Mehr Power für elektronische Seelen
Text: Monthy
Bilder: Monthy/Cover/Kim Powers
Also eigentlich hatte ich meine Fata Morgana ja schon gehabt und sie hatte sich in Luft aufgelöst. Per E-Mail und Combox hatte ich mich nämlich mit Kim Powers in der Badi Solothurn verabredet und dort die weibliche Stimme von "I ain´t no criminal" erwartet. Dieser Song von Electro Soul wurde kürzlich auf dem Sampler Music4Hemp veröffentlicht und hat nicht nur bei Trespass voll eingeschlagen. Nur um noch einen seriösen Grund für das Treffen nachzuschieben. Doch das Schicksal wollte es eben anders, wie ich anhand eines Telefongesprächs mit einer unzweifelhaft männlichen Stimme feststellen musste. Als ich nun Kim Powers am Bahnhof der Barockstadt tatsächlich traf, konnte ich schon wieder lächeln...
Mit seinen langen, ehemals blonden, aber heute mehr ausgewaschenen Haaren und seinem immer noch vorhandenen Londoner Dialekt erinnert mich Kim extrem an den besten Freund aus meiner eigenen England-Zeit. "Eigentlich habe ich ziemlich Mühe, mein Englisch nicht zu verlieren", meint Kim und lotste mich zur Badi an der Aare, wo wir uns mit DJ DM Free zum gemütlichen Plausch niederlassen. Kim Powers lebt seit 20 Jahren auf dem Kontinent und hat als Rock-Röhre vier Platten aufgenommen, bevor er sich vorübergehend vom Music-biz zurück zog. "Ich wäre fast daran krepiert", sagt er heute zur musiklosen Zeit und hat sich deshalb mit den DJs DM Free und David Steele zusammen getan. Der Name David Steele macht ab 1996 mit Auftritten an Futurescope 13, Evolution 4-6, Goliath oder Magic Factory Furore und mixt die erste offizielle Streetparade Live-CD ´97. DM Free hat mit ´Freegroove´ eine eigene Radioshow bei Kanal K und ist nebst diversen Raves im Zürcher Rohstofflager oder im Club Q anzutreffen. Die beiden haben 2001 zusammen auch eine CD aufgenommen. Das Electrosoul-Material schätzt DM Free momentan auf eine bis anderthalb Stunden "...je nachdem wie sehr man es streckt."
Electro Soul spielen Minimal House, experimentieren gerne mal mit Breakbeats und haben sich auf einen Sänger eingelassen. Offiziell wird Kim Powers zwar gefeatured, doch die Zusammenarbeit der Producer DJs und Besitzer der JFK Studios mit dem weitgereisten Lebenskünstler Powers ist konkret krass. Kim bestätigt: "Meistens geht es dabei um den Dreck in meiner Stimme. Leute wie Solomon Burke oder Wilson Pickett inspirieren meine Musik und das hört man..." Die DJs müssen sich dafür mit so unüblichen Dingen wie radiotauglich kurzen Songs auseinander setzen. Dieses spezielle Konzept zwischen Club- und Radio hat man schon in den Namen einfliessen zu lassen versucht. Der Begriff Electro Soul existiert eigentlich nämlich noch nicht. Die Tracks mögen zwar nurmehr drei einhalb Minuten lang sein, sind aber nicht allzu sehr strukturiert und damit vom Gefühl her eher Clubsounds. Weshalb Electro Soul dies so handhaben, erklärt sich auch aus Kims Marketing. Er hat in letzter Zeit über MySpace mit amerikanischen Radios angebandelt und versucht, dort seine Songs einzubringen. Das entwickelt sich seit Gnarls Barkleys Nummer-Eins-Hit aus dem Internet zur modernen Strategie ins Glück. "Power House Rock" hat so beispielsweise bei Kim Powers angebissen und pusht seither seine Songs am Radio. "Einige hundert Radios von über zehntausend existierenden musst du aber schon von dir überzeugen", verrät Kim, der ganz nebenbei auch noch drei tägliche Stunden mit Stimmübungen verbringt. "Das ist etwas, das ich an den Schweizern nie verstehen werde. Manche scheinen fast Angst davor zu haben, ihr Produkt der Öffentlichkeit zu zeigen", erzählt er und sitzt dabei auf einem leuchtenden Batik-Tuch mit zwei Elefanten. Das Potential zum Guru hat er jedenfalls.
Nun wollen Electro Soul feat Kim Powers aber auch in der Schweiz gehört werden. Unnötig zu sagen, dass ich es cool finde, dass Trespass.ch dafür als erste Radiostation Hand bietet und euch am Montag, den 7. August von 20 - 22 Uhr unter anderem schweizexklusiv den Song "Rescue Me" kredenzt. Das Electro-House-Tune mit dem seit "Last night the DJ saved my life" legendären Motiv erklärt erstmal alles Weitere und selbstverständlich bleiben wir an Kim Powers dran...