Leech*Redda: „In einer Band zu spielen ist kein Menschenrecht!“
Text: Kaa Schenker/Ko:L
Bilder: Kaa Schenker
„Punk, Ska, Mafia“, mit diesen drei Worten würden sich die Leech*Redda-Gründer Benno und Martin selber beschreiben. Die beiden sind wilde Hunde und stehen seit ein paar Jahren für wilden Sound in der Schweiz. Entstanden ist Leech*Redda aus der früheren Redda Agency und Leech Records. „Unsere Wege haben sich so oft gekreuzt, dass wir irgendwann an den Punkt gekommen sind, wo wir beschlossen haben, gemeinsam eine Firma draus zu machen“, erklärt Benno und Martin ergänzt: „Vorher waren beides 'nur' Nebenbeschäftigungen. Wir haben dann noch Luca angefragt, einen Kollegen. Nun sind wir zu dritt Leech*Redda und das ist gut so. Zusätzlich haben wir jeweils für die Dauer von einem Jahr einen Praktikanten, welcher uns unterstützt.“
Benno und Martin haben ihr Leben und Schaffen ganz dem Ska, Punk oder Reggae verschrieben – Hauptsache Underground: „Diese Musik ist ehrlich und kommt von Herzen. Wir hören sie selber schon seit über 20 Jahren. So war eigentlich immer klar, dass wir auch mit dieser Musik arbeiten wollen“, sagt Martin. So bauten sich die Jungs ein breites Hintergrundwissen und ein Kontaknetz auf. Die Attitüde von Leech*Redda bringt Benno auf den Punkt, wenn er sagt: „Diese Musik ist weltoffen und alles andere als engstirnig. Das gefällt uns.“ Eine Philosophie, die auch auf die Arbeit mit den Künstlern durchschlägt: „Es ist bei uns ein sehr wichtiger Grundsatz, dass wir mit jeder Band und jedem Künstler sehr gut zusammenarbeiten können. Wir haben nur Künstler unter Vertrag, mit welchen die Zusammenarbeit sehr angenehm und konstruktiv ist“, sagt Benno. Weil aber trotz allem einem Firma, die Überleben muss, dahinter steht, weist Martin auch auf die wirtschaftlichen Aspekte hin: „In der Schweiz ist es klar, dass man als Label und Agentur viele Bands unter Vertrag haben muss, um davon leben zu können.“
Wenn's heute in der Musikszene um Wirtschaftlichkeit geht, geht es unweigerlich auch um Verkaufszahlen. Benno macht deshalb auch keinen Hehl aus seinem Wunsch an die Fans: „Sie sollen weiterhin wach bleiben, neugierig und sich das Interesse an neuen Bands behalten. Aber ich wünsche mir auch, dass sie CDs auf legalem Weg kaufen.“ Den Fans müsse bewusst werden, dass Bands Geld brauchen, um Musik aufzunehmen. „Musik muss etwas wert sein!“ Und weil im Ska und Punk im Publikum bisweilen die Post ziemlich deftig abgeht, appellieren die beiden, an den Konzerten friedlich und respektvoll miteinander umzugehen: „Unsere Shows sind dazu da, die Sau raus zu lassen, aber nicht auf Kosten anderer. Und auch nicht gegen sich selbst: seid vorsichtig mit Alkohol und Drogen.“
Die Leech*Redda-Crew hat allerdings nicht nur eine Handvoll Wünsche an Fans, sondern auch ein paar Ratschläge für Bands am Start: „Spielen, spielen, spielen!“, rät Martin, „Etwas anderes gibt es eigentlich nicht.“ Benno warnt auch von ungesundem Aktivismus: „Man sollte nicht übereifrig Demotapes versenden, Wenn man es macht, sollte man sich gut überlegen, welche Infos der Adressat wirklich braucht. Man sollte sich selber als Band oder Künstler immer reflektieren und nicht einfach davon ausgehen, dass es reicht, einen Song gut spielen zu können. Und: In einer Band zu spielen ist kein Menschenrecht. Nur wer Interesse und Leidenschaft beim Publikum weckt, kann davon ausgehen, dass die Leute auch zum nächsten Konzert kommen.“
Seit jüngstem sind Martin und Benno übrigens nicht nur als Label-Bosse aktiv – sie haben sich auch noch ein Kultlokal gesichert: Die Hafenkneipe in Zürich: „Die Hafenkneipe ist total cool. Es ist genau der Style, der zu uns passt. Und auch die Leute die da verkehren, sind genau die, welche wir ansprechen wollen“, schwärmt Martin und Benno ist überzeugt: „Die Hafenkneipe ist ein gemütlicher Ort mitten im sonst selten gemütlichen Zürich und mit einem Konzertprogramm, wie es das sonst nirgends in der Schweiz gibt.“