Lesley Meguid – Verheiratet und doch Solo
Text/Bilder: Monthy
Zuerst heiraten und dann doch Solo – das können eigentlich nur Musiker bezeihungsweise wie in diesem Fall Musikerinnen. Deshalb ist dies auch gleich die erste Frage, die ich Lesley als Soloact stelle und nicht mehr als Fronterin von Redwood. "Ach ja?", fragt die betroffene frech zurück und geht erstmal auf das Solo ein, "Eigentlich ist es ein Sologprojekt, aber alleine bin ich nicht immer. Es gibt mich auch zu zweit oder als Trio. Hier auf dieser grossen Bühne, ist dann schon eine ganze Band angebracht." Die grosse Bühne wars für Lesley nicht nur im übertragenen Sinn. Immerhin fiel ihr die Ehre zu, "Das Festival Schaffhausen" bei seinem Debut am Donnerstag Abend quasi uraufzuführen. Ihre nicht unbescheidene Konkurrenz an dem Abend: Marit Larsen und Ex-Supertramp Roger Hodgson…
Man könnte ja sagen, Lesley habe ihr Familienleben konsequent in die Musik übertragen. Nach Hochzeit und vielleicht schon angedachter Familienplanung schien auch die Musikerin Meguid das Bedürfnis zu haben, eine eigene Familie zu gründen… Lesley: "Das hat man, glaube ich, sowieso. Dahingehend ist das eigentlich nichts, worüber ich speziell nachdenken müsste", meint Lesley ganz Frau, die sie ist, dazu, präzisiert aber dann noch, "Es ist wohl vor allem eine Frage des Alters. Man sagt ja, dass man mit 28 so in etwa wisse, was man will. Bei mir war das so. Und ich bin vor allem sehr zufrieden, wie mein Soloprojekt verläuft." Die Vergangenheit mit dem Engagement als freches Rockgirl am Mikrofon einer Rockband sieht Lesley denn auch als abgeschlossen. "Das ist für die Bühne, fürs Geschäftliche durch und abgeschlossen. Privat höre ich zwar schon immer noch Rockmusik, aber für mich ist es vorbei. Jetzt ist ruhige Mädchenmusik angesagt…"
Spitzfindig wie ich bin, bemerke ich dass Lesley das, was sie jetzt "ellei" mache, schon mal "L.A." gemacht habe – dabei dreht es sich um ein Feature, welches Lesley mit der Band Amtsbladt eingesungen hatte. Der von Country angehauchte Halb-Dialekt-Song wirkt im Nachhinein betrachtet wie eine kleine Vorschau auf Lesley's Album "The Truth about Love Songs". Bei einem Feature gehe ich überspitzt ausgedrückt eigentlich davon aus, dass der Gast ein Blatt in die Hand gedrückt erhält und macht, was man ihm sagt. Wie war nun ihr Anteil an dem Song genau? – "Das ist jetzt wirklich Zufall. Amtsbladt sind gute Kollegen von mir und haben mich angefragt, ob ich da mitmachen würde", lacht Lesley und erklärt mir die Unterschiede subtil ein bisschen genauer, "Es gibt eben Country-Groove, der programmiert wird, und es gibt den, den man spielt…" Versteckt in dieser Aussage: Lesley tendiert klar zum Zweiten…
Für diesen Stil – gemeinhin als Modern Folk angesehen - nicht unerheblich ist der Klang der Base Drum. Bei Lesley tönt das in etwa so, als ob der Kübel mit Leintüchern gefüllt worden wäre, um den Hall zu unterbinden. Was hat sie damit genau angestellt? – "Wir haben es in einem Zimmer eingespielt und generell ziemlich natürlich belassen." Für einmal hat Lesley keine Antwort parat, warum es genau so ist. Die Intimität, die ihr Sound auch dank solcher Feinheiten versprüht, ist aber jedenfalls beabsichtigt. Durch die Heirat hat sich das Leben der amerikanisch-ägyptisch stämmigen Schweizerin weiter internationalisiert. "Mein Mann ist halt Neuseeländer und hat dort ein Studio. Nach der Trennung von Redwood war ich auch in der entsprechenden Stimmung und wollte etwas Abstand von allem. Da hat sich das für die Vorproduktion des Albums perfekt angeboten. Aufgenommen wurde es dann in New York, was für mich durchaus einfach am Praktischsten ist. Ich habe meine Freunde dort, meine Familie – so hat sich das ergeben." Diese gelebte Weltoffenheit steht ihrer Singer/Songwriter-Musik ganz gut zu Gesicht. Und Lesley gesteht mir zu, dass die Welt, die einem umgibt, sich durchaus im Song spiegelt, den man gerade schreibt: "Vor allem den Songs, die ich in Neuseeland geschrieben habe, kannst du das anhören."
Lesley hatte den Begriff "Mädchenmusik" vorher selbst benutzt. Ich komme darauf zurück und frage, ob sie denn ihre weiblichen Seiten bei Redwood ganz einfach hinten anstellen musste?. Les: "Wenn man zu fünft in einer Band ist und es funktionieren soll, dann muss man eben Kompromisse machen. Es war, als ob wir ein Patchwork-Familie wären und alle zusammen ein Kind hätten. Das kann dann auch nicht jeder nach seinen Grundsätzen erziehen. Nun habe ich zwar auch eine laute Seite, aber die hat über die letzten Jahre immer weniger Platz in mir drin erhalten. Irgendwann hat es dann nicht mehr gestimmt. Jetzt kann ich eben ich selbst sein – mit allen Facetten, die zu mir gehören." Redwood würde Lesley rückblickend als Sprungbrett bezeichnen: "Wobei das für alle gilt, die dabei waren oder es immer noch sind.", relativiert sie, "Wir haben zwölf Jahre hart an uns gearbeitet und jeder wollte immer voran kommen." Bisher hat mir Lesley in einem Interview zu ihren oder Redwood-Alben immer verraten, sie verdanke es diesem oder jenem, ihrem Freund oder später ihrem Mann. Der hat natürlich auch grossen Anteil am vorliegenden. Trotzdem ist jetzt der Moment gekommen, wo Lesley für sich in Anspruch nehmen darf, das Album sich selbst zu verdanken. Sie lächelt befreit auf meinen Hinweis: "Jaja.. Ich spüre das auch. Wenn ich mich am Radio höre, dann höre ich wirklich mich. Es hat Mut gebraucht, die Band zu verlassen. Dafür habe ich drei Jahre gebraucht. Jetzt kann ich mich hinter niemand mehr verstecken…"