Harter Fall für Kolambo
Text: Eve
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www.musicbild.li Kein Mordfall ist es, den die Berner Musiker Kolambo aufzuklären haben, sondern viel eher gilt zu lösen, wie sie der Unbekanntheit entfliehen und zu Stars mutieren können. Das Konzert, das sie am diesjährigen Woodrock auf der Moosegg im Emmental geben durften, hat ihnen offensichtlich Spass gemacht. Aber der Auftritt war nur von kurzer Dauer. Gut dreissig Minuten und ein paar zerquetschte gaben die Mundartdetektive alles – dann war Schluss. Etwas später, im Talk mit den Jungs, wollte ich den Grund für das doch etwas kurze Konzert wissen. Der Gitarrist Schmüdu klärt mich auf: „Wir durften vom Programm her nur eine halbe Stunde spielen. Dafür haben wir alle langsamen Songs aus dem Repertoire rausgekickt und nur die Rassigen gespielt.“ Da es die Combo gerade mal ein halbes Jahr gibt und es erst der dritte richtige Auftritt war, gibt man sich nicht zimperlich. Im Gegenteil, die Band ist dankbar für die Chance überhaupt spielen zu dürfen. Der Meinung ist auch Flügu, der Bassist der Crew: „Uns hat ja bis jetzt noch gar niemand gekannt. Dass wir hierher spielen kommen durften, war Goodwill von Nick und da können wir uns glücklich schätzen, auch wenn’s nur ne halbe Stunde war.“
Angefangen hat es mit Kolambo laut Schmüdu damit, dass der Sänger und Gitarrist Päscu Pennella ihn gebeten hat, sich die Songs, die er geschrieben hat, mal anzuschauen. „Ich hasse Mundart“, lacht Schmüdu und hat mit der Aussage ja wohl die besten Voraussetzungen, um in einer Mundartband mitzuwirken. „Ich finde das alles so verlogen. Die haben immer Heimweh nach irgendetwas und so’n Zeug. Aber dann hat er mich gefragt und ich dachte: 'Ok, mal schauen, weil er ein Kollege ist.' Entgegen meiner Erwartungen habe ich herausgefunden, dass es wirklich gute Songs sind. So hat das Ganze gestartet.“ Was dann noch fehlte, war ein knackiger Bandname. „Bei unzähligen Pizzas und Bier haben wir über den Bandnamen diskutiert und der Schmüdu, der ist ein grosser Fan von Colombo, also vom Detektiv. Das war am Schluss der einzige Name, bei dem wir alle sagen konnten, er ist nicht grundverschissen“, bekennt der Sänger lachend und Schmüdu ergänzt: „Was man dazu noch sagen muss, wir haben ihn ‚vermundartet’. Ich finde das irgendwie cool.“
Richtige Detektivarbeit kann auch das Texten sein. Ich kann mir Päscu richtig vorstellen, wie er im Trenchcoat und Zigarre im Mund an Hausecken lungert und ‚Verdächtige’ beobachtet. „Ja und in Fenster und Duschkabinen spitzeln, grins... Nein, ich schreibe immer viel auf, was mir gerade in den Sinn kommt oder was ich halt so aufschnappe. Irgendwann versuche ich einen Text daraus zusammenzustiefeln“, meint dieser zu meiner durchgegangenen Fantasie. „Manchmal gelingt es mir besser und manchmal weniger gut...“ Zu den feinen, poetischen Texten kommt überraschend druckvoller, straighter Rock. „Das macht’s ja irgendwie gerade aus, es passt zusammen“, meint Flügu. Dann ist es gerade diese Mischung, die Kolambo von anderen Mundartbands unterscheidet? Schmüdu: „Ich finde Mundart tönt immer gleich. Es ist alles gleich produziert, alles gleich gemacht und wenn man mal so ein kleines Rauschen vom Verstärker hört, dann ist das gar nicht gut. Das Ganze ist mir viel zu fröhlich und zu verlogen. Wenn jemand sagt, er spiele in einer Mundartband, hat man automatisch Polo Hofer als den Prototypen im Kopf.... Durch Päscu habe ich gemerkt, es muss nicht so sein. Musikalisch muss ich sagen, man muss sich nicht an Polo orientieren.“ Pascal Lüthi, Drummer und der Jüngste im Team, ist der Überzeugung, dass ihr Sound vom Musikgeschmack jedes einzelnen Bandmitglieds abhängt, dass jeder seine Vorlieben mit einbringt und so etwas Eigenes entsteht. Sie haben das anspruchsvolle Ziel, dass ein Song erst dann gespielt wird, wenn er allen Vieren gefällt. Wenn einer noch nicht zufrieden ist, wird so lange daran herumgeflickt, bis er funktioniert. Kolambo sind der Überzeugung, wenn ihn jeder ehrlich gut findet, kann’s nicht mehr so schlecht sein.
Gerade als frische Band ist es schwierig, vor Publikum zu treten. Päscu: „Ich bin der Nervöseste von uns. Vorher nehme ich immer Bachblüten-Notfalltropfen. Das ist eigentlich eine sehr gute Sache, wobei man es auch übertreiben kann. Bei unserem ersten Konzert habe ich schon am Morgen angefangen mit dem Scheiss und dann am Abend, vor dem Auftritt - ich hätte geradeso gut ins Bett gekonnt... Ist dann aber trotzdem gut gegangen. Aber hier am Woodrock war bis jetzt unser geilstes Konzert. Wir haben aber auch erst Drei gegeben...“ Da die Gruppe Kolambo, wie schon erwähnt, erst seit einem halben Jahr existiert, gibt es noch viel zu verbessern. Das sagen die Jungs auch selber. Im Spass aber meint der Sänger: „Verbessern müssen wir nicht viel, nur noch bekannter werden – dazu bist ja jetzt du da...“ Ich geb mein Bestes! Eine CD aufzunehmen wäre schon ein Traum und Zukunftsplan von Kolambo, aber sicher nicht vor dem Herbst 2009. Fürs Erste wollen sie vor möglichst vielen Leuten live spielen und ihren Sound präsentieren. Vielleicht auch mal etwas länger als eine halbe Stunde...