Krokus - Hellraiser (Phonag/Gadget)
Text: Monthy
Bilder: Booklet
In anderen Ländern würde man sich nach Comebacks wie dem von Krokus die Finger lecken. Das Reunion-Album "Rock the Block" stürmte vor drei Jahren die Schweizer Charts wie noch kein Krokus-Album zuvor. Im Jammertal Schweiz hingegen scheint man sich zum Release der neuen Scheibe vornehmlich mit der Frage zu beschäftigen, ob's Storace und Co eigentlich noch bringen. Nach dem Abgang Fernando von Arbs, schreibt einer aus der anonymen Masse mit Geltungsbedürfnis in den Comments zu "Hellraiser" auf Cede.ch, seien sie doch nur noch Kopien ihrer selbst. Immerhin führt ein anderer an, dass genau das nach der Rückkehr Mandy Meyers eben nicht mehr gelte. Für mich eine willkommene Gelegenheit dem Mythos Krokus, der einzigen wirklichen Schweizer Rock-Legende nachzuspüren. Die Band setzte sich schon immer aus starken Charakteren zusammen. Und selbst Marc Storace, die Stimme von Krokus, ist nicht unersetzlich. Als die Band anfangs 90er Jahre auseinanderbrach, war es Fernando von Arb, der mit fremden Musikern das Album "Stampede" einspielte und Krokus am Leben erhielt. Umso mehr erstaunte sein Ausstieg 2005. Sieht man Chris von Rohr heute am Fernsehen, wird einem schnell klar, dass sein Ruf als Rocker massgeblich mit seinem einstigen Bass-Job bei Krokus zusammen hängt. Krokus ist eben mehr als das einfache Lineup besagt, auch wenn Marc Storace das genaue Gegenteil behaupten würde und natürlich genau so recht hat. Krokus hat Legenden geboren und dass sie 2003 zurück gekehrt sind, war nichts anderes als ein Geschenk. Das Comeback-Nachfolge-Album "Hellraiser" zeigt Krokus in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Einige Songs erinnern in ihrer Kraft an die frühen 80er, andere mit gewaltigen Melodien ans 95er Album "To rock or not to be", speziell an "Flying through the night away". Die Halbballade "Angel of my dreams" hingegen ist noch gar nie dagewesen und der beste Song des Albums, obwohl es als Radiosingle ausgewählt wurde. Zurecht stolz ist Storace auf den von ihm geschriebenen Text. Schlicht (,) grossartig! Wie Krokus in Zukunft tönen könnte, vermitteln Songs wie "Hangman", wo vom typischen Storace-Druck plötzlich gar nichts mehr zu hören ist, dafür Melodie und Harmonie wichtiger werden. Man darf also durchaus die Hoffnung hegen, dass Krokus dereinst eine wunderbare Altherren-Band abgeben werden...