Liricas Analas: Erfolg trotz einem Jahr Verspätung

Text: Ko:L
Bilder: musicbild.li
„Wir haben uns ein ziemliches Ei gelegt“, sagt Just vor der Show am Openair Lumnezia über das akutelle Album „Analectrica“ der Liricas Analas. Der Grund für diese im ersten Moment überraschende Aussage liegt bei genauem Hinschauen auf der Hand: Die Scheibe läuft gut – trotz oder dank der Anreicherung des Rumantsch-HipHops mit fetten Disco-Sounds – und Electro ist derzeit extrem hip. Das Risiko besteht, dass Liricas Analas auf Discorap festgenagelt werden. Doch Just stellt klar: „Wir werden uns nicht auf irgendetwas festlegen lassen. Wir werden auch in Zukunft unseren Weg unabhängig von Trends und Hypes gehen, sondern uns ganz auf unser Schaffen und unsere künstlerische Freiheit konzentrieren.“ So wie sie das bis anhin getan haben – und so den Weg von den Rap-Puristen hin zu den Erneueren des Schweizer HipHop-Sounds gegangen sind. „Das gute an 'Analectrica' ist, dass wir eine der ersten Discorap-Scheiben der Schweiz gemacht haben“, sagt Renzo. „Wer was in diese Richtung machen will, kommt nicht an uns vorbei.“
Liricas Analas im Talk
Und wären die Bündner nicht a) vielbeschäftigt und b) mit etwas mehr Biss bei der Arbeit, hätte das Album DER Meilenstein werden können. „Wir kamen ein Jahr zu spät“, sagt Just. „Die Idee, eine Scheibe mit Electro-Einflüssen zu machen, hatten wir viel früher. Aber wir waren schlicht nicht bereit, das Album früher zu bringen – sowohl die MCs, als auch die Producer mit den Beats.“ Denn: Der kraftvolle Mix aus Rap und Electro bringe neue Herausforderungen mit sich. „Vor allem für die MCs, da musst du ganz neue Skills beim Reimen entwickeln“, erklärt Just.
Liricas Analas live
Was bei den Liricas Analas trotz ihrer musikalischen Wandlung geblieben ist, ist die geballte Live-Power: „Wir waren selber überrascht, wie die Leute abgehen“, gesteht Just, und berichtet vom „den vollharten Jungs“ am Gig in Luzern – in breiten Hosen und mit viel Blingbling – die zum Sound der Bündner abgefeiert haben. „Es gab Leute, die am Anfang gegenüber dem Electro sehr skeptisch eingestellt waren“, sagt Flepp. „Aber ich habe viele Feedbacks von Fans oder Freunden gekriegt, die gesagt haben, der Sound fahre live richtig gut ein.“
Liricas Analas live
Gut einfahren? Aber richtig! Liricas Analas erhielten ihren Slot am diesjährigen Openair Lumnezia inmitten von grossen Acts wie Selig, Polarkreis 18 oder Culcha Candela – und fielen erwartungsgemäss in keinster Weise ab. Der Fünfer fuhr auf der Degener Bühne ein wie ein D-Zug und brachte die Menge so richtig zum kochen. Geschickt stellten Liricas Analas ein energiegeladenes Set aus alten und neuen Songs zusammen – „Siemis“ durfte ebensowenig fehlen wie der aktuelle Discokracher „Back cun slang“. Gut eine Stunde bebte das Tal des Lichts in der Folge unter den druckvollen Beats der Rumantschrapper – respektive unter den tausenden tanzenden Füssen. Was als Konzert angesagt war, wurde nicht nur für die Band zu einem waschechten Workout – oder vielmehr zu einem veritablen beatschwangeren Alpenrave.
Liricas Analas live
Bleibt am Ende die Frage nach der Zukunft und danach, was Just wohl mit dem Weg unabhängig vom Trends gemeint hat. „Vielleicht gibts was aus der Ecke RnB/Soul“, flachst Producer Suit, während Just selber antönt: „Wir haben sehr wohl bereits einige Vorstellungen, wie das werden könnte – aber mehr verrate ich nicht.“ Auch wann es mit einem nächsten Album soweit sein könnte, lässt er offen. „Vielleicht 2010, vielleicht 2011.“ Denn wie gesagt: Die künstlerische Freiheit steht für die Jungs über allem. „Wir haben gestern in einem Interview gesagt, wir bedienen mit unserem Sound in erster Linie uns selber“, sagt Just. Suit betont: „Wir arbeiten so lange und feilen so lange an den Songs, bis wir alle die Hände in die Höhe reissen können und sagen: 'Yess – that's it!“ Freuen wir uns in dem Fall auf den Tag, an dem wir nach dem Anhören des vierten Albums der Liricas Analas das selbe tun können.
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