Kuschelrock - Die schönsten CH-Duette und mehr (Sony BMG)
Text: Monthy
Bild: Cover
Also ich bin ja mehr für Rock als Kuscheln... Trotzdem gehört den Herausgebern der neuen Kaminfeuer-Compilation ein Kränzchen gewunden. Weil sie sich nicht dem Trend Mundart hingegeben haben und die Schnulzen des Landes auf einem neuerlichen Album zusammengefasst haben. Stattdessen präsentieren sie unter dem Motto "die schönsten Schweizer Duette und mehr" wahlweise Klassiker, Songperlen, Heuler und spezielle Momente von nationalen Künstlern. Von den zwanzig Songs sind erstaunlicherweise nur gut die Hälfte in der Landessprache gehalten. Darunter finden sich Must-Features wie Flo Ast und Francine Jordis "Träne", der unsterbliche Aupeflug in der Version Züri West/Stephan Eicher, ein aus dem Musical stammendes Duett von "Ewigi Liebi" oder ein sozusagen obligater Auftritt Polo Hofers, in "Wenn es nötig wär" an der Seite von Sina. Ganz besonders ins Herz treffen mich persönlich die beiden Sprachenmix-Songs auf der CD. Das Fehlen von Nick Cave's "Where the wild roses grow" mit einer wunderschönen Michael von der Heide und dem bösen bösen Kuno hätte ich natürlich sofort reklamiert. Dass zusätzlich aber auch Natachas "Banderas", wenn auch mit Marc Storace an Tony Careys Stelle, nötigt selbst dem Rocker in mir eine Träne ab. Schön ist auch die Berücksichtigung von Toni Vescoli mit "Sitze im Wartsaal". Die fremdsprachigen Songs schliesslich teilen sich in Covers und andere. Nicht nur wegen der Besetzung ein klassischer Vertreter von eigenen Songs ist Gotthards "One Life One Soul" mit Monserat Caballé, jüngere Hörer hätten dagegen sicher "Avalon" von den Lovebugs und Lene Marlin. Aber auch die vielleicht aufsehenerregendste Hiphop Kollaboration von Schweizern mit internationalem Feature ist den Kuschelrock-Machern nicht durch die Lappen gegangen. "Original" von Sens Unik und den Fantastischen Vier steht deshalb für mich heraus. Für mich hier eher überflüssig ist da schon "The captain of her heart". Ist wohl kein Duett sondern "und mehr" ...und langsam oft genug zitiert worden, wenn es um die Meriten von Schweizer Musikern geht. Auftritte mit Blick in die Zukunft gehören dagegen beispielsweise Mina, Fabienne Louves, Mark Sway, Kandlbauer oder Marco Rima, dieser an der Seite von Mia Aegerter im schmusig-schlüpfrigen "Du und ich und sie". Womit wir bei den Songs sind, die man trotz allem hätte weglassen dürfen. Vorneweg ist das "I believe I can fly" von Bo Katzman und Nubya oder "What a feeling" von DJ Bobo, welches einfach musikalisch mit den anderen nicht mithalten kann. Insgesamt ist die neue Kuschelrock also eine fast ganz durch und durch interessante Scherbe... An welchen - auch auf der CD vertretenen - Song ist beispielsweise der Ohrwurm "Träne" angelehnt...?