Kusi - Gemütsmensch und Musiker von Herzen

02.06.2013; Text: Monthy, Bilder: Promo
Kusi ist der Gitarrist von Aextra. Das hat er bei seinem im März erschienen Solo-Debut nicht gerade verschwiegen, aber Hausieren gegangen ist er damit auch nicht. Wer's weiss - so wie ich - erwartet vielleicht mehr etwas im Stil von Slädu & Friends. Ich wusste ja nicht einmal, dass Kusi gut genug singen kann für ein Solo... "Jedenfalls habe ich mir Mühe gegeben", meint Gemütsmensch Markus Jaun beim Interview in einem Thuner Café, als ich ihn darauf anspreche, "Bei Aextra habe ich immer auch gesungen, einfach Background. Das Solo war schon immer mein kleiner Traum, eigentlich seit zehn Jahren. Und weil wir mit Aextra momentan Pause haben, wusste ich: Jetzt musst du es machen!" Gesagt, getan und ja nicht zu dick aufgetragen. Während andere möglichst spektakulär daher kommen (müssen), hat Kusi den schnellsten Weg zu den Herzen der Leute gewählt. Und das passt auch. Denn trotz Glatze und mächtiger Gestalt könnte Kusi keiner Fliege was zuleide tun. Das merkt schnell, wer ihm gegenüber sitzt. Aber fast so schnell, wer einfach seinen Liedern lauscht. Kusi: "Wir wollten es nicht aufblasen und etwas zelebrieren, was nicht ist. Ich habe meine Wurzeln an vielen Stellen der Musik und genauso vielfältig sollte auch das Album sein. So breit gefächert wie ich selbst auch Musik höre..."
Cover Kusi von Kusi
Statt krachenden Gitarren, die man von einem wie ihm erwarten würde, gibt es nun feine Liedermacherkunst in modernem Gewand. Manchmal ein bisschen Troubadour-Charme, Texte die jedermann und -frau verstehen kann und ganz einfach viel viel Herz. Kusi erinnert in vielem an die Anfänge von Gölä. Das hört er von mir nicht zum ersten Mal. "Wir haben ja auch die gleiche Frisur...", meint Kusi lachend und gibt darüber hinaus auch stimmliche Ähnlichkeit zu, "Ich habe nicht probiert, lyrische Ergüsse zu machen. Andere sind da viel besser wie etwa Büne Huber. Also habe ich die Songs einfach so aufgeschrieben, wie ich rede, wie ich es spüre." Dass auch sein Umfeld teilweise deckungsgleich ist, erklärt sich schon nur aus der Geographie. So ist im Duett "Wit ewäg" etwa Sandee's Schwester Babs zu hören, die einst auch bei Gölä sang. Kusi: "Ich habe sie als Sängerin schon immer sehr geschätzt nicht nur bei Gölä sondern auch schon vorher, bei Cosmos und ihren anderen Bands. Ich war also sehr erfreut, als sie mir für diesen Song zusagte - ist ja ein Cover..."
Promo Bilder Kusi
Und zwar von Hubert von Goisern. "Wit ewäg" sticht für mich eigentlich so ein bisschen aus dem Album heraus, kreiert mit dem "Örgeli" eine wunderbare Stimmung - die ideale Single, würde man annehmen? - "Nein. Die erste Auskopplung war 'Ohni di', die zweite ist jetzt 'Übergwicht' und die dritte dann im Sommer 'Ferie'. Der Song wäre zu lang für die Radios und müsste zusammen geschnitten werden. Das fände ich aber schade. Für mich ist er ein Albumtitel. Es ist ganz bewusst ein Track von Hubert von Goisern, der immer ein grosses Vorbild von mir war." Die angesprochene Zweitauskopplung "¨Übergwicht" charakterisiert Kusi und sein selbstbenanntes Album zugegebenermassen auch sehr gut. Ein Problem, das wohl manche(r) hat - gerade in der Hoffnung auf einen vielleicht doch noch kommenden Sommer - und das doch fast so ein bisschen Tabuthema ist. Kusi ist selbst kein Kostverächter und spricht aus eigener Erfahrung. Wer den Song hört, kann sich sofort mit ihm identifizieren. "Viele haben das Problem, aber reden nicht darüber oder ungern. Wenn ich ihn live spiele, habe ich gemerkt, kommen die Leute ein bisschen aus sich heraus. Und ein Specklein zuviel hat hie und da doch jeder."
Promo Bilder Kusi
Bei so einem Album - Solo- und Nebenprojekt - stellt sich immer die Frage, wie die Songs entstanden sind. Eher so "along the way" oder als kompaktes Songwriting? - Kusi: "Es hat beides. 'Für immer und ewig' habe ich etwa 2005 mit Ändu Siegrist geschrieben, ursprünglich für Aextra, wo er es nicht aufs Album geschafft hat. Andere wie 'Übergwicht', Ferie' oder 'Zäme si' sind im letzten Jahr entstanden, als ich bereits den Fokus auf das Album hatte." Die Themen greift Kusi dabei "eher aus dem Alltag", wobei er zugesteht: "Gut, vielleicht hätte es dann auch der eine oder andere Lovesong weniger getan. Aber als Musiker bist du einfach auch ein bisschen deinem Leben ausgesetzt. Wenn dich etwas beschäftigt, dann schreibst du fast automatisch darüber. Möglich also, dass ich zu einem anderen Zeitpunkt ganz andere Themen finden würde." Die Gratwanderung, die Kusi dabei wagt, ist durchaus heikel. Unspektakulär darf es sein, belanglos aber nicht. "Einfach sich selber bleiben", hält Kusi für den einzig gangbaren Weg in dieser Hinsicht und daran hat er sich hörbar gehalten.
Promo Bilder Kusi
"Kaum hast du ein Örgeli irgendwo auf dem Album, heisst es, du machst einen auf Trauffer. Dabei hat die Schmetterband das schon vor fünfundzwanzig Jahren gemacht. Mir gefallen halt so traditionelle Sachen und ich habe auch kein Problem, wenn irgendwo ein Schwyzerörgeli gespielt wird", schickt Kusi zum Selbst-Sein noch hinterher. Gerade weil er der Aextra-Gitarrist ist, muss er das vielleicht ein paarmal öfter erklären als andere. Man würde es ihm schlicht nicht geben. Und wenn wir schon dabei sind, lasse ich es mir nicht nehmen, in der Causa Aextra nachzufragen. Die Band hat in elf Jahren drei Alben heraus gebracht und unermüdlich am noch nicht erfolgten Durchbruch gearbeitet. Andere sind daran zerbrochen. Abnützungen gesteht Kusi denn auch zu, macht aber Hoffnung: "Ich hoffe es. Ändu und Rolf sehe ich oft, mit Schibä habe ich telefonisch alle zwei, drei Monate Kontakt, da er jetzt im Aargau ist. Alle reden immer mal wieder davon. Wir waren viel unterwegs, haben viel gemacht. Die Pause war eindeutig nötig. Wären wir direkt in die Produktion eines vierten Albums gegangen, hätten wir uns wohl verloren. Jetzt habe ich das Gefühl: Wenn sich etwas ergibt, sind wir alle wieder so giggerig darauf, dass es eine kleine Explosion gibt."
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