26.1.2012/Text: Ko:L, Bilder: Cover, Promo by Pascal Landert
Nein, um Knackeboul kommt derzeit wirklich niemand herum. Der moderierende Rapper ist derzeit – wenn wir ehrlich sind – angesagter als Bligg und Stress zusammen. Denn: Im Gegensatz zu den beiden gestandenen Stars umfliesst Knack noch der Nimbus des hoffnungsvollen und erfrischenden Newcomers. Dass er das mit seinem dritten Release „Moderator“ eigentlich gar nicht mehr ist, übersehen wir jetzt einfach mal geflissentlich. Denn: Es gibt schlicht keinen Grund, nicht mit einzustimmen in die Kritiker-Lobeshymnen, die dem Berner von landauf und landab entgegenhallen. Als „Antithese des Gangsters“ etwa hat ihn der Tagesanzeiger bezeichnet. „Diese Aussage gefällt mir“, sagt Knack. Wenig Verständnis hat er hingegen für all jene, die ihm fehlende Attitüde oder das Fehlen des Bad Boy-Images vorwerfen, wie es etwa Stress habe. „Für mich hat er gar kein Bad Boy-Image – und auch ich bin kein Bad Boy. Natürlich kann es gerade in Freestyles textlich hart zur Sache gehen. Aber ein Bad Boy-Image in de Schweiz finde ich eher peinlich.“
Der 29-Jährige hat sich denn auch tatsächlich nie um Cliches einer Szene gekümmert, die sich in den letzten Jahren in einer Art und Weise entwickelt und zerstückelt hat, dass es heute genauso wenig mehr möglich ist, einer „HipHop-Szene“ zu sprechen wie von einer „Rock-Szene“. Zu vielfältig, vielschichtig und unterschiedlich sind die einzelnen Stil- und damit Szene-Teile. Wo andere sich in Szene-Grabenkämpfen aufgerieben haben, hat Knack ohne Scheuklappen experimentiert und Neues ausprobiert. „Mich hat immer alles interessiert – egal ob wir mit den Mundartisten über Metal-Gitarren gerappt haben oder ob ich alleine mit meinem Loopgerät Gudrun auf der Bühne freestylte.“ Und genau so klingt nun auch „Moderator“: Das Album ist ein buntes Kaleidoskop musikalischer Einflüsse, durch das sich Knacks Sprachkunst als roter Faden hindurch zieht.
Es ist diese Sprache, die immer bei aller Lust am Experimentieren und Tüfteln immer im Zentrum seines Schaffens stand. Und auch wenn Knackeboul sagt, er sei eher der Typ, der eine Vision verfolge, denn eine detaillierte Strategie, so fügt er im nächsten Atemzug an. „Natürlich war es nicht ganz unstrategisch, dass ich mich nach Moderationsjobs wie dem, den ich jetzt bei joiz ausüben darf, umgesehen habe.“ Denn: So kommt er mit Künstlern aller Couleur aus aller Welt in Kontakt – und kann da und dort gleich persönlich eine eigene CD zustecken. Schliesslich ist seine Vision eine grosse und die muss genährt werden, um zu wachsen. „Mal mit den Jungs von den Mundartisten eine richtig grosse Tour zu machen, das wärs schon“, sinniert Knack, „eine Tour, auf der’s Entertainment gibt, und Beatbox, und eine riesige Show.“ Wie so was aussehen könnte, hat sich der Berner Rapper schon abschauen können, als er etwas mit den Delinquent Habits durch Europa tourte oder in Deutschland für Jamiroquai eröffnen durfte. „Und wenn die Maschinerie dann mal richtig läuft, möchten wir auch was zurückgeben und anderen Künstlern den Einstieg ins Business ermöglichen“, sagt Knackeboul.
Bis es aber soweit ist, ist er noch Rapper und Moderator. Wobei er betont: „Ich war nie ein Moderator, der rappt. Ich war immer ein rappender Moderator.“ Doch auch ein rappender Moderator musste sich im grossen SRF-Haus, das einst noch zwei Häuser war, in gewisse Zwänge einfügen. „Ich hatte nicht wirklich Lust, die Moderationskurse zu besuchen, die vorgeschrieben waren, als ich Moderator auf Virus wurde“, gesteht er unumwunden. Doch heute anerkennt er: „Ich habe aus diesen Kursen auch Wissen mitnehmen können, das mir heute auf der Bühne hilft.“ Und vielleicht ist genau das das Geheimnis des David Kohler, der sich als Knackeboul anschickt, die Schweizer Rapwelt auf den Kopf zu stellen. Dass er ohne Scheuklappen durchs Leben geht und sich ohne Rücksicht auf Verluste oder falsch verstandenen Purismus in diesem Planschbecken des Entertainment immer neu bedient, wenn ihm etwas gefällt, und so nach und nach zur greif- und unverzichtbaren Figur in eben diesem Planschbecken wird. Wie das dann aussieht, zeigt Knackeboul auf seiner bevorstehenden „Moderatour“. Ab der Albumtaufe vom 3. Februar ist er in der Schweiz unterwegs – und verspricht eine Show, die seiner oben geschilderten Vision schon mal ziemlich nahe kommen dürfte...