Was bei Karsumpu so rumliegt...

Text: Eve
Bilder: adrenaline-pictures.ch
Karsumpu live am Woodrock
Grüne Zweige gab es massenhaft am Woodrock in der tiefsten und entlegensten Ecke des Emmentals. Aber nur einer klang so vielseitig, lustig, frech und zugleich nachdenklich wie der von Karsumpu. Dieser ist zwar nicht grün und saftig, sondern flach, rund und silbern und lässt sich problemlos in jeden CD-Player schieben und genau das sollte man damit auch tun. Denn dann klingen witzige Geschichten aus dem Leben, gedankenvolles, Szenen des Alltages und sogar Stimmen aus dem Tierreich melden sich zu Wort. Nach dem wirklich vergnüglichen und unterhaltsamen Auftritt diskutierte ich mit dem Chaoten und Drummstick-Killer Mänu, Fäbu, dem Leidenschaftlichen und Meister über sechs Saiten, sowie mit Chrigu alias der, der am tiefsten redet und Tasten drückt über Ordnung, Aufräumen und natürlich über ihre Musik. Da ich beim Ausdruck Karsumpu unweigerlich an Flohmärkte, Dachböden und an meine Wohnung denken muss, interessiert mich, was denn bei den Jungs so rumliegt. Mänu gibt, während die andern grölen, ganz offen zu: „Ich habe ein Riesen Chaos in meinem Zimmer. Auch im Keller liegen ganz viele kaputte Schlagzeugschläger und andere Siffereien. Ich bin andauernd dabei, mein Zimmer auszumisten, ich gebe alles...“
Karsumpu live am Woodrock
Im Bandraum sehe es nicht viel besser aus, gesteht Fäbu: „Da ist vor allem auch der Mänu der, der viele Schläger rumliegen lässt. Chrigu und ich versuchen immer für Ordnung zu sorgen. Es liegen auch viele Petflaschen rum, den Abfalleimer sollte man leeren... Man sollte allgemein wieder einmal putzen...“ und Chrigu ergänzt: „Dazu muss ich sagen, der Name ist auch gewissermaßen gewährleistet, weil wir einfach alle nicht sehr ordentlich sind. Aber trotzdem möchte ich hier eine Klammerbemerkung anfügen: (der Name Karsumpu ist eigentlich anders entstanden. Es geht eher um unsere Vielfältigkeit und um einen gewissen Karsumpu, der bei uns in den Köpfen stattfindet.)“ Womit er meiner nächsten Frage vorgreift. Denn auch auf das, was in ihren Köpfen alles so rumliegt bin ich neugierig. „Extrem viele Emotionen. Bis zum Bach.“ Befriedigt der Gitarrist meine Wissbegier. „Viele unserer Lieder sind auf der Gefühlsebene angesiedelt. Dann hat es auch so zwei, drei kritische Sachen. Popstar ist so ein Kritikpunkt. Das sind so die Themen die angeschnitten werden.“ Abfall gebe es da eher selten, äußert Mänu.
Karsumpu live am Woodrock
Wir verlassen das Thema von Ordnung und Chaos, wohl alle im stillen mit dem Gedanken, in nächster Zeit wirklich mal ans Aufräumen zu gehen, und widmen uns der Materie Mundart. Immer wieder eine heikle Sache, gibt es ja mittlerweile sooo viel davon. Da noch herauszustechen ist eine große Aufgabe und Ziel von Karsumpu. „Wir haben gewisse Elemente, die uns aus dem ganzen herausheben. Geige, Mundharmonika, zusammen oder solo, die abartig geil sind.“ Erklärt Chrigu. „Auch Texte, die nicht einfach so im Bierzelt nachgejohlt werden können. Bei uns sind viele Elemente da, wo ich sagen muss, Mundart ist nicht gleich Mundart. Diese Sparte ist riesig und darin hat es auch Platz für Karsumpu.“ Ich muss zugeben, ihre Mischung aus Rock, Pop, Tango und Reggae ist wirklich einzigartig und der Einsatz von Violine und Mundharmonika tut seinen Teil dazu. Trotzdem glaube ich, in ihren Stücken die eine oder andere ganz große Mundartband herauszuhören und spreche den Pianisten auf Vorbilder an. Der lacht und sagt augenzwinkernd: „Baschi, klar..“ und spielt damit auf den Song „Popstar“ an, den sie auf ihre ganz eigene Art bringen. Fäbu weiss genau, auf was ich anspiele. „Es sind schon vor allem Züri West und Patent Ochsner die wir alle sehr gut finden und da hat man sicher das eine oder andere gehört. Aber wir passen wirklich auf, dass wir nicht kopieren, da muss man schon aufmerksam sein. Als Vorbilder kann man aber schon diese zwei Bands nennen.“
Auch dieses Thema ist zu meiner Zufriedenheit abgehandelt. An den Drummer wende ich mich mit der Frage nach dem Bandleader. „Diese Frage haben wir uns auch schon oft gestellt. Es kommt immer darauf an, in welchem Bereich. Wenn’s ums Organisieren geht, oder ums Planen ist es Chrigu, wenn’s ums Songs Schreiben geht sind’s Fäbu und der Tom. Es teilt sich auf. Es ist eine coole Mischung. Um zu funktionieren braucht es alle Sieben.“ Da der Geiger Manuel Gysler zur Zeit von der charmanten und talentierten Anik vertreten wird, will ich schon wissen, wie es für die Jungs ist, eine Frau in der Band zu haben und ob das Konflikte gibt. Fäbu, der sonst so gut über Emotionen redet verdreht nur die Augen und gibt ein langgezogenes „Ououou...“ von sich. Chrigu rettet die Situation und lobt das Mädel in höchsten Tönen: „Wir haben sie alle sehr gerne. Wir sind froh dass Anik, sie gehört ja nicht zur Grundkonstellation der Band, uns ehrt und mit uns ein paar Konzerte spielt. Sie hat einen so lieben, warmen Charakter, der uns inspiriert.“ Auch der Drummer weis sie zu schätzen: „ Es tut uns gut, eine Frau in der Band zu haben. Unser Niveau sinkt sonst bei jeder Bandprobe, nicht musikalisch aber mit den Sprüchen und vom Gerede her.“ - „Obschon man auch sagen muss, wir haben mehr erwartet. Die primitiven Sprüche sind nicht völlig ausgelöscht. Aber es ist viel besser seit sie dabei ist...“, ergänzt Fäbu, nun doch wieder zur Konversation fähig, und erntet damit ein Grölen seiner Freunde.
Karsumpu live am Woodrock
Wie auch immer, freuen dürfen wir uns auf noch ganz viel mehr Karsumpu. „In absehbarer Zeit bekommen wir Nachwuchs und zwar in Form einer zweiten Scheibe, die noch mehr auf die Knochen geht. Garantiert. Dafür stehen wir mit unserem Namen.“ Beendet Chrigu schelmisch den Talk und ich mache mich schleunigst auf, diesen ganzen Interview-Karsumpel zu ordnen und niederzuschreiben.
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