Krokus sind und bleiben Nummer 1
Text: Ko:L
Bilder: musicbild.li
Es war ein Abend zum Anbeissen; die Magic Night auf dem Heitern in Zofingen hatte es in sich. Kein Wölkchen wagte, den Abendhimmel zu trüben; Björn Again, Manfred Mann’s Earth Band und die E.A.V servierten ein opulent-nostalgisches musikalisches Mal mit viel Unterhaltungswert. Dann kamen sie, die fünf alten Mannen, die aus dem malerischen Aarestädtchen Solothurn den Fluss abwärts angereist waren – und nun die Verantwortung für ein anständiges Workout hatten: Krokus, in der Ur-Formation mit Chris von Rohr am Bass, Sänger Marc Storace, Fernando von Arb und Mark Kohler an der Gitarre sowie Trommler Freddy Steady. Einst zogen sie aus, um die Welt zum Beben zu bringen und Platin aus den USA nach Hause zu bringen, jetzt haben sich die fünf wieder gefunden – und den Spass an der Freude an der Musik. Sie war allgegenwärtig, die Spielfreude am Konzert auf dem Heitere. Immer wieder blitzte in den Gesichtern aller Musiker dieses euphorisierte Lächeln auf, das aller Welt verkündete: „It’s good to be back!“
Und wie sie zurück sind! Auch wenn kein Dunstschleier den makellos klaren Himmel verschandelte und der fast volle Mond die idyllische Landschaft am Heitere in sein romantisch-fahles Licht tauchte, so zog trotzdem ein Gewitter in der Nähe von Orkanstärke über das das Mittelland. Mit „Long Stick goes boom“ legten die Krokusse los – und spielten sich in der Folge quer durch ihre 30-jährige Band-Geschichte. Sämtliche Klassiker wie „Bedside Radio“, „Tokyo Nights“ oder „Easy Rocker“ standen auf der Set-Liste, aber auch Songs wie „Hellraiser“ aus der „Zwischen-Zeit“ von Krokus, das neue „Live for the action“ und ein Remake des Steppenwolf-Klassikers „Born to be wild“, das auf dem neuen Album, das 2010 erscheinen soll, zu finden sein wird.
Nach rund anderthalb Stunden Vollgas-Dampfhammer, bleibt die Erinnerung an Chris von Rohrs Aussage im Vorfeld des Heitere-Gigs: „Natürlich müssen wir gewisse Dinge noch anpassen und vertiefen, aber alles in allem habe ich ein sehr gutes Gefühl. Die Songs, an denen wir arbeiten, zeigen wieder, was Krokus einmal waren: Eine songorientierte, pure, solide, ehrliche Hardrockband mit einem Blues-Touch.“ Und der Satz „Ich kenne kein besseres Gefühl, als mit dieser Band auf der Bühne zu stehen und zu rocken“, kriegt insofern eine neue Bedeutung, als dass es für Hardrock-Fans kein besseres Gefühl gibt, als diese Band in ihrer Originalbesetzung rocken zu hören und zu fühlen. So hart es sein mag: Aber die alten Mannen bewiesen mit ihrem zweiten Gig im zweiten Jahr nach ihrer Reunion, dass sie in ihrem Genre immer noch die unangefochtene Nummer 1 der Schweiz sind. Irgendwann während der Show blitzte sogar der Gedanke durch den Kopf: „Alle anderen sind da Schulbuben…“