Katharina Michel: So ist sie halt
Text: Ko:L
Bilder: Universal
„Heimatland u Stärnehagel!“ So hätte Katharina Michel diesen Sommer wohl oft genug wettern können. Anstatt über ihre Musik zu schreiben, schleifte die Zeitung mit den fetten Lettren eine scheinbare Liebesgeschichte zwischen ihr und Produzent Florian Ast durchs Sommerloch – und die anderen sprangen weiland auf. „Das war hart und ich hätte sehr gut darauf verzichten können“, meint die Brienzerin – oder „Brienzässin“, wie sie im Schnitzlerdorf im Berner Oberland nach ihrem Triumph bei Musicstar genannt wurde. Immerhin: Sie hat sofort und auf die ganz harte Tour gelernt, was es heisst, ein „Star“ zu sein. „Plötzlich kannst du das Bild, das die Leute sich von dir machen, nicht mehr uneingeschränkt selber zeichnen“, hat sie erkannt – und sich vielleicht auch geprägt von dieser Erkenntnis alle erdenkliche Mühe gegeben, sich auf ihrem Debut-Album „Heimatland & Stärnehagel“ als Meitschi vom Land darzustellen. Oder als „Landei“ - so der Name der Vorab-Single.
Ist „Landei“ in den Charts noch verhalten aufgenommen worden, steigt „Heimatland & Stärnehagel“ steil ein. Von null auf Platz sieben – und das, obschon weitum Unkenrufe laut wurden, das Album sei zu wenig rockig. In der Tat vermisst wer auf Gitarren steht den modernen Rock, den Independent-Touch, mit dem Kät, wie sie damals noch genannt wurde, in der ersten Single „Kei Luscht zum ga“ kokettiert hatte. Dafür gibts ein Jodlerchörli, Banjo und Tuba – und zwar nicht nur punktuell, sondern als prägende Elemente quer durchs ganze Album. „Ich mag Country“, sagt Kätle, „und bei mir im CD-Regal steht eh alles – Patent Ochsner, AC/DC oder Patrice und ganz viel mehr!“ Humbahumba ist vielleicht der falsche Begriff, um den Sound der Berner Oberländerin zu beschreiben. Aber bodenständig ist das Material, das sie abliefert, allemal. Und Freunde modernen und klinisch reinen Pops kommen definitiv weniger auf ihre Rechnung, als jene, die ungeschminkten und bisweilen auch holprigen Folk-Pop mögen. „So bin ich halt“, sagt Kätle mit einem Lächeln im Gesicht.
Dazu gehört auch, dass sie auch heute noch auf all die Feste geht, die es in der Region gibt, und an denen nicht primär tolle moderne und junge Bands auftreten, sondern eben auch das Jodlerchörli und die Blasmusik. „Das gheert derzue!“ Hauptsache, die Feste sind „brav“. Und „brav“ heisst am Eingang des Haslitals eben nicht „lieb und nett“... Kätle malt auf „Heimatland & Stärnehagel“ gewiss keine Heidi-Idylle. Ein Stinkefinger darfs im Booklet dann schon sein – und „Fig di“ ist gewiss nicht die netteste Art, jemanden ins Pfefferland zu wünschen. Aber es ist der Titel eines Songs auf ihrem Album. Ebenso wie „Wär i bin und warum?“ oder „Min Ätti“, in denen die Berner Oberländerin tief blicken lässt. Das Meitschi ist zweifellos aus anderem Holz geschnitzt, als die Tussies aus dem Flachland. Aber unverletzlich, nein, das ist auch Katharina Michel nicht.
„Auch wenn nicht alles immer schön und nett geht: Wichtig ist, dass es vorwärts geht, Schritt für Schritt“, sagt sie, angesprochen auf die Entstehung ihres Albums und den Nebengeräuschen im Blätterwald zu dieser Entstehungsgeschichte. Mit Florian Ast habe sie einen Freund, Produzenten und Lehrer in Personalunion gefunden, betont Kätle. „Nicht nur, aber gerade von ihm kann ich enorm viel lernen. Denn er ist seit langer langer Zeit in diesem Geschäft dabei. Er weiss, was es heisst, gute und ehrliche Musik zu machen. Aber er kennt auch die Machenschaften in der Branche – und hat unheimlich viele Beziehungen.“ So lernt sie beispielsweise Schritt für Schritt, damit umzugehen, dass jene Leute, die sie noch vor einem Jahr als gewöhnlicher Fan bewundert hat, jetzt mit ihr zusammenarbeiten. „Plötzlich selber Teil dieser Szene zu sein, ist speziell“, gesteht sie – freut sich aber gleichzeitig darauf, „neues zu lernen und neues zu erleben“. Zum Beispiel die erste Tour, die diesen Herbst ansteht. Mit ihrer Band - „Alls Jungs u dr Gägend, Brienz und Haslital“ - ist Kätle derzeit daran, heftig zu proben, damit dann auch alle bereit sind, wenn es Ende Oktober losgeht – und hoffentlich für einiges Donnerwetter in den Klubs sorgen wird.