Kharma sind mehr als nur Sex, Drugs & Rock’n’Roll
Text: DasSchaf
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adrenaline-pictures.ch Die grosse Halle am Rocksoundfestival in Huttwil hatte sich bereits beträchtlich gefüllt, als die Rheintaler Band Kharma den Abend eröffnete. Sichtlich erfreut über die zahlreich erschienen Fans legten die Rocker los – und zeigten ihrem Publikum, dass sie genau da hingehören, wo sie gerade waren: auf die Rockbretter dieses Landes. Sänger Werner „Wänä“ Schweizer bezog das Publikum gekonnt in die Show mit ein und bedankte sich immer und immer wieder bei den Fans fürs Kommen und Mitrocken. „Es ist toll, das so viele Leute den Weg vor die Bühne gefunden haben. Wir sind uns das nicht gewohnt, darum freut es uns umso mehr!“, so Wänä.
Doch Kharma trumpften nicht nur mit Sympathie, sie legten sich auch musikalisch ins Zeug. Kompakt und mit viel Energie führte die Band durch ihr Programm und die Spielfreude der Rocker war förmlich zu spüren. „Wir machen Musik in erster Linie, weil es uns Spass macht. Natürlich verfolgen wir auch gewisse Ziele, aber bei uns ists mehr eine Herzensangelegenheit als der Fokus auf den Erfolg.“, erzählt Wänä, „Wir verstehen uns untereinander sehr gut und ich glaube, diese gemeinsame Wellenlänge und diese Freundschaft findet man auch in unserer Musik wieder.“ Nach einer längeren musikalischen Pause hat Wänä den Weg zurück in die Proberäume und auf die Bühne gefunden. „Irgendwie hat in meinem Leben einfach etwas gefehlt. Wenn du als Musiker mal eine Zeit erlebst, in der dieses doch so wichtige Glied in deinem Dasein fehlt, das Schreiben von Songs, das Zusammensein mit all den Leuten rund um den Musikzirkus, das Auf der Bühne Stehen, all dieses Drum und Dran, dann fehlt etwas ganz Wichtiges, dann bist du schlichtweg nicht mehr komplett.“, so Wänä. Daraufhin entschied der Rheintaler, sich wieder der Musik zu widmen – und Kharma entstand.
Den Namen haben die Musiker übrigens ohne allzugrosse Hintergedanken gewählt (das „Kharma“ oder „Karma“ ist ein Grundsatz des hinduistischen Glaubens, nach dem jede Handlung – physisch und geistig – eine Folge hat; eine Art Schicksal, das auch durch sogenannt frühere Leben bestimmt wird; Anm. der Redaktion), obwohl Wänä betont, dass man bewusst einen Titel mit einer nicht allzu oberflächlichen Bedeutung gewählt hat – Rockmusik sei leider immer noch zu sehr mit dem negativen Klischee „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ behaftet. „Klar gibt es viele Bands, die dies nach aussen zelebrieren, aber das möchten wir nicht, als Band nicht, und auch unsere Musik soll das nicht aussagen.“ Brave Rockmusiker? „Unsere Musik hat natürlich Power! Aber wir möchten den Menschen Rock präsentieren, zu dem man nicht nur den Kopf schütteln, sondern wo man auch hinhören kann, die Texte versucht zu verstehen, man zum Nachdenken angeregt wird. Wir lassen unserem Publikum die Möglichkeiten offen, wie sie unsere Musik aufnehmen möchten – und „Kharma“ steht ja in dem Sinne auch für all die offenen Möglichkeiten im Leben.“, erklärt Wänä.
Das ist in der Tat so, Kharma brettern nicht kopflos durch ihre Songs; der aufmerksame Zuhörer spürt die spirituelle Note ihrer Musik, und das spezielle Flair des doch stark vom Hardrock der 80er Jahre geprägten Sounds legt sich wie ein Schleier über das Konzert. Da und dort hört man die Einflüsse der grossen Vorbilder der Rheintaler Rocker heraus: „Heute Abend steht eines unserer grossen Idole hier auf der Bühne, Queensrÿche, und dass wir hier auf derselben Bühne spielen dürfen, ist schon eine Ehre; grosse Freude natürlich – und auch grosser Respekt von unserer Seite.“ Eine Band, die man gerne mal auf einer Tour supporten würde? Da nickt Wänä, das wäre toll, wenn sich da mal was machen liesse… Er erwähnt aber, dass es eigentlich kein Rolle spielt, mit wem und wo man auftreten darf; schön sei es, überhaupt auf der Bühne stehen zu können, die Leidenschaft Musik mit dem Publikum zu teilen, „und für ein Publikum zu spielen, wo es nicht einfach darum geht, sich mit Bier volllaufen zu lassen, sondern das auch zuhören kann“.
Ob die Fans in Huttwil genug Zuhörer waren? Der Ausstrahlung der Band nach schon, man konnte die Freude der fünf Musiker richtig spüren. Sie dankten es mit einwandfreiem Sound, sägenden Gitarren und tragenden Keyboards, einer guten Atmosphäre – und einem Sänger in Topform. Wänä hat ein Wahnsinnsorgan, eine Stimme, die sich in die Gehörgänge drängt und da bleibt. Und was der Sänger auf der CD bringt, bringt er auch live; dieser Mann kann schlicht und ergreifend singen, heulen, röhren – genial! Wänä und seine Band haben auf der Bühne in einer ganz eigenen Weise geglüht. Eine Band, die auch rein optisch schon was hermacht, man kauft ihnen den Rocker ohne Widerrede ab. Und irgendetwas Spezielles haben die fünf Rheintaler an sich, das mich auch an weitere Gigs der Jungs ziehen wird…