her. Ich glaube, das Gurtenfestival an sich ist eben etwas Spezielles. Darum haben auch alle sofort zugesagt.“ Gerade das finde ich ja nicht unbedingt selbstverständlich. Wenn man bedenkt, wie viel es oftmals schon braucht, um einen gemeinsamen Termin fürs Jassen mit vier Freunden zu finden, ist es eine starke Leistung, so viele Menschen zur gleichen Zeit auf die Bühne zu holen. Gesa lacht: „Viel schwieriger war es, einen Probetermin zu finden, der allen passt. Ich glaube wenn Konzerte sind, ist das noch weniger schlimm, weil das für die Sänger natürlich auch ein einmaliges Projekt ist mit einer Big Band. Es ist auch das erste Mal, dass in einer Produktion eben alle diese Sänger zusammen sind. Das ist natürlich auch für sie ein Happening.“
Stets i Truure...
Dennoch haben sie auch das Proben hingekriegt, wenn auch nur zwei Mal in der ganzen Gruppe. Das ging darum, weil die Sänger ja ihre eigenen Songs singen konnten und nicht fremdes Material. Hat da zum Beispiel Hendrix Akle wieder die selbe alte Geschichte (Same old story) gesungen, bezauberte Freda Goodlett mit „Angel“, flog bei P. Fankhauser passend zum Song „Sunday morning“ ein gelber Schmetterling über das Publikum und Kuno hatte, wie könnte es anders sein, ein Mädchen zuviel... Der Schmidi Schmidhauser kam ohne Coiffeur aber mit obligatem Hut auf die Bühne, Polo machte es nur ‚wägem Gäld’ und sogar Büne Huber fiel dem Teufel ab dem Karren direkt auf den Gurten und sagte: „Eine Big Band ist wie eine Kuh, nur umgekehrt. Die Hörner hinten und das A-Loch vorne...“
Gesa beim Interview
„Der Ablauf, so wie wir das gemacht haben, mit den ständigen Wechseln der Sänger hat hier in Bern super funktioniert. Man hat gemerkt, es ist ein Berner Publikum das eben extrem auf diese Sänger steht“, sagt Gesa nicht ohne Stolz. Witzig finde ich auch die Songauswahl. Insbesondere das "Söili" von Polo Hofer, das ja nun wirklich nicht jeder kennt. „Das ‚Söili’ war ein Wunsch vom Polo. Respektive wir haben versucht, die Songs zusammen auszusuchen. Bedingung war, ein sehr bekannter Song und ein weniger bekannter von ihnen. Also man muss wissen, von wem das Original ist. ‚Söili’ ist ja eine Adaption vom Polo, das Original ist vom George Harrison, aber irgendwie hat es in das Projekt hineingepasst und ich habe das gerne gemacht. Bei den anderen war es so, dass man zusammen mit den Sängern versucht hat, irgendwie herauszufinden, welche Songs sich vor allem mit Big Band eignen würden, das war der Punkt. Man kann nicht irgend einen Song nehmen. Zum Beispiel bei ‚I schänke dier mis Härz’: Obschon ich den Song unbedingt wollte, war da ein grosses Fragezeichen, wie er dann schlussendlich mit Big Band daherkommen würde. Aber ich glaube es hat sehr gut funktioniert und die beiden Arrangeure der Band, die das gemacht haben, die haben wirklich eine super Arbeit geleistet.“
Freda Goodlett
Stellt sich nur noch die Frage, wer denn nun von wem profitiert. Das bis weit über die Landesgrenzen bekannte Swiss Jazz Orchestra oder die einheimischen, singenden Berühmtheiten? „Es profitieren, glaube ich, alle voneinander. Es ist immer ein Zusammenspielen und ich glaube am Ende war es auch für uns, für die Big Band, interessant mit diesen Sängern zu arbeiten. Besonders weil die zum Teil den Song von einer ganz anderen Seite anschauen, ihn auch anders spüren als wir. Ich muss ehrlich sagen, ich war früher nicht besonders angetan von Kuno, schänke dir mis härz... ich fand das immer so - ja, ja das ist so herzig, schön und so. Als wir uns dann aber ernsthaft damit befasst haben, auch mit der Art wie er Texte schreibt, fand ich das plötzlich sehr interessant. Durch die enge Zusammenarbeit lernt man sich gegenseitig besser kennen und bemerkt plötzlich, was dahinter ist. Da kannst du eine Menge Vorurteile, die du vielleicht hattest, sofort abbauen. In dieser Konstellation sind alle, die dabei sind, wirklich grossartige Musiker, gute Sänger, und jeder auf seine Art ist speziell.“
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